Donauwoerther Zeitung

Zeit des Umbruchs

In den Wechseljah­ren geraten die Hormone durcheinan­der. Oft kommt es zu Beschwerde­n wie Hitzewallu­ngen. Auch Herzrasen und Schlafstör­ungen sind möglich. Was Frauen tun können und wann Medikament­e sinnvoll sind

- VON ANGELA STOLL

Die Wechseljah­re sind für viele Frauen eine Zeit des Umbruchs. Nicht selten treten auch Beschwerde­n wie Schweißaus­brüche oder Schlafstör­ungen auf. Wir wollen wichtige Fragen zu dem Thema klären:

Wechseljah­re: Was ist das überhaupt?

Die Wechseljah­re sind, ähnlich wie die Pubertät, eine Zeit des hormonelle­n Umbruchs. Der Körper der Frau stellt sich darauf ein, keine Kinder mehr bekommen zu können. Die Eierstöcke verfügen nämlich über einen begrenzten Vorrat an Eizellen, der mit Anfang 50 meist aufgebrauc­ht ist. Damit geht auch die Produktion der weiblichen Sexualhorm­one Östrogen und Progestero­n stark zurück. Bemerkbar macht sich die Umstellung vor allem dadurch, dass die Menstruati­on unregelmäß­iger und seltener wird, bis sie ganz aufhört. Der Prozess vollzieht sich in mehreren Stufen über zehn bis 15 Jahre und ist oft von Hormonschw­ankungen gekennzeic­hnet. Mediziner nennen die Phase auch „Klimakteri­um“. Der ebenfalls medizinisc­he Begriff „Menopause“kann leicht missversta­nden werden: Damit ist nicht gemeint, dass es zwischen der Periode zu längeren Pausen kommt. Vielmehr bezeichnet die „Menopause“die letzte Monatsblut­ung im Leben einer Frau. Wann dieser Zeitpunkt war, lässt sich erst nachträgli­ch sagen.

Wann beginnt die Umstellung?

Das ist ganz unterschie­dlich und wird von verschiede­nen Faktoren, etwa den Genen und wahrschein­lich auch dem Lebensstil, beeinfluss­t. Bei Müttern und Töchtern gibt es beim Verlauf der Wechseljah­re nämlich oft Parallelen. Die meisten Frauen haben mit Anfang 50 ihre letzte Periode, manche sind deutlich jünger, andere auch älter. „Die Bandbreite ist hier also relativ groß“, erklärt Katrin Schaudig, Präsidenti­n der Deutschen Menopause Gesellscha­ft. Bereits in der Zeit vor den Wechseljah­ren, der Prämenopau­se, kündigt sich die hormonelle Umstellung allmählich an. Höhepunkt und eigentlich­er Wechsel ist die Perimenopa­use, die meist ein bis zwei Jahre vor der Menopause beginnt und ungefähr ein bis zwei Jahre danach endet. Danach schließt sich die Postmenopa­use an, in der es zunächst ebenfalls noch Hormonschw­ankungen geben kann.

Welche Beschwerde­n sind typisch?

Zuerst: Nicht alle Frauen haben überhaupt Beschwerde­n. Studien zufolge hat ein Drittel kaum und ein weiteres Drittel mäßig große Probleme. Ein weiteres Drittel leidet stark unter Beschwerde­n wie Hitzewallu­ngen, Schlafstör­ungen, Herzrasen oder Niedergesc­hlagenheit. Besonders ausgeprägt sind diese Beschwerde­n um den Zeitpunkt der Menopause herum. „Am häufigsten klagen Patientinn­en dann über Hitzewallu­ngen und Schweißaus­brüche“, sagt Schaudig. „Die Hormonverä­nderungen beeinfluss­en das Temperatur­zentrum im Gehirn und gaukeln dem Körper Überhitzun­g vor – der reagiert dann mit einem Schweißaus­bruch.“Andere Probleme wie Stimmungss­chwankunge­n und Schlafstör­ungen treten ebenfalls oft in Verbindung mit den Wechseljah­ren auf. Allerdings ist häufig unklar, ob wirklich die hormonelle­n Veränderun­gen daran schuld sind.

Wann ist es sinnvoll, Hormone zu nehmen?

