Einer scheidet aus – alle freuen sich
Die Bayern haben sich frühzeitig aus dem Wettbewerb verabschiedet. Für etliche Klubs ergibt sich somit eine echte Titelchance. Die kann sich aber schnell wieder auflösen
Frankfurt/Main Für die titelhungrigen Verfolger ist die DFB-PokalSchmach von Triple-Sieger FC Bayern Chance und Warnung zugleich. Der völlig überraschende Münchner Elfmeter-K.-o. im Schneegestöber bei Zweitligist Holstein Kiel bietet Borussia Dortmund, RB Leipzig und Co. zwar eine riesige Gelegenheit, die seit Jahren gewachsene Titelsehnsucht in diesem Mai endlich zu stillen. Doch zeigte das erste Zweitrunden-Aus der Bayern seit 2000/2001 auch, wie schnell in der dicht gedrängten Corona-Saison eine vermeintliche Pflichtaufgabe zum Stolperstein für alle Titelträume werden kann.
An diesem Dienstag und Mittwoch stehen die Achtelfinals auf dem Programm. Und während Robert Lewandowski und seine Kollegen es sich vor dem Fernseher gemütlich machen müssen und kurz vor der Club-WM ein paar Tage zum Verschnaufen haben, schlüpfen Dortmund, Leipzig und die zuletzt in der Bundesliga mehrfach gestrauchelte Werkself von Bayer Leverkute sen in ihre neuen Rollen als PokalFavoriten. „Dass Bayern nicht mehr dabei ist, macht es sicherlich nicht schwerer. Aber jetzt sehen viele Klubs ihre Chance“, sagte Leipzigs Nationalspieler Lukas Klostermann im MDR:
„Man darf sich keinen Ausrutscher leisten.“
Gemeinsam hat das Trio neben den gestiegenen Titelchancen durch das Bayern-Aus auch das Losglück, das allen drei Klubs machbare Achtelfinale-Aufgaben beschert hat. Der 2020er-Finalist Leverkusen gastiert am Dienstag (18.30 Uhr, Sky) beim letzten verbliebenen Viertligisten Rot-Weiss Essen. Dortmund empfängt am Dienstag (20.45 Uhr,
ARD und Sky) Zweitligist SC Paderborn. Auch für den Tabellenzweiten Leipzig ist das Heimspiel gegen Zweitligist Bochum am Mittwoch (18.30 Uhr, Sky) eine Pflichtaufgabe.
Dass die Dauersieger aus München erstmals seit 2009 nicht das Halbfinale erreichen, vergrößert nicht nur die Ambitionen der in der Liga so erfolglosen Jäger. Sondern auch die mediale Präsenz. Denn üblicherweise ist das Bayern-Spiel im Free-TV stets gesetzt, diesmal zeigt die ARD am Dienstag Dortmund gegen Paderborn (20.45 Uhr) und am Mittwoch Stuttgart gegen Mönchengladbach (20.45 Uhr). „Ein Topspiel am Mittwochabend, dazu live im Fernsehen, vor der breiten Masse, kein Pay-TV. Das ist ein super Wettbewerb. Das ist unsere Champions League. Wir wollen alles investieren und weiterkommen“, sag
Stuttgarts Sportdirektor Sven Mislintat. Der sportlichen Spannung in Fußball-Deutschland dürfte die neue Konstellation in jedem Fall guttun, zumal Bayern in der Bundesliga angesichts von sieben Punkten Vorsprung dem neunten Titel in Serie entgegeneilt. Im Pokal gab es für die Münchner unter Hansi Flick und Vorgänger Niko Kovac zuletzt zwei Titel in Serie, davor durften immerhin Eintracht Frankfurt (2018) und Dortmund (2017) einen der seltenen Triumphe bejubeln.
Beide Klubs besiegten in der jeweiligen Saison auch die Bayern. Diese sportliche Meisterprüfung hat den Topklubs in dieser Saison bereits ein Zweitligist abgenommen.
Auch Borussia Mönchengladbach und Kapitän Lars Stindl hoffen aus diesem Grund auf den erstmaligen Finaleinzug seit 1995. „Den Traum von Berlin würde ich mir gerne noch erfüllen, und gerade in diesem Jahr, da die Bayern raus sind, ist da eine große Chance. Wir werden alles daransetzen, sie zu nutzen“, sagte Stindl der