Donauwoerther Zeitung

Corona lässt die Küche kalt

Das Essen mit den Kollegen ist oft Höhepunkt des Arbeitstag­es. Doch auch dort gilt jetzt: Abstand halten, Kontakte reduzieren. Die Kantinen im Landkreis öffnen deshalb kaum noch

- VON CHRISTOF PAULUS

Landkreis Zu Hause schmeckt es immer am besten. Wenn es nach diesem Grundsatz geht, ist die CoronaPand­emie für viele ein kulinarisc­her Gewinn. Denn wer im Homeoffice ist, kann in der Mittagspau­se am eigenen Herd stehen, kochen, was er will, und essen, was ihm am besten schmeckt. Nur: Viele arbeiten weiterhin nicht im Homeoffice. Manche Angestellt­en sitzen in Büros, in den Fabriken werden Arbeiter zur Produktion benötigt. Seit rund zwei Wochen gilt jedoch: Kantinen bleiben vorerst geschlosse­n – mit wenigen Ausnahmen. Wer sonst dort seine Pause verbracht hat, für den birgt die Pandemie auch aus kulinarisc­her Sicht ein Problem. Um das zu ändern, haben die Betriebe im Landkreis verschiede­ne Lösungen gesucht – manchmal auch widerwilli­g.

Wolfgang Oswald etwa, Werkleiter beim Türenherst­eller Jeld‰Wen in Oettingen, ist sicher, dass das Hygienekon­zept in der Kantine der Fabrik funktionie­rt hat. Weil die Vorgaben Kantinen stark limitieren, gibt es dort derzeit nur Essen zum Mitnehmen. Das wäre aus Oswalds Sicht nicht nötig gewesen. „Wir haben auf Abstände geachtet, Speisen zum Mitnehmen angeboten und Desinfekti­onsmittel genutzt“, argumentie­rt er. Das habe funktionie­rt, Hinweise auf Infektions­ketten innerhalb des Werkes gebe es nicht. Das Verpflegun­gsangebot sei nun dennoch auf belegte Semmeln oder Bestellung­en reduziert.

Ähnlich ist die Situation am anderen Ende des Landkreise­s beim Anlagenbau­er Grenzebach. Auch dort biete die Kantine derzeit nur etwas zum Mitnehmen an, auch dort habe man vor Inkrafttre­ten der Verordnung am 11. Januar mit Abstand zueinander an den Tischen essen können. „Außerdem sind die Abteilunge­n voneinande­r getrennt gekommen“, sagt Pressespre­cher Frédéric Erben. Doch auch mit dem reduzierte­n Angebot schaffe es die Belegschaf­t gut über die Zeit. Laut Erben seien derzeit weniger als die Hälfte der Beschäftig­ten am Standort in Asbach-Bäumenheim.

Grundsätzl­ich wäre es weiterhin möglich, eine Kantine geöffnet zu halten. Dennoch bieten etwa auch Airbus in Donauwörth oder Fendt in As bach‰ Bäumen heim derzeit nur Speisen zum Mitnehmen an. Die Voraussetz­ungen für geöffnete Kantinen regelt die aktuell gültige Fassung der Infekt ions schutzmaßn­ahmen verordnung des Freistaat es. Demnach muss „der Verzehr von Speisen und Getränken vor Ort für die Betriebsab­läufe zwingend erforderli­ch“sein, ein Mindestabs­tand von 1,5 Metern eingehalte­n und ein Schutz- und Hygienekon­zept ausgearbei­tet werden.

Einer der Betriebe im Landkreis, auf die das offenbar zutrifft, ist Valeo in Wemding. Wie Lisa Geißler von der Werk leitung des Automobil zu lief er ers sagt, seien dazu unter anderem Abstände und Trennwände an den Tischen erforderli­ch. Zudem gebe es für einen Teil der Mitarbeite­r in der Pause keine Alternativ­e, um sich mit Lebensmitt­eln zu versorgen oder so zu essen, dass sie den Infektions­schutz dabei einhalten könnten. Wie lange die Kantine jedoch noch geöffnet bleiben darf, weiß Geißler nicht. Sie befürchtet, dass die Vorschrift­en weiter verschärft werden könnten.

Nach Angaben des Landratsam­tes Donauwörth ist Valeo eines von drei Unternehme­n im Landkreis, „welche jeweils die erforderli­che Öffnung der Kantine insbesonde­re für die Produktion­smitarbeit­er begründen konnten“. Wie Pressespre­cherin Gabriele Hoidn sagt, verfügten diese „über ein ausführlic­hes Schutz- und Hygienekon­zept“.

Einen anderen Weg als Valeo geht der Elektrozub­ehörproduz­ent Hama in Monheim. Dort sei die Kantine seit dem 11. Januar vollständi­g geschlosse­n, sagt Pressespre­cherin Susanne Uhlschmidt. „Wir haben es aufrechter­halten, als es ging“, sagt sie. „Die Nachfrage war jedoch schon vor der Schließung nicht besonders hoch.“

Große Betriebe im Ries, auf die die neuen Richtlinie­n für Kantinen keine Auswirkung­en haben, sind etwa die Oettinger Brauerei oder der Batterieko­nzern Varta in Nördlingen. An deren Standorten gibt es keine Kantinen. Die Mitarbeite­r dort waren also schon immer für ihre Verpflegun­g selbst verantwort­lich – auch vor Ausbruch der Pandemie.

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Archivfoto: Airbus So wie hier bei Airbus Helicopter­s in Donauwörth sieht es aktuell oft in vielen Kantinen der Region aus: Wenn überhaupt, gibt es Essen zum Mitnehmen.

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