Nach Brand in Asylheim: Hasskommentare im Internet
Die Unterkunft in Nördlingen musste am Sonntag evakuiert werden. Heute dürfen die Bewohner zurück
Nördlingen Um das Feuer zu löschen, wurde die Feuerwehr gar nicht mehr benötigt. Gegen 5 Uhr am Sonntagmorgen war sie ausgerückt, um einem Sofabrand Herr zu werden. Doch das hatten die Bewohner der Asylunterkunft in der Nürnberger Straße, in der es gebrannt hatte, schon selbst erledigt, sagt Stadtbrandinspektor Marco Kurz. Was für die Einsatzkräfte noch übrig blieb, waren Nachlöscharbeiten. Ein kleiner Einsatz in aller Frühe also, könnte man meinen. Doch der kleine Brand hatte für mehrere Dutzend Menschen weit größere Folgen.
Denn das Sofa, das gebrannt hat, stand direkt unter der Brandmeldeanlage der Unterkunft. Sie wurde beschädigt. Und das heißt: Die Unterkunft war nicht mehr sicher und musste evakuiert werden. Die Nacht auf Montag mussten mindestens 45 in der Unterkunft gemeldete Menschen in einer Schulturnhalle verbringen. Am Tag nach dem Brand zeichnete sich indes eine schnelle Rückkehr der Bewohner in ihre Quartiere ab.
In ihrem Notquartier wurden die Asylsuchenden von Hilfskräften der Johanniter versorgt. Um die bei dem Feuer beschädigte Brandmeldeanlage kümmerte sich bereits am Montagvormittag ein Techniker. Sie muss wieder funktionsfähig sein, damit die Asylbewerber zurückkehren dürfen.
Nach dem Brand ermittelt die Polizei. Ihrer Einschätzung nach ist das Feuer ersten Erkenntnissen zufolge nicht auf ein Fremdverschulden zurückzuführen, verursacht wurde es mutmaßlich durch achtloses Rauchen. Verletzt wurde niemand.
In den Sozialen Netzwerken waren bald nach der Veröffentlichung erste fremdenfeindliche Kommentare zu lesen. „Wenn die Bewohner nicht mit der Unterkunft zufrieden sind, sollte man ihnen vielleicht ein Zelt zur Verfügung stellen“, schwadronierte ein User – auf das Zitieren schlimmerer Kommentare verzichten wir an dieser Stelle. Er erntete schnell eine scharfe Replik: „Schlimm der Brand, viel schlimmer die Hasskommentare“, so die Entgegnung. Auch Nördlingens Oberbürgermeister David Wittner, am Sonntag selbst vor Ort, verurteilte derlei Hetze als „beschämend und menschenverachtend.“Der OB lobte hingegen die „sehr, sehr gut funktionierende Zusammenarbeit der Hilfsorganisationen“und das trotz Corona-Beschränkungen und Sprachbarrieren.
Das Landratsamt Donauwörth bestätigte am Montagnachmittag, dass die Bewohner im Laufe des Dienstags wieder in ihre Gemeinschaftsunterkunft zurückkehren dürften. Bis dahin lägen auch die Ergebnisse einer Corona-Reihentestung vor.
Die Leichttraghallen in der Nürnberger Straße sind im Besitz der Firma Schmid Messe- und Ausstellungsorganisation in Mörslingen, das Landratsamt ist Mieter der Gemeinschaftsunterkunft. Nachdem laut Polizei mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Fremdverschulden vorliege, dürfte der Brandschaden letztlich ein Versicherungsfall sein.
(mit cup)