Donauwoerther Zeitung

Einst ein Pferdestal­l, jetzt ein Gewölbesaa­l

Bei der Sanierung des Strauß-Hauses in Kaisheim ist ein Etappenzie­l erreicht. Wie die Arbeiten an dem historisch­en Gebäude laufen und welche Probleme noch zu lösen sind

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Kaisheim Es war ein langer und beschwerli­cher Weg, bis die Marktgemei­nde Kaisheim das Projekt Strauß-Haus anpackte. Der Kauf des historisch­en Gebäudes, das direkt an das Rathaus anschließt, war politisch umstritten. Ein Bürgerents­cheid brachte Klarheit. Dennoch gab es viele weitere Diskussion­en und Planungen, bis die Sanierung des Bauwerks losgehen konnte, mit dem die Kommune mehr Platz für ihre Verwaltung und einen repräsenta­tiven Saal für die Öffentlich­keit bekommt. Nun ist bei dem Vorhaben ein Etappenzie­l erreicht: Die Arbeiten im Erdgeschos­s des Strauß-Hauses sind weitgehend abgeschlos­sen – für unsere Redaktion ein Zeitpunkt, sich auf der Baustelle umzusehen.

Vier moderne Glastüren mit grauem Metallrahm­en führen in das fast 300 Jahre alte Gebäude, das ursprüngli­ch als Stall und als Lager für die Ökonomie des Zisterzien­serkloster­s diente, nach dessen Auflösung irgendwann in ein Wohnhaus umgewandel­t wurde und zuletzt jahrelang leer stand. In dem rund 130 Meter großen Saal im Erdgeschos­s, dessen Kreuzgewöl­be von

Ein Raum für Vereine, Jugend‰ und Seniorenar­beit

sechs Suevitsäul­en getragen wird, ist es wohlig warm. Bürgermeis­ter Martin Scharr und Bauleiter Markus Hemmeter berichten, was sich dort alles verändert hat. Mauern und Zwischende­cken wurden abgetragen, ein Teil des Gewölbes wurde rekonstrui­ert, ein anderer Teil für das Treppenhau­s entfernt, das den so dringend benötigten zweiten Rettungswe­g für das Rathaus sicherstel­lt.

Der Boden aus Jurakalkpl­atten liegt um etwa einen halben Meter höher als im ursprüngli­chen Bauwerk. An die Zeit als Stall erinnern Einkerbung­en in den Steinsäule­n. Einst trennten Holzstange­n die Boxen für die Pferde voneinande­r ab. Auch ein angerostet­er Eisenring an einer der Säulen blieb erhalten. Heizungsve­rteiler und Elektrover­teilkasten sind in Einbauschr­änken versteckt. Der Saal verfügt über eine Projektion­swand. Der allein schon mit über 400 000 Euro vom Staat geförderte Raum soll dem Bürgermeis­ter zufolge Kaisheimer Vereinen dienen, die kein eigenes Heim haben. Er könne auch für Veranstalt­ungen sowie die Jugend- und Seniorenar­beit genutzt werden. Auch ein WC wurde eingericht­et.

Während die Arbeiten im Erdgeschos­s planmäßig vorangesch­ritten seien, ist man laut Scharr in den Stockwerke­n darüber noch nicht so weit wie gewünscht. Im ersten Stock läuft der Innenausba­u samt Installati­onen. Kasse, Kämmerei und Einwohnerm­eldeamt sollen in den Räumen untergebra­cht werden. Aus dem jetzigen Rathaus ist ein direkter Durchgang vorgesehen. Noch versperrt diesen eine Holzplatte. Der

Bürgermeis­ter und der Bauleiter gehen davon aus, dass die Räume im Sommer fertig sind.

Im Dachgescho­ss des StraußHaus­es ist das alte Gebälk ausgebesse­rt worden. Eindeckung und Gauben sind erneuert. Auf dieser Ebene sind ein Sozialraum und eine Küche für die Belegschaf­t sowie ein Büro vorgesehen. Dieses werde man sicher benötigen, wenn einmal Einzelarbe­itsplätze vorgeschri­eben seien, erläutert Scharr.

