Donauwoerther Zeitung

Betrüger treten als Heizungbau­er auf

Falsche Handwerker geben sich als Mitarbeite­r der Lauinger Firma Renner, die auch einen Standort in Rain hat, aus. Der Schaden ist oft hoch. Die Suche nach den Tätern fällt schwer

- VON JONATHAN MAYER

Lauingen Andreas Renner ist sauer. Als Chef der gleichnami­gen Heizungsun­d Sanitärfir­ma in Lauingen – diese hat auch einen Standort in Rain – hat er so etwas noch nicht erlebt: Seit Oktober benutzen Kriminelle den Namen seines Unternehme­ns und betrügen vermeintli­che Kunden. Sie geben sich als seine Mitarbeite­r aus, suchen zum Teil gar Kunden auf und kassieren richtig ab. „Das sind Personen, die ausnutzen, dass Handwerker aktuell rar sind. Die verarschen die Leute komplett“, sagt der Firmenchef.

Mindestens 15 Mal hätten die Betrüger bereits seinen Firmenname­n missbrauch­t. Renner erzählt von verschiede­nen Vorfällen, von denen er im Nachhinein erfahren hat: Ein Mann aus Dillingen hatte etwa in seinem Haus einen Rohrbruch. Im Internet suchte er nach einem Monteur aus der Region, fand eine 0800-Nummer und kam bei Betrügern raus, die sich als die Firma Renner ausgaben. „Die haben ihm gesagt, sie sind in zwei Stunden da. Gekommen sind sie nicht.“Das Schlimmste für Renner: „Wir kriegen das gar nicht mit.“Der vermeintli­che Kunde habe eine negative Rezension im Internet hinterlass­en, woraufhin sich die Firma bei ihm meldete. So flog der Schwindel auf.

Doch Renner erzählt auch von anderen Fällen aus ganz Deutschlan­d: Sogar Menschen aus Hamburg, Chemnitz, Würzburg, Köthen und Frankfurt hätten sich schon beschwert, weil entweder die Monteure nicht auftauchte­n oder mit dem Geld in der Tasche verschwand­en.

arbeitet die Firma eigentlich nur in einem circa 50-KilometerR­adius um Lauingen. Einige der Betrüger hätten die vermeintli­chen Kunden davon überzeugt, dass sie jetzt dringend in Vorkasse gehen müssten, und verschwand­en dann. 500, 700, einmal sogar 1000 Euro haben sie Renner zufolge abkassiert. Der betont: „Eine Fachfirma verlangt nie Vorkasse, Barzahlung oder Kartenzahl­ung. Das geht immer über eine Rechnung.“Er vermutet, dass die Betrüger die vermeintli­chen Kunden einschücht­ern und Dinge sagen wie „Wenn Sie jetzt nicht in Vorkasse gehen, bin ich weg.“Seriöse Monteure würden so aber nicht arbeiten.

Wirtschaft­licher Schaden sei für ihn bisher nicht entstanden, sagt der Firmenchef. Doch für das Ansehen des Unternehme­ns sind solche Vorfälle natürlich schlecht. „Das ist Rufmord.“Renner hat Anzeige bei der Polizei erstattet. Er sorgt sich auch um die betrogenen Kunden, die viel Geld verloren hätten. Doch die Wahrschein­lichkeit, dass solche Betrugsfäl­le aufgeklärt werden, ist eher gering.

Das erklärt die Sprecherin der Polizeiins­pektion Dillingen, Katharina von Rönn, auf Nachfrage. „Das kommt auch darauf an, wo die Telefonanb­ieter der Betrüger sind. Oft stehen sie im Ausland, dann können wir nicht viel machen.“Die Rufnummerr­ückverfolg­ung reiche nur bis zu diesen sogenannte­n Providern, die Betrüger selbst lassen sich so nur selten dingfest machen.

Von Rönn zufolge handelt es sich bei dem angewandte­n Betrugsver­Dabei fahren um sogenannte­s Call-IDSpoofing (zu deutsch etwa „Manipulati­on der Anruferken­nung“). Die Betrüger nehmen die digitale Identität eines anderen an und täuschen so ihre Opfer. Oft rufen sie ohne Aufforderu­ng an. Auf dem Telefondis­play erscheint dann eine vertraut wirkende Nummer, wie etwa die 110. Damit wollen die Täter Glaubwürdi­gkeit vortäusche­n. Bei einer anderen Methode wiederum kopieren die Täter die Nummer einer Firma und leiten so Anrufer an sich statt an das Unternehme­n. So auch im Falle Renner.

Von Rönn sagt: „Da gibt es leider mannigfalt­ige Betrugsmög­lichkeiten.“Die Anzeigen landen überwiegen­d bei der Kriminalpo­lizei, die versuche dann, über das Telekommun­ikationsge­setz an die Provider zu kommen. Doch das klappt nicht immer. Renner sagt, er fühle sich angesichts der Vorfälle machtlos. Um die Öffentlich­keit aufzukläre­n, geht er in die Offensive: Auf Facebook und auf der FirmenHome­page wurde ein Hinweis veröffentl­icht, der auf die Betrüger aufmerksam macht. Renner betont außerdem: „Unsere Monteure haben immer unsere Kleidung an, kommen mit unseren Autos und haben eine Visitenkar­te dabei.“Darauf sollten Kunden achten. Denn in den Betrugsfäl­len sei das nicht so gewesen.

Außerdem verfüge das Unternehme­n über keine 0800-Nummern. Wer etwa wegen eines Notfalls dringend einen Monteur brauche, erreiche die Firma unter 09072/95880 – und nirgendwo sonst.

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Foto: Andreas Renner Wenn die Firma Renner kommt, dann in diesen blauen Autos. Darauf sollten Kunden derzeit achten.

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