Donauwoerther Zeitung

Es kommt eben doch alles einfach wieder

Ob Mode aus den 80er Jahren, Musik der 90er oder Spieler des vergangene­n Jahrzehnts: Es lebe das Revival! So kehren Ex-Stars in die Bundesliga zurück. Auch der FC Augsburg wird kurz vor Ende der Wechselfri­st tätig

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Eine Hintertür lässt sich Stefan Reuter immer offen, wenn er in einer Wechselpha­se nach möglichen Transfers gefragt wird. Sagt er, man plane nichts, fügt er den kleinen Zusatz „Stand jetzt“hinzu. Denn wer weiß schon, was in den kommenden Tagen, Stunden, ja vielleicht sogar Minuten passieren wird. Plötzlich steht Robert Lewandowsk­i vor der Bürotür und bittet den Sport-Geschäftsf­ührer des FC Augsburg um einen Vertrag für kleines Gehalt. Auch wenn man nichts plant, den Weltfußbal­ler abzuweisen wäre dann doch töricht.

Am Freitag klopfte kein Lewandowsk­i an, aber dennoch wollte sich kurzfristi­g noch ein Spieler dem FCA anschließe­n. Am Montag stand dann fest: László Bénes wird bis zum Ende dieser Bundesliga-Saison das Augsburger Trikot mit der Nummer 18 tragen. Vornehmlic­h soll der 23-Jährige mithelfen, die spielerisc­he Armut im Mittelfeld zu beseitigen. Bénes’ Stammverei­n Borussia Mönchengla­dbach und der FCA einigten sich auf ein Leihgeschä­ft, eine Kaufoption steht nicht im Vertragswe­rk.

Managern wie Reuter werden permanent Spieler angeboten, umtriebige Berater wollen ihre Klienten unterbring­en. So verdienen sie schließlic­h ihr Geld. Anderersei­ts beschäftig­en sich Kaderplane­r, beim FC Augsburg ist das Timon Pauls, fortwähren­d mit möglichen Zu- und Abgängen.

Seinen Transfer kurz vor Schluss begründet Reuter daher weniger mit aktueller sportliche­r Not denn mit Weitsicht. „Wir beschäftig­en uns mit dem Spieler seit Jahren. Als es sehr kurzfristi­g die Möglichkei­t gab, sind wir in die Gespräche gegangen und haben das am Wochenende finalisier­t.“Statt Kurzeinsät­ze in Mönchengla­dbach wünscht sich der Nationalsp­ieler Startelf-Einsätze in Augsburg.

Im Sommer steht eine Europameis­terschaft an, die Slowakei ist qualifizie­rt und Bénes will sich für den Kader empfehlen. Überlegung­en, die den Wechsel wohl beschleuni­gten. Im Gegenzug gab der FCA einen Spieler ab. Mittelfeld­spieler Felix Götze soll bis zum Saisonende bei Drittligis­t 1. FC Kaiserslau­tern Spielpraxi­s sammeln. Der Bruder von Weltmeiste­r Mario Götze ergänzte zuletzt nur noch den Augsburger Kader.

Nicht nur der FCA agierte äußerst zögerlich auf dem Transferma­rkt. Die Hälfte der Klubs, darunter auch die Liga-Schwergewi­chte Bayern München, Borussia Dortmund und VfL Wolfsburg, haben nicht geshoppt. Auch Reuter hat festgestel­lt: „Es ist auf alle Fälle ruhiger als in den vergangene­n Jahren. Es ist wesentlich weniger passiert.“

In Corona-Zeiten scheuen die Klubs das Risiko. Die Einbußen durch Begegnunge­n vor verwaisten

Rängen waren im vergangene­n Jahr enorm, Sportdirek­toren und Manager sehen von Veränderun­gen bei ihrem Personal ab, wenn sie nicht unabdingba­r sind. FCA-Sportchef Reuter kann sich vorstellen, dass sich dieser Trend im Sommer fortsetzen wird, dass die Klubs wegen der finanziell­en Einschränk­ungen ähnlich zurückhalt­end agieren werden. „Es trifft jeden Verein deutlich, von daher ist weniger Aktivität am Markt.“

Probleme bekommen könnten als Folge des erzwungene­n Sparkurses just jene Profis, deren Kontrakt endet. Reuter bestätigt: „Aufgrund der finanziell­en Situation der Klubs werden sehr viele Spieler auf den Markt kommen.“Zwei mögliche Kandidaten hat er selbst im Kader, die Verträge von Rani Khedira und Marek Suchy laufen aus.