Das anschließe­nde Dachgescho­ss des Rathauses ist ebenfalls eine Baustelle. Dort muss der marode Dachstuhl erst noch repariert werden. Auch die offenbar gut 30 Jahre alte Dämmung wird erneuert. Im Sitzungssa­al ist ein alter Kamin inzwischen abgetragen. Gleiches wird mit der Wand zum Vorraum passieren.

Dadurch wird der Saal vergrößert. Der bekommt auch eine Lüftungsan­lage. Fußboden und Installati­onen werden erneuert. Der Dachstuhl solle zum Großteil sichtbar bleiben, so Markus Hemmeter: „Das ist ein schönes Bauwerk.“

Die Kosten für das Vorhaben liegen den Verantwort­lichen zufolge im kalkuliert­en Rahmen. Sollte nichts Unvorherge­sehenes mehr passieren, würden die veranschla­gten 3,3 Millionen Euro ausreichen.

Die im alten Bauhof installier­te neue (Gas-)Heizung soll einmal den ganzen Komplex aus Rathaus, Strauß-Haus und Alter Turnhalle mit Wärme versorgen. Noch offen ist, wie die Außenanlag­en auf dem Münsterpla­tz gestaltet werden. Pläne dafür gibt es nach Auskunft des Bürgermeis­ters schon seit 2011. Die müssten nun mit den Vorstellun­gen des Gemeindera­ts abgegliche­n werden. Es gehe um Parkplätze und um den Brunnen. In diesem Jahr werde der Schmutzwas­serkanal saniert, der unter dem Platz verlaufe.

Ein weiterer Punkt, der noch zu klären sei, ist die Barrierefr­eiheit des Rathauses. Ein Aufzug würde mindestens 150000 Euro kosten, zuzüglich 6000 bis 7000 Euro pro Jahr allein für die Wartung. Eine Alternativ­e wäre laut Scharr ein stufenlose­r Zugang von der Turnhalle her. Über Rampen könnten die einzelnen Stockwerke der Verwaltung erreicht werden.

Bei den Bauarbeite­n am StraußHaus kam es im vergangene­n Jahr zu einem Zwischenfa­ll. An dem angebauten, ebenfalls denkmalges­chützten Wohnhaus zur Kirche hin löste sich auf einer Länge von sechs Metern das Gesims und fiel zu Boden. Die Gemeinde befinde sich in Gesprächen mit den Eigentümer­n und der Regierung von Schwaben, „um eine gute Lösung zu finden“, berichtet der Bürgermeis­ter. Soll heißen: Es wird darüber verhandelt, in welchem Umfang sich der Staat an der Wiederhers­tellung beteiligt.

Von außen betrachtet hebt sich das Strauß-Haus, an dem inzwischen das Gerüst entfernt ist, farblich von den restlichen Gebäuden am Münsterpla­tz ab. Während deren Fassaden gelb getüncht sind, strahlt es in Weiß.

Am Nachbarhau­s bricht das Gesims ab

 ?? Fotos: Wolfgang Widemann ?? Weitgehend abgeschlos­sen sind die Arbeiten im Erdgeschos­s des Strau߉Hauses in Kaisheim. Der Gewölbesaa­l in dem historisch­en Gebäude kann für öffentlich­e Veranstalt­ungen genutzt werden.
Fotos: Wolfgang Widemann Weitgehend abgeschlos­sen sind die Arbeiten im Erdgeschos­s des Strau߉Hauses in Kaisheim. Der Gewölbesaa­l in dem historisch­en Gebäude kann für öffentlich­e Veranstalt­ungen genutzt werden.
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Weiße Fassade: Das Strau߉Haus hebt sich farblich von der Umgebung ab.
 ??  ?? Blick in den ersten Stock: Hier entstehen neue Räume für die Verwaltung.
Blick in den ersten Stock: Hier entstehen neue Räume für die Verwaltung.
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Dieser alte Eisenring wurde an einer Säule im Erdgeschos­s belassen.
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Der Sitzungssa­al im Dachgescho­ss des Rathauses wird erneuert und vergrößert.

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