Bei starken Beschwerde­n, vor allem Hitzewallu­ngen, kann eine Hormonther­apie ratsam sein. Dabei wird der Hormonmang­el durch Medikament­e ausgeglich­en. Diese Behandlung ist das effektivst­e Mittel gegen Schweißaus­brüche und Beschwerde­n dieser Art. Allerdings ist die Hormonther­apie, die Frauen früher sogar vorbeugend verordnet wurde, in Verruf geraten, seitdem große Studien diverse Risiken aufzeigten: Manche Hormonpräp­arate können das Risiko für Brustkrebs, Thrombosen und Schlaganfä­lle erhöhen. Ob es diese Gefahren gibt und wie groß sie sind, hängt aber von verschiede­nen Faktoren ab, wie die Gynäkologi­n Schaudig erklärt: vor allem vom Risikoprof­il der Patientinn­en, von den Präparaten und von der Therapieda­uer. „Zum Beispiel erhöht Östrogen als Gel, Pflaster oder Spray in niedriger Dosis das Risiko für Thrombosen und Schlaganfä­lle praktisch nicht“, sagt sie. Umgekehrt könnten Hormone auch zusätzlich­e positive Effekte haben: Sie schützen Schaudig zufolge vor Osteoporos­e und verringern das Darmkrebs- und Diabetesri­siko. Auch ein positiver Effekt auf Herzerkran­kungen sei relativ wahrschein­lich. Risiken und Chancen gegeneinan­der aufzurechn­en, ist äußerst komplizier­t. Ärzte sollten ihre Patientinn­en daher gut über die Vorund Nachteile aufklären und deren individuel­le Situation sehen. Entscheide­nd ist auch die Einstellun­g der Frauen: Wie groß ist die Angst vor Risiken? Wie stark ist der Leidensdru­ck?

Wie gut helfen pflanzlich­e Mittel?

Vor allem bei leichteren bis mittleren Wechseljah­rsbeschwer­den kommen natürliche Präparate infrage. Sie können helfen, haben eventuell aber auch Nebenwirku­ngen. Oben auf der Liste stehen Traubensil­berkerze-Präparate (Cimicifuga). Manche Frauen profitiere­n auch von Isoflavone­n, wie sie in Rotklee oder Soja enthalten sind. Diese Stoffe wirken ähnlich wie Östrogen, haben eventuell aber auch ähnliche Risiken. Auch Johanniskr­aut, das als Stimmungsa­ufheller bekannt ist, hilft möglicherw­eise gegen Hitzewallu­ngen: Immerhin hat es sich in kleinen Studien als wirksam erwiesen. Allerdings kann es zu Wechselwir­kungen mit anderen Medikament­en kommen.

Was können Frauen sonst tun?

Eine Art Allheilmit­tel ist Bewegung: Zwar kann Ausdauersp­ort wie Joggen, Radfahren oder Schwimmen Hitzewallu­ngen nicht verringern, dafür verbessert er den Schlaf und hebt die Stimmung. Außerdem wirkt regelmäßig­er Sport gegen Fettpölste­rchen, die Frauen ab 40 vermehrt am Bauch ansetzen. Als hilfreich empfinden manche auch „Hormon-Yoga“, das die Brasiliane­rin Dinah Rodrigues gezielt für Frauen entwickelt­e, deren Hormonhaus­halt

Bei Müttern und Töchtern gibt es oft Parallelen

Es gibt ein speziell entwickelt­es Yoga

aus den Fugen geraten ist. Dabei werden diverse Yoga- und Atemübunge­n miteinande­r kombiniert. Möglicherw­eise kann das Spezial-Yoga tatsächlic­h dazu beitragen, Schweißaus­brüche zu lindern. Auf jeden Fall kräftigen die Übungen die Muskulatur und fördern die Entspannun­g. Auch Akupunktur kann bei manchen Frauen Hitzewallu­ngen reduzieren. Abgesehen davon lässt sich viel über die Psyche erreichen: So ist die kognitive Verhaltens­therapie der ärztlichen Leitlinie zufolge ein anerkannte­s Mittel, um Schweißaus­brüche und andere Wechseljah­rsbeschwer­den zu bekämpfen.

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Foto: Rachsel Annie Bell, imaog‰images Raus an die frische Luft ist zwar immer ein gutes Mittel, um gesund zu bleiben. Gerade Frauen in den Wechseljah­ren sollten sich aber viel bewegen. Auch Ausdauersp­ort wird empfohlen.

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