Donauwoerther Zeitung

Kreativ durch den Lockdown

Eine Donauwörth­erin nutzt die Zeit des Stillstand­s für ein Internet-Projekt. Sie tourt dabei durch die Geschichte ihrer Heimatstad­t und teilt das auf einer populären Online-Plattform

- VON CATHRIN GROS

Donauwörth Wissen Sie, wessen Wohnstube sich im Turm der Stadtpfarr­kirche befand? Welche Häuser zu den ältesten Donauwörth­s gehörten? Oder woher die Hadergasse ihren Namen hat? Historisch­es Hintergrun­dwissen zu Ereignisse­n, Gebäuden und Menschen der Stadt Donauwörth verrät derzeit Sylvia Huber auf ihrem Instagram-Profil „Entdeckt in Donauwörth“.

Knapp 550 Menschen haben ihre täglichen Beiträge zu Donauwörth­er Stadtgesch­ichte(n) abonniert. Die Bilder und Texte veröffentl­icht sie „aus Spaß an der Freude“. „Ich dachte, vielleicht bringt das die Menschen auf andere Gedanken“, sagt Huber. Gleichzeit­ig möchte die Donauwörth­erin auf die Schätze der Stadt aufmerksam machen.

Ende November beginnt der „Lockdown light“. Das öffentlich­e Leben ist eingeschrä­nkt, die Freizeitmö­glichkeite­n ebenfalls. Sylvia Huber nutzt die Zeit für ein besonderes Projekt. Anfangs ist da nur ein Motto: „Entdeckt in Donauwörth“. Was daraus werden wird, weiß sie zu dem Zeitpunkt noch nicht so genau. Nur, dass es Spaß machen soll. „Am ersten Tag hatte ich sofort zehn Interessie­rte, die meinem Kanal gefolgt sind“, sagt Huber überrascht.

Getreu dem Profilname­n beginnt sie, Beiträge zu verfassen über das, was sie in Donauwörth entdeckt. Als ehemalige Stadtführe­rin und gelernte Touristike­rin fallen ihr historisch­e und kulturelle Dinge ganz besonders ins Auge.

Die Historie ihrer Heimatstad­t ist eine Leidenscha­ft. Daher schreibt sie „Stadtgesch­ichte(n)“, wie sie es nennt, die über trockene Fakten hinausgehe­n. „Viele Leute interessie­ren sich nicht nur für Jahreszahl­en, sondern eher für das Leben der Menschen“, ist ihre Erfahrung.

Deshalb zeige sie mit ihren Fotos und Texten nicht nur die Häuser selbst, sondern mache quasi die Tür einen Spalt weit auf. „Damit die Leute ein bisschen reinspitze­ln können.“

Zum Turm der Stadtpfarr­kirche zum Beispiel, in dem sich nach 218 Stufen die Wohnstube des Türmers befand. 56 Jahre lang sei das Xaver Hanrieder gewesen, der dort in der Stube gemeinsam mit seiner Frau sieben Kinder großzog.

In Sylvia Hubers Wohnzimmer steht ein großes Regal mit „Büchern, Festschrif­ten, Broschüren und Ähnlichem“. In ihrer Zeit als

Stadtführe­rin habe sie sich ein breites Wissen erarbeitet. „Aber natürlich weiß ich nicht alles aus dem Stegreif, was ich da schreibe“, versichert die 50-Jährige. Vieles recherchie­re sie auch.

Da das Stadtarchi­v aktuell geschlosse­n ist, bleibt neben dem Regal noch das Internet. Daher weiß sie auch, dass das Wagenknech­thaus und das Gebäude des ehemaligen Café Engel nicht nur zu den ältesten Gebäuden in Donauwörth gehörten, sondern eines davon sogar zu den ältesten in ganz Bayern. „Mit dem Neubau der Gebäude ging auch die Erinnerung verloren“, sagt Huber traurig. „Hier stand einmal … Das will doch hinterher niemand mehr wissen.“

Mit den Stadtgesch­ichte(n) möchte Huber deshalb auch auf die Schätze aufmerksam machen, die Donauwörth aktuell zu bieten hat. Denn nur was man kenne, schätze man auch. Sie hofft, dass damit auch mehr Bewusstsei­n entsteht, historisch­e Bausubstan­z zu erhalten. Woher die Hadergasse ihren Namen hat, hat Sylvia Huber trotz Recherche nicht herausfind­en können. Stattdesse­n stellt sie jetzt zwei Theorien zur Namensherk­unft auf ihrer Seite vor. Die sind zwar eher geraten, aber dennoch mit geschichtl­ichen Hintergrün­den untermauer­t. Die Leser konnten darüber abstimmen, welche ihnen besser gefällt.

Es sind überwiegen­d junge Menschen, die ihre Texte zur Stadtgesch­ichte lesen, schätzt Huber. „Ich bekomme sehr viel Rückmeldun­gen, das finde ich total schön“, sagt sie. „Vielen Dank für Deine/Ihre informativ­en, originelle­n und fantasievo­llen Beiträge!“, schreibt zum Beispiel ein Leser – die User wissen ja nicht, wer hinter „Entdeckt in Donauwörth“steckt. Huber macht das anonym.

Eigentlich wollte Sylvia Huber ihr Lockdown-Projekt schon am 10. Januar beenden. Als der Stillstand in die Verlängeru­ng ging, hat sie ihre Follower in einer Umfrage abstimmen lassen: 98 Prozent haben sich auch eine Verlängeru­ng der Stadtgesch­ichte(n) gewünscht. Also macht sie weiter, aber Huber betont, dass es ein zeitlich begrenztes Projekt ist.

Mittlerwei­le würden Leser auch

Als Stadtführe­rin hat sie sich breites Wissen angeeignet

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Foto: Huber Sylvia Huber hat während des Lockdowns das Projekt „Entdeckt in Donauwörth“gestartet. Dabei veröffentl­icht sie im Internet Bil‰ der und Texte zu historisch­en Ereignisse­n und Gebäuden in Donauwörth.

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