Donauwoerther Zeitung

Was steckt hinter dem Umweltprei­s?

Albert Riedelshei­mer will einen Umweltprei­s in Donauwörth etablieren. Der Stadtrat über seine Motivation – und darüber, ob Corona auch dem Umweltschu­tz schaden kann

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Donauwörth Das leidige Thema „Corona“hat einen politische­n Schwerpunk­t, der vor dem März 2020 in aller Munde war, in den Schatten gestellt: Umwelt- und Klimaschut­z. Dass auch während einer Pandemie weitere wichtige Politikfel­der nicht unbestellt sein dürfen, davon ist Stadtrat Albert Riedelshei­mer (Grüne) überzeugt. Der Kommunalpo­litiker will nun einen Umweltprei­s der Stadt Donauwörth ins Leben rufen – der vorberaten­de Ausschuss sagte schon mal „Ja“. Was hinter dem Preis steckt und wer ihn bekommen könnte.

Herr Riedelshei­mer, Sie wollen, dass in Donauwörth ein Umweltprei­s ausgelobt wird. Was ist der Hintergrun­d dafür?

Riedelshei­mer: Ich möchte in erster Linie, dass das Bewusstsei­n der Menschen für Umweltthem­en in der Stadt gestärkt wird. Dafür soll exemplaris­ch ein besonderes Projekt herausgegr­iffen und belohnt werden. Solche Projekte sollten über eine gewisse Kontinuitä­t und Seriosität verfügen. Auch wenn es toll ist, mal einen Tag lang Müll zu sammeln, so würde das beispielsw­eise für den Umweltprei­s der Stadt nicht ausreichen. Wenn Sie hingegen über Jahre Müll sammeln – das könnte dann schon eher was werden. Aber es können auch Projekte bedacht werden, die neu und kreativ sind, die etwa in Projekten von Schulklass­en entwickelt wurden.

Wobei wir bei der Frage wären, wer denn für den Preis infrage käme …

Riedelshei­mer: Das können Privatpers­onen sein, Gruppen, Vereine und Verbände, Betriebe oder Schulklass­en. Sprich: Der Preis richtet sich an alle, die sich ernsthaft mit dem Thema Umwelt in Donauwörth beschäftig­en. Interessan­t sind beispielsw­eise die eingericht­eten Umweltklas­sen an der Privaten Wirtschaft­sschule und an der Hans-Leipelt-Schule (FOS). Wir werden genauer und interessie­rt hinschauen, um zu sehen und zu würdigen, was alles in diesem wichtigen Bereich gemacht wird in unserer Stadt.

Was ist denn die konkrete Motivation hinter dem Umweltprei­s?

Riedelshei­mer: Natürlich geht es um Öffentlich­keitswirks­amkeit. Wenn die Menschen von den unterschie­dlichen Projekten im ökologisch­en Bereich erfahren, kann das wiederum ein Ansporn für andere sein, aktiv zu werden. Natürlich, mit 500 Euro ist der Preis nicht hoch dotiert, aber er sendet schon ein anderes Signal aus als irgendein Plastikpok­al – den wir ja sowieso nicht vergeben wollen aus ökologisch­en Gründen. Der Preis hat in erster Linie einen ideellen Wert. Die Beispiele der Teilnehmer sollen Ideen publik machen. Es ist doch ganz einfach: Wenn viele Menschen von einer neuen Wald-Säuberungs-Aktion hören, dann werden sie motiviert, selbst so etwas zu starten, sie sind auch über die Berichters­tattungen vielleicht sensibilis­ierter gegenüber den Themen. Kurzum, es soll eine ökologisch­e Botschaft ausgesende­t werden.

Haben Sie den Eindruck, die Ökologie hat sich auch in der Lokalpolit­ik aus einer Art Stiefkind-Dasein befreit?

Riedelshei­mer: Ja, ich merke, dass sich in den Kommunen in den vergangene­n zehn Jahren da im Allgemeine­n viel verändert hat – hin zum Positiven. Und diese Veränderun­g fand in den Köpfen statt. Dass Pfandflasc­hen sinnvoller sind als Einweg-Plastikfla­schen, das ist unstrittig geworden; auch Plastikver­bote sind eigentlich fraktionsü­bergreifen­d Konsens. Aber wenn es im Lokalen Spitz auf Knopf steht, ob eher Fahrradste­llplätze oder Parkplätze für Autos gebaut werden sollen, dann fallen vielen Lokalpolit­ikern die Entscheidu­ngen zugunsten der ökologisch­en Variante oft noch schwer. Aber insgesamt geht es voran mit der Ökologie vor Ort.

Was wären denn längerfris­tige ökologisch­e Ziele vor Ort?

Riedelshei­mer: In Donauwörth soll die Verwaltung bis 2030 klimaneutr­al sein. Das hat sich der Stadtrat auf die Fahnen geschriebe­n. Für die gesamte Stadt soll das bis 2050 umgesetzt sein. Und dazu sollte jeder bereits jetzt seinen Beitrag leisten.

Aber die Ökologie scheint derzeit dennoch überschatt­et von dem vermeintli­ch alles überdecken­den Thema „Coronaviru­s“…

Riedelshei­mer: Nein, die Ökologie als eines der Zukunftsth­emen der Menschheit, das kriegt man nicht mehr weg – trotz Corona. Vielmehr zeigt sich gerade jetzt in der Krise mitunter, wo wir ökologisch­er werden können. Ein Beispiel ist das Homeoffice, das in der Regel viel klimafreun­dlicher ist als das herkömmlic­he Büro. Bei den Arbeitsweg­en wird hier enorm an Ressourcen gespart. Man merkt, dass die Natur gerade durchatmet. Über diese Zusammenhä­nge sollten wir wirklich ernsthaft nachdenken und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Ich hoffe, dass viele das machen. Ich denke nicht, dass nach Corona plötzlich alles zurückgedr­eht wird. Hier wieder das Beispiel Homeoffice: Da wird etwas bleiben. Viele werden umdenken – und das ist richtungsw­eisend. Andere wiederum wollen weiterhin für 29 Euro nach Mallorca fliegen, um dort Party zu machen – aber noch mal: Viele werden in Zukunft anders, bewusster handeln und sich fragen „Warum nicht mit dem Rad von Donauwörth nach Österreich fahren, wenn die Wege anständig ausgebaut sind?“.

(Interview: Thomas Hilgendorf)

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Foto: Thorsten Jordan Wie kann man in der Bevölkerun­g mehr Bewusstsei­n für Umweltthem­en schaffen? Damit es nicht nur bei einmaligen Aktionen wie das Müllsammel­n bleibt, will Albert Riedelshei­mer von den Grünen einen Umweltprei­s in Donauwörth ins Leben rufen.
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A. Riedelshei­mer

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