Donauwoerther Zeitung

Die Rheinlände­rin ist in Schwaben angekommen

Iris Drexler ist die Ehefrau des Wemdinger Bürgermeis­ters Martin Drexler. Sie erzählt, warum sie ihre Wahlheimat so liebt und wie sie sich an der Seite des Stadtchefs ins öffentlich­e Leben einbringt

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Sie stehen lächelnd an der Seite ihrer Männer, sind perfekt gestylt in Pumps und Kostüm und repräsenti­eren als deren Begleitung bei offizielle­n Anlässen: First Ladies, die Ehefrauen regierende­r Staatsmänn­er. Oft nutzen sie auch die Aufmerksam­keit, die ihnen die Öffentlich­keit schenkt, um den Fokus auf soziale oder gesundheit­liche Anliegen zu lenken. Auch in unserem Landkreis gibt es – wenn man so will – First Ladies: jene Ehefrauen nämlich, die unseren führenden Kommunalpo­litikern den Rücken gleicherma­ßen freihalten wie stärken. Doch entspreche­n sie dem gängigen Klischee? In dieser Serie wollen wir sie vorstellen. Heute gibt es Antwort auf die Frage: Wer ist Iris Drexler, die Ehefrau des Wemdinger Bürgermeis­ters?

Wemding Wer Iris Drexler in Wemding sucht, tut das im Normalfall nicht unbedingt an der Seite ihres Mannes Martin. Der sitzt im Rathaus im Bürgermeis­terzimmer. Allerdings ist die 48-Jährige dann oft – zumindest wenn Corona es zulässt – nur einen Steinwurf von ihm entfernt. Denn ihr schmuckes Lädchen „Artefactum“liegt gleich um die Ecke. Das ist ihr Refugium, dort entfaltet sie sich mit einer Kunst, die ihre ganz eigene, individuel­le Handschrif­t trägt – und das im wörtlichen Sinne.

Iris Drexler ist gelernte Grafikerin und hat diese Ausbildung mit einer künstleris­chen Note versehen. Sie schöpft Büttenpapi­er nach einer speziellen, einer eigenen Rezeptur, versehen mit Blüten und Kräutern, bildet daraus Karten und versieht sie mit Zitaten und kraftvolle­n Botschafte­n. „Das ist mir eine Herzenssac­he“, sagt sie.

„Ich muss das machen. Die Künstleren­ergie muss raus aus mir und gleichzeit­ig wünsche ich mir, mit guten Gedanken anderen Kraft zu geben.“Iris Drexler vermisst es, ihr Lädchen öffnen zu dürfen für die Menschen, die zu ihr kommen. „Ich brauch diese Kontakte und die Leute kommen gern zu mir. Sie fühlen sich wohl und ich spüre oft: Manche kommen als Fremde und gehen als Freunde. Am meisten vermisse ich der Pandemie die Menschen.“Mit ihrem Dialekt verrät sich Iris Drexler als gebürtige Rheinlände­rin. Auch wenn sie sich im Laufe der Jahre so manche bayerische Vokabel angeeignet hat, lässt sich nicht leugnen, dass sie aus Euskirchen kommt, das zwischen Köln und Bonn liegt. Ihre Eltern und ihr Bruder mit Familie leben noch immer dort. Ihre Vorfahren waren durch Generation­en Künstler: Töpfer, Kirchenmal­er und andere.

Während sie beruflich beim Rheinische­n Amt für Bodendenkm­alpflege tätig war, in ihrer Funktion beispielsw­eise Zeichnunge­n bei

anfertigte, pflegte sie nebenher immer auch die Gestaltung von Büttenpapi­er. Upcycling ist ihr dabei auch wichtig: die Verwendung bereits gebrauchte­r Materialie­n.

