Slalom: Daumendrücken in Donauwörth
Ski Linus Straßer, der derzeit im Weltcup für Furore sorgt, hat Fans in der Großen Kreisstadt. Das hat familiäre Gründe. Der 28-Jährige selbst erwägt einen Besuch in der Region im Sommer
Donauwörth Im Hause Merkle in Donauwörth sind die WintersportLiveübertragungen im Fernsehen in den letzten Wochen zum Pflichtprogramm geworden. Da gibt es nämlich neuerdings Leistungen eines Skirennfahrers zu bejubeln, den man in der Familie Merkle gut kennt: Linus Straßer, 28, ist in aller Munde – und bei den Merkles mehr als nur ein Gesprächsthema.
Weltcup-Sieg in Zagrebe! Platz zwei in Adelboden! Zuletzt in Flachau Fünfter! Der gebürtige Münchner rockt in diesem Winter die Slalom-Rennen, wird schon als Nachfolger von Christian Neureuther gehandelt. Linus Straßer lebt in Kirchberg bei Kitzbühl. Seine Eltern waren dorthin immer schon in den Skiurlaub gefahren. Mit zwei Jahren stand Straßer dort zum ersten Mal auf Ski.
Daran kann sich Tobias Merkle noch gut erinnern. Seine Mutter, Susanne Merkle, und Sonja Straßer, die Mutter von Linus, sind Schwestern. Tobias Merkle als Cousin hat die Laufbahn von Linus immer verfolgt, „auch wenn Linus 22 Jahre jünger ist“, schmunzelt der Donauwörther. Er hält, soweit es geht, Kontakt zum Skirennläufer. Der wird allerdings während der Saison von seinen Betreuern stark abgeschirmt.
Linus Straßer startet für den TSV 1860 München und freut sich: „Es ist schon cool, für einen Klub zu starten, der eigentlich für den Fußball steht, aber so auf den Skisport. Ich bin stolz, für die Sechz’ger zu starten.“
Straßer als Hochleistungssportler ist ein viel gefragter Mann. Tobias Merkle hat den Kontakt immer gehalten – auch wenn sich die beruflichen Wege weit auseinanderentwickelt haben. In den letzten Jahren haben sich die beiden am Rande eines Riesen-Events immer getroffen: Merkle war ständiger Gast beim bekannten Nachtslalom in Schladming, um den 28–jährigen Linus anzufeuern. Es sei doch klar, dass man da die Daumen drückt. Nun hoffen die Donauwörther, dass er vielleicht im kommenden Sommer einmal vorbeischaut.
Dass auch die Verwandten in Donauwörth bei seinen Rennen mitfiebern, freut Straßer. „Die Familie ist mir sehr wichtig“, sagt das SlalomAss im Interview mit unserer Zeitung. „Gerade, wenn man viel unterwegs ist, da weiß man es umso mehr zu schützen, was Familie bedeutet. Sie ist für mich Institution und Ort zugleich. Da treffe ich die Menschen, die mich am besten kennen und denen ich vertrauere. Sie nehmen mich so, wie ich bin.“
Als Kind sei er öfter mal in Donauwörth gewesen, erzählt er, „aber das ist seltener geworden“. Die Familie mütterlicherseits und viele
Verwandte hielten aber Kontakt zu ihm. Straßer: „Falls ich im Sommer die Gelegenheit haben sollte, so würde sich ein Ausflug nach Donauwörth definitiv anbieten. Bei einem Besuch der Verwandtschaft könnte ich dann gleich meine Erinnerung an den schönen, alten Stadtkern auffrischen.“
Dass er plötzlich so ins Rampenlicht gerückt ist, lässt Straßer kalt. „Oft ist es ja so, dass Menschen sich zuerst gar nicht so sehr verändern und so sind wie immer. Umgekehrt merken sie aber, dass das Umfeld sich plötzlich anders verhält und ungewohnt reagiert. Er wolle in jedem Fall so bleiben, wie er sei. Die Medienanfragen hätten freilich erheblich zugenommen, schmunzelt er.
Im Moment bereitet sich Straßer auf den Nachtslalom in Schladming am kommenden Dienstag, 26. Januar, vor, dem am nächsten Wochenende dann gleich zwei Slaloms in Chamonix in Frankreich folgen.