Donauwoerther Zeitung

Wer erhält die neueCorona‰Therapie?

Donald Trump war begeistert. Nun sollen die in den USA bereits eingesetzt­en Antikörper auch in Deutschlan­d verwendet werden. Wie sie wirken und wem sie helfen könnten

- VON DANIELA HUNGBAUR

Augsburg Bringt eine neue Antikörper-Therapie aus den USA jetzt Erfolge im Kampf gegen Corona? Nachdem Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn erklärt hatte, dass Deutschlan­d als erstes Land in der EU sogenannte monoklonal­e Antikörper einsetzt, wächst diese Hoffnung. 200000 Dosen hat der Bund nach Angaben des CDU-Politikers für 400 Millionen Euro eingekauft. Es sind die Antikörper, die auch ExUS-Präsident Donald Trump erhalten und in den höchsten Tönen gelobt hat. Doch wem könnten die Medikament­e helfen und wo in Bayern werden sie nun eingesetzt?

Die Universitä­tsklinik Augsburg wird nach Angaben von Professor Clemens Wendtner keine der Dosen erhalten. „Es sind bundesweit 18 auf Infektione­n spezialisi­erte Zentren“, erklärt der Chefarzt der München Klinik die Vergabever­teilung. Die München Klinik ist nach seinen Angaben eine von zwei Kliniken in ganz Bayern, die eine bestimmte Anzahl an Dosen erhält. „In der nächsten Woche erhalten wir 100 Dosen, dann können wir loslegen“, sagt Wendtner hörbar erfreut. Denn der erfahrene Infektiolo­ge, in dessen Klinik die ersten Covid-19-Patienten in Deutschlan­d behandelt wurden, verspricht sich viel von der neuen Antikörper-Therapie. „Sie ist ein guter Schritt nach vorne in der Behandlung von Corona.“Neben der München Klinik werde noch die Klinik Großhadern mit den neuen Dosen beliefert.

In Zusammenar­beit mit der Uniklinik Köln hat die München Klinik selbst bereits im Labor sehr erfolgreic­he Studien gemacht und gesehen, dass diese Form der Therapie vielverspr­echend ist, berichtet Wendtner. „Doch leider sind uns jetzt die Kollegen in den USA zuvorgekom­men.“Doch Wendtner hat damit die Entwicklun­g der Antikörper-Therapie von Deutschlan­d aus mitgeprägt und wird, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion sagt, ab Februar in seinem Haus eine eigene Studie mit eigenem Medikament zusammen mit Kollegen aus Köln und Frankfurt entwickeln.

Die amerikanis­chen Firmen Regeneron und Eli Lilly haben in den USA für ihre Antikörper-Therapien bereits eine Notfallzul­assung. In der EU fehle noch das Zulassungs­verfahren. Ob es so schnell kommt, ist nach Einschätzu­ng von Wendtner ungewiss: „Die Datenlage ist schon noch dünn.“

Wie wirkt aber nun diese Antikörper-Therapie? Unser Körper bildet selbst verschiede­ne Antikörper im Rahmen einer Immunabweh­r, beispielsw­eise nach einer Impfung. Hier wird in der Medizin von sogenannte­n polyklonal­en Antikörper­n gesprochen. Sie greifen das Virus an verschiede­nen Stellen an. Monoklonal­e Antikörper werden dagegen im Labor produziert und sind – wie der Name nahelegt – alle gleich, da sie alle aus einem ZellKlon entstehen. Dadurch können sie das Virus auch gezielter an charakteri­stischen Merkmalen des Erregers, beispielsw­eise an einem Teil des für das Coronaviru­s typischen Stachelpro­teins, angreifen.

Und wer könnte nun von der neuen Therapie profitiere­n? Es sind an Corona infizierte Patienten, die zur Risikogrup­pe zählen. Also beispielsw­eise ältere Menschen, die auch noch schwer erkrankt sind.

„Das Medikament muss innerhalb der ersten drei Tage nach Auftreten von Symptomen gegeben werden“, erklärt Wendtner. Die Medikament­engabe erfolgt über eine etwa zweistündi­ge Infusion, die aufgrund möglicher auftretend­er Nebenwirku­ngen wie allergisch­en Reaktionen unbedingt unter ärztlicher Aufsicht erfolgen müsse. Zunächst sei angedacht, dass Patienten mit einer schweren Vorerkrank­ung infrage kommen, die sich im Krankenhau­s mit Covid-19 infiziert haben. Doch gerade werde geklärt, so Wendtner, ob der Einsatz wirklich auf Klinikpati­enten beschränkt bleibe. „Sinnvoll wäre meines Erachtens, dass ein Arzt, der Bewohner im Altenheim betreut, ebenfalls dieses Medikament verabreich­en kann.“Aber auch mit Corona infizierte Menschen, die eine schwere Vorerkrank­ung haben und in die Notaufnahm­e kommen, sollten nach Meinung von Wendtner profitiere­n. Denn die Studien hätten gezeigt, dass monoklonal­e Antikörper-Therapien rechtzeiti­g eingesetzt, das Risiko für schwere Verläufe deutlich reduzieren. Und damit könnten vor allem auch Aufenthalt­e auf Intensivst­ationen verringert werden.

In ganz Bayern kommen zwei Kliniken zum Zug

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