Donauwoerther Zeitung

Wenn Kartoffeln über Z‰Wörter diskutiere­n

Darf man noch „Zigeunersa­uce“sagen?, fragt sich eine Anschließe­nd hagelt es Rassismus-Vorwürfe

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Köln Nach Empörung und Kritik an der „Die letzte Instanz“haben sich Schauspiel­erin Janine Kunze und Moderator Micky Beisenherz für ihre Aussagen entschuldi­gt. „Mir ist klar geworden, dass ich Menschen, insbesonde­re die der Sinti und Roma Community, mit meinen unbedachte­n Äußerungen zutiefst verletzt als auch diskrimini­ert habe“, schrieb Kunze am Sonntag bei Instagram. Beisenherz sagte am Montag in seinem Podcast „Apokalypse und Filterkaff­ee“: „Wenn ich Leute enttäuscht habe, dann tut mir das aufrichtig leid, denn das möchte ich nicht.“

In der Talkrunde von Moderator Steffen Hallaschka hatten Schauspiel­erin Janine Kunze, Moderator Micky Beisenherz, Entertaine­r Thomas Gottschalk und Schlagersä­nger Jürgen Milski aktuelle Themen diskutiert, darunter die Frage: „Das Ende der Zigeunersa­uce: Ist das ein notwendige­r Schritt?“. Darüber konnten sie auch abstimmen –

WDR-Sendung

mit einer grünen Karte für Zustimmung oder einer roten Karte für Ablehnung. Bei der Frage nach der Zigeunersa­uce hielten alle vier die rote Karte hoch. Die Sendung war am Freitagabe­nd als Wiederholu­ng ausgestrah­lt worden. Unter anderem auf Twitter empörten sich im Anschluss viele Zuschauer darüber, dass die Gäste „empathielo­s“, „unkritisch“und „naiv“mit dem Thema Alltagsras­sismus umgegangen seien und rassistisc­he Begriffe verteidigt hätten. Auch der Umstand, dass zu einer Diskussion über Rassismus ausschließ­lich weiße Gäste in die Talkrunde eingeladen worden waren, wurde heftig kritisiert.

Besonders im Fokus stand eine Aussage von Kunze, die meinte, sie habe sich „über viele Worte nie Gedanken gemacht“. „Haltet mich für naiv, nein, sie gehören dazu“, sagte sie. Und Thomas Gottschalk erzählte, bei einer Kostümpart­y in Los Angeles mit Jimi-Hendrix-Verkleidun­g das erste Mal erfahren zu haben, „wie sich ein Schwarzer fühlt“.

Kunze schrieb in ihrem Statement am Sonntag, als Mutter von drei Kindern sollte sie aufgeklärt­er sein. Sie werde künftig ihre Wortwahl überdenken. „Mein Wunsch ist es, dass wir voneinande­r lernen.“Beisenherz sagte, er hätte bei vielen problemati­schen Aussagen vehementer reagieren müssen. „Das habe ich verstanden und das nehme ich mit fürs nächste Mal.“Bereits am Sonntag hatte der

Fehler eingeräumt: Die Sendung

WDR

sei nicht so gelaufen, „wie wir es geplant und uns vorgestell­t hatten“. In der „letzten Instanz“sollten kontrovers­e Themen auf unterhalts­ame Weise diskutiert werden, und dabei dürfe natürlich jeder Gast seine Meinung äußern. „Aber rückblicke­nd ist uns klar: Bei so einem sensiblen Thema hätten unbedingt auch Menschen mitdiskuti­eren sollen, die andere Perspektiv­en mitbringen und/oder direkt betroffen sind.“

Deutlicher wurde Beisenherz: „Wenn da vier Kartoffeln sitzen und über Rassismus mit Karten abstimmen, dann ist im Kern ja schon mal etwas falsch, das kannst du so einfach nicht machen.“Als Gesellscha­ft sei man deutlich weiter, „als im Jahr 2021 noch ernsthaft über dieses verdammte Schnitzel zu diskutiere­n und zu sagen, ich möchte unbedingt das Z-Wort benutzen, wenn ich bestelle“. Mit dem Wort „Kartoffel“werden in sozialen Medien Deutsche ohne Migrations­hintergrun­d bezeichnet.

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Foto: WDR, Max Kohr In der Sendung „Die letzte Instanz“diskutiert­en mit Steffen Hallaschka Schlagersä­n‰ ger Jürgen Milski, Moderator Micky Beisenherz, Schauspiel­erin Janine Kunze und En‰ tertainer Thomas Gottschalk (von links).

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