Donauwoerther Zeitung

Schulstart nur unter Protest

Die ersten Schüler haben wieder Präsenzunt­erricht. Doch die Kritik ist harsch. Von „Versuchska­ninchen“ist die Rede

- VON SARAH RITSCHEL

München Die ersten Schüler sind in den Klassenzim­mern zurück – unter großem Protest. Die Befürchtun­gen: Der Wechselunt­erricht – Schüler lernen dabei abwechseln­d zu Hause und in der Schule – gefährde Gesundheit und Bildungsqu­alität.

Besonders harsch reagierte am Montag Michael Schwägerl, Vorsitzend­er des Bayerische­n Philologen­verbands (bpv), auf den „sehr überrasche­nden“Start des Wechselunt­errichts: Einerseits warne die Politik vor Mutationen, es herrsche ein strenger Lockdown. „Aber die Abiturklas­sen und ihre Lehrkräfte sollen in den Wechselunt­erricht.“Viele Lehrer und Schüler fühlen sich Schwägerl zufolge als „Versuchska­ninchen“für eine mögliche komplette Schulöffnu­ng am 15. Februar.

Bisher startete der Unterricht nur für rund 39000 der rund 1,65 Millionen Schüler in Bayern – Abschlussk­lassen

an Gymnasien, Fachoberun­d Berufsober­schulen nämlich. Elternvert­reter halten den Wechselunt­erricht für weniger effektiv als „gut strukturie­rten Distanzunt­erricht“. Es habe sich gezeigt, dass Lehrer den Distanzunt­erricht trotz Stress und Aufwand mittlerwei­le meistern. Moritz Meusel steht selbst kurz vor dem Abitur. Der Landesschü­lerspreche­r fragte sich am Montag vor allem, warum nicht auch auf den Schulflure­n eine FFP2-Maskenpfli­cht gelte. Schwägerl fordert ebenfalls ein besseres Schutzkonz­ept: „Zehntausen­de Lkw-Fahrer und Pendler werden jeden Tag in Bayern getestet, das muss doch auch an den Schulen möglich sein.“

Die SPD-Bildungsex­pertin Simone Strohmayr gibt ihm recht. Sie will, dass Schüler und Lehrer vor der Rückkehr in den Unterricht getestet werden. „Österreich geht hier mit gutem Beispiel voran. Dort gibt es fünf Millionen Antigen-Schnelltes­ts für die Schulen“, sagte sie am Montag. Christina Haubrich, gesundheit­spolitisch­e Sprecherin der Grünen, begrüßt zwar, dass Schulen geöffnet werden, wenn die Inzidenzza­hlen zurückgehe­n. Doch auch sie äußert auf Twitter Kritik: „Sinnvoll wäre es, (...) mit den 1. und 2. Klassen wieder anzufangen. Stattdesse­n beginnen heute die Schüler, bei denen es mit dem Online-Unterricht am besten klappt.“

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Foto: Matthias Balk, dpa 39000 Jugendlich­e sind zurück in der Schule.

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