Schuldnerberatung: Bisher nur wenige Fälle wegen Corona
Donauwörth Die finanzielle Lage ist für einige Menschen durch Kurzarbeit und Kündigungen während der Corona-Pandemie angespannt. Extreme Fälle im Landkreis DonauRies sind Wolfgang Böswald, Schuldner- und Insolvenzberater der Caritas Donau-Ries, jedoch bisher kaum bekannt – darüber ist er selbst verwundert. Im Jahr berät der Sozialpädagoge etwa 100 bis 120 Klienten, die sich in finanziell schwierigen Situationen befinden. Viele der Menschen, die sich bei ihm Hilfe suchen würden, seien HartzIV-Empfänger, bei denen das Geld hinten und vorne nicht reiche, sagt Böswald. Gründe für die Arbeitslosigkeit seien oft Krankheit und Scheidung.
Bisher habe Böswald jedoch nur einen Klienten, der durch Corona und Kurzarbeit seine Kredite nicht mehr abbezahlen konnte. „Einerseits wundert es mich schon. Andererseits habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich die Menschen erst irgendwie durchwurschteln und dann melden, wenn es wirklich brennt“, sagt Böswald. Seine Vermutung: Es könnte noch ein paar Jahre dauern, bis Privatpersonen in ernst zu nehmende finanzielle Notlagen durch die Spätfolgen der Corona-Pandemie kämen.
Für Personen, die aktuell nicht alle Rechnungen zahlen oder Kredite tilgen können, hat Böswald Tipps. Sein erster Rat: Bei Zahlungsverzug den Gläubigern die persönliche finanzielle Situation und Gründe nahebringen. Böswald schlägt einen persönlichen Brief vor, um die Situation zu erklären und um Verständnis zu bitten. „Die Gläubiger sind meiner Erfahrung nach die letzten Personen, die nicht mit sich reden lassen“, berichtet der 58-Jährige. Aber natürlich müssten die Schulden trotzdem nach ein paar Monaten gezahlt werden.
Bei Benachrichtigungen von Inkassobüros sollten jedoch andere Überlegungen angestellt werden. Böswalds zweiter Ratschlag ist, keine Scheu davor zu haben, sich bei der Schulden- oder Insolvenzberatung zu melden und um Hilfe zu bitten. Den persönlichen Kontakt hat Böswald zwar aktuell stark eingeschränkt, aber telefonisch oder durch Briefe ließen sich viele Angelegenheiten regeln. Im Notfall sei ein persönliches Gespräch jedoch immer irgendwie möglich, sagt Böswald.