Impfgipfel kann Lieferprobleme nicht lösen
Erst ab April mehr Dosen erwartet. Bund bekräftigt Impfversprechen bis Ende September
Berlin Der mit Spannung erwartete „Impfgipfel“im Kanzleramt hat die hohen Erwartungen enttäuscht. Die Runde um Kanzlerin Angela Merkel verabredete zwar einen „Nationalen Impfplan“, mit dessen Hilfe Impfberechtigte zielgenauer eingeladen werden sollen. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, dass es im ersten Quartal nicht mehr Impfstoff geben wird. Eine Beschleunigung ist deshalb zunächst nicht zu erwarten. Bis zum Sommer sollen die ImpfstoffLieferungen deutlich anziehen – im gesamten Jahr könnten es laut einer neuen Schätzung des Bundes bis zu 322 Millionen Dosen werden.
„Wunder werden da jetzt nicht passieren“, fasste Merkel die Lage zusammen. Klar ist weiterhin nur, was schon vor dem Gipfel feststand: Bis Ende September soll jeder Bundesbürger ein Impfangebot erhalten. Merkel stellte allerdings auch hinter diese Zielmarke ein Fragezeichen. „Die allerletzte Gewissheit kann keiner geben“, sagte die CDUPolitikerin am Montagabend zum Abschluss des sogenannten Impfgipfels, an dem neben ihr noch einige Kabinettsmitglieder, EU-Vertreter, Lobbyisten und Ministerpräsidenten sowie Pharmakonzerne wie AstraZeneca teilnahmen.
Der „Nationale Impfplan“wird Merkel zufolge zügig in die bestehende Impfstrategie eingearbeitet. Er soll demnach mehr Sicherheit beim „Einladungs-Management“für die Menschen geben, die in der Prioritätenfolge mit dem Impfen dran sind. Doch ohne Impfstoff keine Beschleunigung, und da ist über die bisher zugesagten Dosen hinaus keine Verbesserung in Sicht.
„Im ersten Quartal wird es nicht mehr Impfstoff geben. Das steht fest“, sagte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) erklärte, der Impfstoff werde im ersten Quartal knapp bleiben. „Wir werden die Erwartungen der Menschen nicht erfüllen können“, räumte der amtierende Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz ein.
Lediglich für den Hersteller Biontech stehen die Liefertermine bis zum 23. Februar fest, wie Merkel erklärte. Biontech hatte bereits vor dem Treffen mitgeteilt, dass es im zweiten Quartal möglicherweise bis zu 75 Millionen zusätzliche Dosen seines Vakzins an die Europäische Union ausliefern könne. Dies war auch eine Reaktion auf die massive Kritik wegen Lieferproblemen an dem Mainzer Unternehmen.
Der Pharmakonzern Bayer kündigte derweil den Einstieg in die Produktion von Covid-19-Impfstoffen an. Das Unternehmen verfüge über die erforderlichen Möglichkeiten, Impfstoff des Tübinger Unternehmens Curevac herstellen zu können. Das Präparat des Biotechnologie-Unternehmen Curevac ist allerdings noch nicht zugelassen. Der Impfstoff wird laut Curevac
Die Industrie bremst die Erwartungen
„zum Ende des Jahres“zur Verfügung stehen.
Was allerdings tatsächlich an Impfstoff in Deutschland ankommt, ist unklar. Eine Aufstellung, nach der Deutschland mit 18,3 Millionen Impfdosen im ersten sowie weiteren 77,1 Millionen Dosen im zweiten Quartal rechnen könne, ist abhängig von weiteren Zulassungen. Für den jetzt zugelassenen dritten Impfstoff des Herstellers AstraZeneca will Gesundheitsminister Jens Spahn offenbar die Impfverordnung ändern: Das Präparat sollen vorrangig Erwachsene bis 64 Jahre bekommen. Lesen Sie dazu auch den Kommen
tar. Ein Porträt der EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides finden Sie auf Seite 2. Die Rolle von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Impf-Chaos beleuchten wir in der