Donauwoerther Zeitung

Nach Brand in Asylheim: Hasskommen­tare im Internet

Die Unterkunft in Nördlingen musste am Sonntag evakuiert werden. Heute dürfen die Bewohner zurück

- VON ROBERT MILDE

Nördlingen Um das Feuer zu löschen, wurde die Feuerwehr gar nicht mehr benötigt. Gegen 5 Uhr am Sonntagmor­gen war sie ausgerückt, um einem Sofabrand Herr zu werden. Doch das hatten die Bewohner der Asylunterk­unft in der Nürnberger Straße, in der es gebrannt hatte, schon selbst erledigt, sagt Stadtbrand­inspektor Marco Kurz. Was für die Einsatzkrä­fte noch übrig blieb, waren Nachlöscha­rbeiten. Ein kleiner Einsatz in aller Frühe also, könnte man meinen. Doch der kleine Brand hatte für mehrere Dutzend Menschen weit größere Folgen.

Denn das Sofa, das gebrannt hat, stand direkt unter der Brandmelde­anlage der Unterkunft. Sie wurde beschädigt. Und das heißt: Die Unterkunft war nicht mehr sicher und musste evakuiert werden. Die Nacht auf Montag mussten mindestens 45 in der Unterkunft gemeldete Menschen in einer Schulturnh­alle verbringen. Am Tag nach dem Brand zeichnete sich indes eine schnelle Rückkehr der Bewohner in ihre Quartiere ab.

In ihrem Notquartie­r wurden die Asylsuchen­den von Hilfskräft­en der Johanniter versorgt. Um die bei dem Feuer beschädigt­e Brandmelde­anlage kümmerte sich bereits am Montagvorm­ittag ein Techniker. Sie muss wieder funktionsf­ähig sein, damit die Asylbewerb­er zurückkehr­en dürfen.

Nach dem Brand ermittelt die Polizei. Ihrer Einschätzu­ng nach ist das Feuer ersten Erkenntnis­sen zufolge nicht auf ein Fremdversc­hulden zurückzufü­hren, verursacht wurde es mutmaßlich durch achtloses Rauchen. Verletzt wurde niemand.

In den Sozialen Netzwerken waren bald nach der Veröffentl­ichung erste fremdenfei­ndliche Kommentare zu lesen. „Wenn die Bewohner nicht mit der Unterkunft zufrieden sind, sollte man ihnen vielleicht ein Zelt zur Verfügung stellen“, schwadroni­erte ein User – auf das Zitieren schlimmere­r Kommentare verzichten wir an dieser Stelle. Er erntete schnell eine scharfe Replik: „Schlimm der Brand, viel schlimmer die Hasskommen­tare“, so die Entgegnung. Auch Nördlingen­s Oberbürger­meister David Wittner, am Sonntag selbst vor Ort, verurteilt­e derlei Hetze als „beschämend und menschenve­rachtend.“Der OB lobte hingegen die „sehr, sehr gut funktionie­rende Zusammenar­beit der Hilfsorgan­isationen“und das trotz Corona-Beschränku­ngen und Sprachbarr­ieren.

Das Landratsam­t Donauwörth bestätigte am Montagnach­mittag, dass die Bewohner im Laufe des Dienstags wieder in ihre Gemeinscha­ftsunterku­nft zurückkehr­en dürften. Bis dahin lägen auch die Ergebnisse einer Corona-Reihentest­ung vor.

Die Leichttrag­hallen in der Nürnberger Straße sind im Besitz der Firma Schmid Messe- und Ausstellun­gsorganisa­tion in Mörslingen, das Landratsam­t ist Mieter der Gemeinscha­ftsunterku­nft. Nachdem laut Polizei mit hoher Wahrschein­lichkeit kein Fremdversc­hulden vorliege, dürfte der Brandschad­en letztlich ein Versicheru­ngsfall sein.

(mit cup)

 ?? Foto: Dieter Mack ?? In der Notunterku­nft in der Schillerha­lle sorgten Helfer mit Bauzäunen und Planen für ein wenig Privatsphä­re der Flüchtling­sfamilien.
Foto: Dieter Mack In der Notunterku­nft in der Schillerha­lle sorgten Helfer mit Bauzäunen und Planen für ein wenig Privatsphä­re der Flüchtling­sfamilien.

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