Zeit des Umbruchs
In den Wechseljahren geraten die Hormone durcheinander. Oft kommt es zu Beschwerden wie Hitzewallungen. Auch Herzrasen und Schlafstörungen sind möglich. Was Frauen tun können und wann Medikamente sinnvoll sind
Die Wechseljahre sind für viele Frauen eine Zeit des Umbruchs. Nicht selten treten auch Beschwerden wie Schweißausbrüche oder Schlafstörungen auf. Wir wollen wichtige Fragen zu dem Thema klären:
Wechseljahre: Was ist das überhaupt?
Die Wechseljahre sind, ähnlich wie die Pubertät, eine Zeit des hormonellen Umbruchs. Der Körper der Frau stellt sich darauf ein, keine Kinder mehr bekommen zu können. Die Eierstöcke verfügen nämlich über einen begrenzten Vorrat an Eizellen, der mit Anfang 50 meist aufgebraucht ist. Damit geht auch die Produktion der weiblichen Sexualhormone Östrogen und Progesteron stark zurück. Bemerkbar macht sich die Umstellung vor allem dadurch, dass die Menstruation unregelmäßiger und seltener wird, bis sie ganz aufhört. Der Prozess vollzieht sich in mehreren Stufen über zehn bis 15 Jahre und ist oft von Hormonschwankungen gekennzeichnet. Mediziner nennen die Phase auch „Klimakterium“. Der ebenfalls medizinische Begriff „Menopause“kann leicht missverstanden werden: Damit ist nicht gemeint, dass es zwischen der Periode zu längeren Pausen kommt. Vielmehr bezeichnet die „Menopause“die letzte Monatsblutung im Leben einer Frau. Wann dieser Zeitpunkt war, lässt sich erst nachträglich sagen.
Wann beginnt die Umstellung?
Das ist ganz unterschiedlich und wird von verschiedenen Faktoren, etwa den Genen und wahrscheinlich auch dem Lebensstil, beeinflusst. Bei Müttern und Töchtern gibt es beim Verlauf der Wechseljahre nämlich oft Parallelen. Die meisten Frauen haben mit Anfang 50 ihre letzte Periode, manche sind deutlich jünger, andere auch älter. „Die Bandbreite ist hier also relativ groß“, erklärt Katrin Schaudig, Präsidentin der Deutschen Menopause Gesellschaft. Bereits in der Zeit vor den Wechseljahren, der Prämenopause, kündigt sich die hormonelle Umstellung allmählich an. Höhepunkt und eigentlicher Wechsel ist die Perimenopause, die meist ein bis zwei Jahre vor der Menopause beginnt und ungefähr ein bis zwei Jahre danach endet. Danach schließt sich die Postmenopause an, in der es zunächst ebenfalls noch Hormonschwankungen geben kann.
Welche Beschwerden sind typisch?
Zuerst: Nicht alle Frauen haben überhaupt Beschwerden. Studien zufolge hat ein Drittel kaum und ein weiteres Drittel mäßig große Probleme. Ein weiteres Drittel leidet stark unter Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Herzrasen oder Niedergeschlagenheit. Besonders ausgeprägt sind diese Beschwerden um den Zeitpunkt der Menopause herum. „Am häufigsten klagen Patientinnen dann über Hitzewallungen und Schweißausbrüche“, sagt Schaudig. „Die Hormonveränderungen beeinflussen das Temperaturzentrum im Gehirn und gaukeln dem Körper Überhitzung vor – der reagiert dann mit einem Schweißausbruch.“Andere Probleme wie Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen treten ebenfalls oft in Verbindung mit den Wechseljahren auf. Allerdings ist häufig unklar, ob wirklich die hormonellen Veränderungen daran schuld sind.
Wann ist es sinnvoll, Hormone zu nehmen?
Bei starken Beschwerden, vor allem Hitzewallungen, kann eine Hormontherapie ratsam sein. Dabei wird der Hormonmangel durch Medikamente ausgeglichen. Diese Behandlung ist das effektivste Mittel gegen Schweißausbrüche und Beschwerden dieser Art. Allerdings ist die Hormontherapie, die Frauen früher sogar vorbeugend verordnet wurde, in Verruf geraten, seitdem große Studien diverse Risiken aufzeigten: Manche Hormonpräparate können das Risiko für Brustkrebs, Thrombosen und Schlaganfälle erhöhen. Ob es diese Gefahren gibt und wie groß sie sind, hängt aber von verschiedenen Faktoren ab, wie die Gynäkologin Schaudig erklärt: vor allem vom Risikoprofil der Patientinnen, von den Präparaten und von der Therapiedauer. „Zum Beispiel erhöht Östrogen als Gel, Pflaster oder Spray in niedriger Dosis das Risiko für Thrombosen und Schlaganfälle praktisch nicht“, sagt sie. Umgekehrt könnten Hormone auch zusätzliche positive Effekte haben: Sie schützen Schaudig zufolge vor Osteoporose und verringern das Darmkrebs- und Diabetesrisiko. Auch ein positiver Effekt auf Herzerkrankungen sei relativ wahrscheinlich. Risiken und Chancen gegeneinander aufzurechnen, ist äußerst kompliziert. Ärzte sollten ihre Patientinnen daher gut über die Vorund Nachteile aufklären und deren individuelle Situation sehen. Entscheidend ist auch die Einstellung der Frauen: Wie groß ist die Angst vor Risiken? Wie stark ist der Leidensdruck?
Wie gut helfen pflanzliche Mittel?
Vor allem bei leichteren bis mittleren Wechseljahrsbeschwerden kommen natürliche Präparate infrage. Sie können helfen, haben eventuell aber auch Nebenwirkungen. Oben auf der Liste stehen Traubensilberkerze-Präparate (Cimicifuga). Manche Frauen profitieren auch von Isoflavonen, wie sie in Rotklee oder Soja enthalten sind. Diese Stoffe wirken ähnlich wie Östrogen, haben eventuell aber auch ähnliche Risiken. Auch Johanniskraut, das als Stimmungsaufheller bekannt ist, hilft möglicherweise gegen Hitzewallungen: Immerhin hat es sich in kleinen Studien als wirksam erwiesen. Allerdings kann es zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen.
Was können Frauen sonst tun?
Eine Art Allheilmittel ist Bewegung: Zwar kann Ausdauersport wie Joggen, Radfahren oder Schwimmen Hitzewallungen nicht verringern, dafür verbessert er den Schlaf und hebt die Stimmung. Außerdem wirkt regelmäßiger Sport gegen Fettpölsterchen, die Frauen ab 40 vermehrt am Bauch ansetzen. Als hilfreich empfinden manche auch „Hormon-Yoga“, das die Brasilianerin Dinah Rodrigues gezielt für Frauen entwickelte, deren Hormonhaushalt
Bei Müttern und Töchtern gibt es oft Parallelen
Es gibt ein speziell entwickeltes Yoga
aus den Fugen geraten ist. Dabei werden diverse Yoga- und Atemübungen miteinander kombiniert. Möglicherweise kann das Spezial-Yoga tatsächlich dazu beitragen, Schweißausbrüche zu lindern. Auf jeden Fall kräftigen die Übungen die Muskulatur und fördern die Entspannung. Auch Akupunktur kann bei manchen Frauen Hitzewallungen reduzieren. Abgesehen davon lässt sich viel über die Psyche erreichen: So ist die kognitive Verhaltenstherapie der ärztlichen Leitlinie zufolge ein anerkanntes Mittel, um Schweißausbrüche und andere Wechseljahrsbeschwerden zu bekämpfen.