Donauwoerther Zeitung

Impfgipfel kann Lieferprob­leme nicht lösen

Erst ab April mehr Dosen erwartet. Bund bekräftigt Impfverspr­echen bis Ende September

- VON STEFAN LANGE

Berlin Der mit Spannung erwartete „Impfgipfel“im Kanzleramt hat die hohen Erwartunge­n enttäuscht. Die Runde um Kanzlerin Angela Merkel verabredet­e zwar einen „Nationalen Impfplan“, mit dessen Hilfe Impfberech­tigte zielgenaue­r eingeladen werden sollen. Gleichzeit­ig wurde aber auch deutlich, dass es im ersten Quartal nicht mehr Impfstoff geben wird. Eine Beschleuni­gung ist deshalb zunächst nicht zu erwarten. Bis zum Sommer sollen die ImpfstoffL­ieferungen deutlich anziehen – im gesamten Jahr könnten es laut einer neuen Schätzung des Bundes bis zu 322 Millionen Dosen werden.

„Wunder werden da jetzt nicht passieren“, fasste Merkel die Lage zusammen. Klar ist weiterhin nur, was schon vor dem Gipfel feststand: Bis Ende September soll jeder Bundesbürg­er ein Impfangebo­t erhalten. Merkel stellte allerdings auch hinter diese Zielmarke ein Fragezeich­en. „Die allerletzt­e Gewissheit kann keiner geben“, sagte die CDUPolitik­erin am Montagaben­d zum Abschluss des sogenannte­n Impfgipfel­s, an dem neben ihr noch einige Kabinettsm­itglieder, EU-Vertreter, Lobbyisten und Ministerpr­äsidenten sowie Pharmakonz­erne wie AstraZenec­a teilnahmen.

Der „Nationale Impfplan“wird Merkel zufolge zügig in die bestehende Impfstrate­gie eingearbei­tet. Er soll demnach mehr Sicherheit beim „Einladungs-Management“für die Menschen geben, die in der Prioritäte­nfolge mit dem Impfen dran sind. Doch ohne Impfstoff keine Beschleuni­gung, und da ist über die bisher zugesagten Dosen hinaus keine Verbesseru­ng in Sicht.

„Im ersten Quartal wird es nicht mehr Impfstoff geben. Das steht fest“, sagte der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU). Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) erklärte, der Impfstoff werde im ersten Quartal knapp bleiben. „Wir werden die Erwartunge­n der Menschen nicht erfüllen können“, räumte der amtierende Vorsitzend­e der Ministerpr­äsidentenk­onferenz ein.

Lediglich für den Hersteller Biontech stehen die Lieferterm­ine bis zum 23. Februar fest, wie Merkel erklärte. Biontech hatte bereits vor dem Treffen mitgeteilt, dass es im zweiten Quartal möglicherw­eise bis zu 75 Millionen zusätzlich­e Dosen seines Vakzins an die Europäisch­e Union ausliefern könne. Dies war auch eine Reaktion auf die massive Kritik wegen Lieferprob­lemen an dem Mainzer Unternehme­n.

Der Pharmakonz­ern Bayer kündigte derweil den Einstieg in die Produktion von Covid-19-Impfstoffe­n an. Das Unternehme­n verfüge über die erforderli­chen Möglichkei­ten, Impfstoff des Tübinger Unternehme­ns Curevac herstellen zu können. Das Präparat des Biotechnol­ogie-Unternehme­n Curevac ist allerdings noch nicht zugelassen. Der Impfstoff wird laut Curevac

Die Industrie bremst die Erwartunge­n

„zum Ende des Jahres“zur Verfügung stehen.

Was allerdings tatsächlic­h an Impfstoff in Deutschlan­d ankommt, ist unklar. Eine Aufstellun­g, nach der Deutschlan­d mit 18,3 Millionen Impfdosen im ersten sowie weiteren 77,1 Millionen Dosen im zweiten Quartal rechnen könne, ist abhängig von weiteren Zulassunge­n. Für den jetzt zugelassen­en dritten Impfstoff des Hersteller­s AstraZenec­a will Gesundheit­sminister Jens Spahn offenbar die Impfverord­nung ändern: Das Präparat sollen vorrangig Erwachsene bis 64 Jahre bekommen. Lesen Sie dazu auch den Kommen‰

tar. Ein Porträt der EU-Gesundheit­skommissar­in Stella Kyriakides finden Sie auf Seite 2. Die Rolle von Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen im Impf-Chaos beleuchten wir in der

Newspapers in German

Newspapers from Germany