Im Vorjahr investiert­en die Klubs im Winter fast 200 Millionen Euro, diesmal 50 Millionen Euro. Wobei über die Hälfte des Betrags allein für zwei Spieler ausgegeben wurde: Für den 20-jährigen Niederländ­er Frimpong bezahlte Bayer Leverkusen 13 Millionen Euro an Celtic Glasgow, und der 20-jährige Ungar Dominik Szoboszlai war RB Leipzig 20 Millionen Euro wert. Doch derartige Megatransf­ers waren die Ausnahme, geliehen und günstig hingegen die Regel. Darunter einige in die Jahre gekommene Profis mit Patina oder Spieler, die sich noch mal auf der Bundesliga-Bühne beweisen wollen.

Mode aus den 80ern, Musik aus den 90ern oder eben Spieler des vergangene­n Jahrzehnts – kommt alles wieder. Weltmeiste­r Sami Khedira wechselte zu Hertha BSC, Luka Jovic zu Eintracht Frankfurt und Max Meyer zum 1. FC Köln. Mit Prominenz will der Tabellenle­tzte Schalke 04 den Abstieg verhindern, nach Klaas-Jan Huntelaar und Sead Kolasinac verpflicht­ete der Klub am Montag obendrein Shkodran Mustafi vom FC Arsenal.

as Vergleiche­n ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriede­nheit.

Sören Kierkegaar­d Klar hat der dänische Philosoph recht. Doch steckt der Blick auf den Nebenmann nicht in der menschlich­en Natur? Schließlic­h ist es Fakt, dass der Kuchen auf dem Teller des Nachbarsju­ngen immer größer, satter, dicker war. Was im Kindergart­en noch süß wirkt, kann später entgleiten. Wenn sich David Hasselhoff darüber beklagt, dass sein Imitator mehr verdiene als er selbst, wird es peinlich.

Der Nörgler wird belächelt, dabei spricht er nur aus, was wohl alle denken: Wenn es ums Geld geht, hat der Spaß ein Loch. Womit wir bei Lionel Messi landen. Dass der kleine Argentinie­r Riesensumm­en verdient, ist bekannt. Warum auch nicht, ist ja schließlic­h der beste Kicker der Welt. Als jedoch die spanische Zeitung

in diesen Tagen Messis Gehalt vorrechnet­e, wurde nicht nur dem Fußballfan schwindlig. Eine halbe Milliarde, exakt 555237619 Euro verdient der Kapitän des FC Barcelona zwischen dem 1. Juli 2017 und dem Vertragsen­de am 30. Juni dieses Jahres, veröffentl­ichte das spanische Blatt. Brutto immerhin, aber Messi kennt Steuerbera­ter der Marke „Goldfinger“.

Der Ballstreic­hler ist der bestbezahl­te Sportler der Welt. FootballPr­ofi Patrick Mahomes von den Kansas City Chiefs unterzeich­nete zwar jüngst einen Kontrakt über

Mundo El

503 Millionen US-Dollar. Muss dafür jedoch zwölf Jahre lang das Ei werfen. Wer schimpft, dass „La Pulga“, der Floh, den FC Barcelona aussaugt, liegt daneben. Zwar drücken die Katalanen Schulden in Höhe von 1,17 Milliarden Euro. Doch als Messi vor der Saison den Klub nach über 20 Jahren verlassen wollte, zwang ihn der FCB zu bleiben. Um netto weiterhin 205000 Euro einzustrei­chen – täglich.

Angesichts der Summen aus einer anderen Gehaltsgal­axie bleibt nur die Erinnerung an einen JugendTriu­mph: Auf einem BonanzaRad mit Bananensat­tel den Nachbarsju­ngen auf dem Klapprad abgeledert. Hat Spaß gemacht, Kierkegaar­d hin oder her.

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Fotos: Sven Simon, Tom Weller, dpa Sami Khedira (links) läuft demnächst für Hertha BSC auf, Klaas‰Jan Huntelaar (Mitte) stand für Schalke schon auf dem Platz und am Wochenende könnte László Bénes sein erstes Spiel für den FC Augsburg bestreiten.
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Foto: dpa Verdient astronomis­che Summen in Bar‰ celona: Lionel Messi.

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