Obwohl ihr Mann Martin Drexler beruflich aus einer ganz anderen Richtung kommt, haben sie sich tatsächlic­h über ihre beiden so gegensätzl­ichen Betätigung­en kennengele­rnt. „Das war im Oktober 1992“, erinnert sich Iris Drexler. „Wir erhielten beide einen Bundesprei­s im Rahmen des 39. Europäisch­en Wettbewerb­s. Ich hatte eine grafische Arbeit erstellt, mein Mann hatwährend te eine Erörterung geschriebe­n zum Thema ‚Ist die EU hinreichen­d demokratis­ch legitimier­t?‘ “Während des viertägige­n Aufenthalt­s in Berlin verliebten sich die beiden ineinander. Er war damals 21 Jahre alt, sie 20. „Zunächst ist mein Mann während seines Studiums ins Rheinland gezogen, später bin ich ihm in seine nordschwäb­ische Heimat gefolgt. Martin stammt ja aus Eggelstett­en.“

Iris Drexler ist lebhaft, charmant, herzlich, kontaktfre­udig und lacht gerne. Und da sie das Landleben liebt, ist sie in Wemding auch schnell heimisch geworden, als MarAusgrab­ungen tin Drexler 2008 dort erstmals zum Bürgermeis­ter gewählt wurde. Als heute zweifache Mutter eines 18-jährigen Sohnes und einer 13 Jahre alten Tochter ist Iris Drexler auch mit allen Aufgaben einer Hausfrau und Mutter betraut.

„Homeschool­ing beispielsw­eise ist für mich in diesen Zeiten genauso aktuell wie für andere.“Fester Anker im Familienle­ben ist das gemeinsame Mittagesse­n. „Dann wird besprochen, was es alles so Neues in der Stadt, in der Schule, im Geschäft gibt. Ich finde es wichtig, dass mein Mann Familie hat. So bekommt er mit, welche Herausford­erungen in Kindergart­en, Schule und Erziehung bestehen. Ich schärfe auch seinen Blick dafür, welche Bedürfniss­e etwa Kleinunter­nehmen in der Altstadt haben. Die aktuelle Situation der Geschäftsl­eute in den Innenstädt­en ist ja sehr schwierig. Ich verstehe mich als Ehefrau eines Bürgermeis­ters überhaupt nicht als ‚First Lady‘, sondern als Impulsgebe­rin in vielen Bereichen.“

Es ist für die 48-Jährige auch selbstvers­tändlich, ihren Mann in seinem Amt zu unterstütz­en und ihm den Rücken freizuhalt­en. „Bei offizielle­n Anlässen, Empfängen, Verleihung­en von Bürgermeda­illen und vielem mehr begleite ich ihn gern. Unser historisch­es Fest ‚Löwe, Gunst und Gulden‘ etwa war etwas ganz Besonderes. Das wird in Zeiten von Corona noch einmal besonders deutlich.“Zudem versteht sich Iris Drexler als Bürgermeis­ter-Ehefrau auch als unbürokrat­ische Ansprechpa­rtnerin. „Werde ich beim Einkaufen, am Elternspre­chtag, im Laden und auch sonst auf städtische Themen angesproch­en, dann bring ich diese Themen auch meinem Mann näher. Und sehr gern beteilige ich mich am Jugendferi­enprogramm und gebe beispielsw­eise Kurse in Kalligrafi­e und Lettering.“

Iris Drexler ist längst angekommen in ihrer schwäbisch­en Wahlheimat. „An Wemding finde ich vor allem toll, dass es eine überschaub­are Kleinstadt ohne Anonymität ist. Und hier gibt es beinahe alles, was man zum Leben braucht. Das historisch­e Flair der Altstadt macht Wemding zudem liebenswer­t. Ich finde: Hier gibt es Menschen, die einen verstehen. Wir haben uns gut zusammenge­funden!“

 ?? Foto: Barbara Würmseher ?? Iris Drexler hat ihr Hobby zum Beruf gemacht, um Menschen gute Gedanken mit auf den Weg zu geben. Die Ehefrau des Wem‰ dinger Bürgermeis­ters schöpft Büttenpapi­er und beschrifte­t es mit Mut machenden Lebensweis­heiten.
Foto: Barbara Würmseher Iris Drexler hat ihr Hobby zum Beruf gemacht, um Menschen gute Gedanken mit auf den Weg zu geben. Die Ehefrau des Wem‰ dinger Bürgermeis­ters schöpft Büttenpapi­er und beschrifte­t es mit Mut machenden Lebensweis­heiten.

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