Corona lässt die Küche kalt
Das Essen mit den Kollegen ist oft Höhepunkt des Arbeitstages. Doch auch dort gilt jetzt: Abstand halten, Kontakte reduzieren. Die Kantinen im Landkreis öffnen deshalb kaum noch
Landkreis Zu Hause schmeckt es immer am besten. Wenn es nach diesem Grundsatz geht, ist die CoronaPandemie für viele ein kulinarischer Gewinn. Denn wer im Homeoffice ist, kann in der Mittagspause am eigenen Herd stehen, kochen, was er will, und essen, was ihm am besten schmeckt. Nur: Viele arbeiten weiterhin nicht im Homeoffice. Manche Angestellten sitzen in Büros, in den Fabriken werden Arbeiter zur Produktion benötigt. Seit rund zwei Wochen gilt jedoch: Kantinen bleiben vorerst geschlossen – mit wenigen Ausnahmen. Wer sonst dort seine Pause verbracht hat, für den birgt die Pandemie auch aus kulinarischer Sicht ein Problem. Um das zu ändern, haben die Betriebe im Landkreis verschiedene Lösungen gesucht – manchmal auch widerwillig.
Wolfgang Oswald etwa, Werkleiter beim Türenhersteller JeldWen in Oettingen, ist sicher, dass das Hygienekonzept in der Kantine der Fabrik funktioniert hat. Weil die Vorgaben Kantinen stark limitieren, gibt es dort derzeit nur Essen zum Mitnehmen. Das wäre aus Oswalds Sicht nicht nötig gewesen. „Wir haben auf Abstände geachtet, Speisen zum Mitnehmen angeboten und Desinfektionsmittel genutzt“, argumentiert er. Das habe funktioniert, Hinweise auf Infektionsketten innerhalb des Werkes gebe es nicht. Das Verpflegungsangebot sei nun dennoch auf belegte Semmeln oder Bestellungen reduziert.
Ähnlich ist die Situation am anderen Ende des Landkreises beim Anlagenbauer Grenzebach. Auch dort biete die Kantine derzeit nur etwas zum Mitnehmen an, auch dort habe man vor Inkrafttreten der Verordnung am 11. Januar mit Abstand zueinander an den Tischen essen können. „Außerdem sind die Abteilungen voneinander getrennt gekommen“, sagt Pressesprecher Frédéric Erben. Doch auch mit dem reduzierten Angebot schaffe es die Belegschaft gut über die Zeit. Laut Erben seien derzeit weniger als die Hälfte der Beschäftigten am Standort in Asbach-Bäumenheim.
Grundsätzlich wäre es weiterhin möglich, eine Kantine geöffnet zu halten. Dennoch bieten etwa auch Airbus in Donauwörth oder Fendt in As bach Bäumen heim derzeit nur Speisen zum Mitnehmen an. Die Voraussetzungen für geöffnete Kantinen regelt die aktuell gültige Fassung der Infekt ions schutzmaßnahmen verordnung des Freistaat es. Demnach muss „der Verzehr von Speisen und Getränken vor Ort für die Betriebsabläufe zwingend erforderlich“sein, ein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten und ein Schutz- und Hygienekonzept ausgearbeitet werden.
Einer der Betriebe im Landkreis, auf die das offenbar zutrifft, ist Valeo in Wemding. Wie Lisa Geißler von der Werk leitung des Automobil zu lief er ers sagt, seien dazu unter anderem Abstände und Trennwände an den Tischen erforderlich. Zudem gebe es für einen Teil der Mitarbeiter in der Pause keine Alternative, um sich mit Lebensmitteln zu versorgen oder so zu essen, dass sie den Infektionsschutz dabei einhalten könnten. Wie lange die Kantine jedoch noch geöffnet bleiben darf, weiß Geißler nicht. Sie befürchtet, dass die Vorschriften weiter verschärft werden könnten.
Nach Angaben des Landratsamtes Donauwörth ist Valeo eines von drei Unternehmen im Landkreis, „welche jeweils die erforderliche Öffnung der Kantine insbesondere für die Produktionsmitarbeiter begründen konnten“. Wie Pressesprecherin Gabriele Hoidn sagt, verfügten diese „über ein ausführliches Schutz- und Hygienekonzept“.
Einen anderen Weg als Valeo geht der Elektrozubehörproduzent Hama in Monheim. Dort sei die Kantine seit dem 11. Januar vollständig geschlossen, sagt Pressesprecherin Susanne Uhlschmidt. „Wir haben es aufrechterhalten, als es ging“, sagt sie. „Die Nachfrage war jedoch schon vor der Schließung nicht besonders hoch.“
Große Betriebe im Ries, auf die die neuen Richtlinien für Kantinen keine Auswirkungen haben, sind etwa die Oettinger Brauerei oder der Batteriekonzern Varta in Nördlingen. An deren Standorten gibt es keine Kantinen. Die Mitarbeiter dort waren also schon immer für ihre Verpflegung selbst verantwortlich – auch vor Ausbruch der Pandemie.