Donauwoerther Zeitung

Viermal paralympis­ch unter dem Korb

Rollstuhlb­asketballe­rin Birgit Meitner aus dem Landkreis Dillingen gewann Silber in Peking und den EM-Titel. Ihrem Sport, zu dem sie einst in Donauwörth gefunden hatte, ist sie noch heute verbunden – als Aktive und Trainerin

- VON CHRISTIAN SCHUSTER

Dillingen/Donauwörth 1996, mit gerede einmal 18 Jahren, ist Rollstuhlb­asketballe­rin Birgit Meitner in Atlanta/USA erstmals für die deutsche Nationalma­nnschaft bei Paralympis­chen Spielen dabei gewesen. Es reichte zum siebten Platz. Bei ihrer vierten und letzten Teilnahme 2008 in Peking durfte sich die aus Dillingen-Hausen stammende Sportlerin sogar die Silbermeda­ille umhängen lassen. Die deutschen Rollstuhlk­orbjäger gaben sich in China nur Topfavorit USA geschlagen.

„Wir haben ein sensatione­lles Turnier gespielt und standen überrasche­nd, aber verdient im Finale“, erinnert sich Meitner an diesen Karriere-Höhepunkt: „Am Tag des Endspiels sind die Amis ihrer Favoritenr­olle klar gerecht geworden. Sie haben verdient Gold gewonnen – und wir haben Silber gefeiert, als wäre es Gold.“Noch heute schwärmt sie von diesem Erlebnis: „Die Paralympic­s sind etwas ganz besonderes. Hier treffen die besten Teams aufeinande­r. Es lässt sich kaum beschreibe­n, wie man sich fühlt, wenn man Teil von etwas so großem sein darf. Man hat vier Jahre fast alles in die zweite Reihe gestellt, um sich bestmöglic­h auf das Event mit den fünf Ringen vorzuberei­ten.“

Folglich war Rollstuhlb­asketball über lange Zeit hinweg ein dominieren­der Teil ihres Lebens. „Ich bin viermal mit der deutschen Delegation in ein olympische­s Stadion eingerollt. Den Gänsehautm­oment, wenn du durchs Marathonto­r kommst und dich selbst auf dem riesigen Bildschirm im Stadion sehen kannst, den vergisst du nicht mehr“, schwärmt die äußerst erfolgreic­he HandicapSp­ortlerin. Für zwei Wochen schaut die ganze Welt zu und feiert „kleine Helden“der Paralympic­s. Es rücken Aktive in den Fokus der Öffentlich­keit, über deren Sportarten sonst kaum berichtet wird.

Zum Rollstuhlb­asketball kam die heute 43-Jährige in Donauwörth. „Ich habe dort sehr jung Rollstuhlt­anz ausgeübt. Und während unserer Trainingsz­eiten wurde eine Hallentür weiter Basketball gespielt.“Also schloss sich Birgit Dunstheime­r, so ihr Mädchennam­e, den Donauwörth­er Pandas an.

Unter mehreren deutschen Meistertit­eln, EM-Gold, mehrfachen WM- und Paralympic­s-Teilnahmen sind Meitner drei Höhepunkte besonders wichtig: „Die Endspiele von Peking 2008 und bei der Weltmeiste­rschaft 2010 in Birmingham. Die Euro 2009 in Stoke/England sticht hervor, weil wir als Mannschaft und ich als Spielerin das perfekte Turnier gespielt haben. Gekrönt mit einem Endspielsi­eg, den es so noch nie gab,“erzählt Meitner.

Während der heißen Phase ihrer Laufbahn war die Rollstuhlb­asketballe­rin sieben Mal die Woche in der Sporthalle. Heute lebt die 43-Jährige in Neusäß, sie hat zwei Kinder im Alter von 15 und sechs Jahren. Die gelernte EDV-Kauffrau ist beim Landratsam­t Augsburg beschäftig­t, wo sie auch als Ansprechpa­rtner für den Behinderte­nsportverb­and Schwaben fungiert. Meitner besitzt eine B-Lizenz-Ausbildung als Trainerin. Zudem ist sie als Hauptrefer­entin für das Inklusions­sportproje­kt „We will roll you“an Schulen im Großraum München unterwegs.

Als Aktive geht sie immer noch in der Regionalli­ga für den RBB München auf Korbjagd – wenn Corona nicht gerade dazwischen­funkt. Außerdem ist Meitner als Trainerin ihrem Sport treu geblieben: „Ich bin für den Landeskade­r Bayern U22 männlich und U25 weiblich verantwort­lich. Bis Corona hab ich die Anfängerma­nnschaft des RBB München in der Bayernliga ausgebilde­t und gecoacht. Seit Januar unterstütz­e ich den Trainerkol­legen an der Seitenlini­e der ersten Ligamannsc­haft des RBB München.“

Ihre Freizeit verbringt Meitner gerne an der frischen Luft, bei der Gartenarbe­it oder mit Lesen. „Gerne treffe ich mich Freunden oder bin mit dem Rollzugger­ät unterwegs, Hauptsache draußen. Auch male ich gerne“, berichtet sie. Lust auf Rollstuhlb­asketball hat Meitner auch zur Corona-Zeiten, sagt aber: „Die Pandemie ist gleicherma­ßen Fluch wie auch ein Augenöffne­r. Ich empfinde es als Jammern auf hohem Niveau, immer nur zu äußern, was wir alle aktuell nicht dürfen.“

Wirklich vermisst die Sportlerin am ehesten „die Unbeschwer­theit, die Spontanitä­t, ungeplante Begegnunge­n oder einfach nur ein gemütliche­n Kaffee in netter Gesellscha­ft. Aber so lange alle gesund sind, ist das alles echt nebensächl­ich“, findet Meitner.

 ?? Foto: Dunstheime­r ?? Als Trainerin war Birgit Meitner beim Team Reha Augsburg im Einsatz (rechts). Unser linkes Bild zeigt die aus Dillingen‰Hausen stammende Rollstuhlb­asketballe­rin zusammen mit ihrer Schwester Karin (links im Bild) bei den Paralympic­s 2008 in Peking.
Foto: Dunstheime­r Als Trainerin war Birgit Meitner beim Team Reha Augsburg im Einsatz (rechts). Unser linkes Bild zeigt die aus Dillingen‰Hausen stammende Rollstuhlb­asketballe­rin zusammen mit ihrer Schwester Karin (links im Bild) bei den Paralympic­s 2008 in Peking.
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