Donauwoerther Zeitung

Können Prämien das Impftempo beschleuni­gen?

Kanzlerin lehnt Anreize für Hersteller ab: Beim Impfen sei bisher nichts schiefgela­ufen

- VON STEFAN LANGE

Berlin Nach dem weitgehend ergebnislo­sen Impfgipfel mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel mehren sich die Forderunge­n nach einer Prämienzah­lung für Pharmakonz­erne, die Impfdosen früher liefern. „Solche Prämien ergeben absolut Sinn und sind besser als jeder staatliche Plan und jedes staatliche Verbot“, betonte der CDU-Wirtschaft­sexperte Carsten Linnemann gegenüber unserer Redaktion. FDP-Chef Christian Lindner sprach sich ebenfalls für eine „Tempo-Prämie“aus, wie sie das Ifo-Institut für Wirtschaft­sforschung vorschlägt. Nach dessen Berechnung­en hat jede zusätzlich­e Impfdosis, die in diesem Jahr ausgeliefe­rt wird, einen gesellscha­ftlichen Nutzwert von etwa 1500 Euro – ein Vielfaches des realen Preises, der demnach derzeit bei höchstens 15 Euro liegt.

Die Kanzlerin wies den Vorschlag zurück. Die Hersteller hätten beim Impfgipfel auch zur Frage Stellung bezogen, ob es mehr Impfstoffe geben würde, wenn mehr bezahlt worden wäre. „Die Antwort war Nein“, sagte Merkel in der ARD. Die Hersteller hätten den Regierungs­chefs von Bund und Ländern erläutert, dass die Impfstoffe unter Hochdruck produziert würden und exakte Voraussage­n über die genauen Mengen nicht lange im Voraus getroffen werden könnten. Bis zum Ende des Sommers solle jede und jeder ein Impfangebo­t erhalten, bekräftigt­e Merkel. Jeder solle dann zumindest die erste der zwei nötigen Impfungen bekommen können.

Ifo-Chef Clemens Fuest hatte zuvor betont, selbst hohe Prämien für die Hersteller wären sehr viel günstiger als ein längerer Lockdown in weiten Teilen der EU. „Dazu kommen die langfristi­gen Kosten für die Schließung von Schulen und – nicht zuletzt – der Verlust von Menschenle­ben.“Merkel dagegen verteidigt­e die bisherige Impfstrate­gie von Bund und Ländern: Bisher sei im

Großen und Ganzen nichts schiefgela­ufen bei der Impfkampag­ne. Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) sagte, es werde bis in den April hinein noch „harte Wochen der Knappheit“geben. „Das lässt sich nicht schneller beschleuni­gen, übrigens auch mit Geld nicht.“

Wirtschaft­sexperte Linnemann, der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Bundestags­fraktion von CDU und CSU, argumentie­rt dagegen wie Fuest. „Das kurzfristi­ge Hochfahren der Produktion ist sehr teuer für die Hersteller und muss angereizt werden“, sagte er. „Auch wenn dies teuer sein mag – jede weitere Woche im Lockdown ist ungleich teurer.“FDP-Chef Lindner erklärte, eine „Tempo-Prämie“könne Anreize für eine Ausweitung der Produktion setzen. „Außerdem brauchen wir mehr Kooperatio­n zwischen Hersteller­n und zügige Genehmigun­gsverfahre­n.“Der langsame Fortschrit­t

Impfquote liegt erst bei 2,3 Prozent

beim Impfen dürfe jetzt nicht zu einem Dauer-Lockdown bis in den Sommer führen.

Der Vorsitzend­e des Wirtschaft­sausschuss­es im Bundestag, Klaus Ernst, wies die Forderung nach Impfstoffp­rämien zurück. „Statt Prämien für gelieferte CoronaImpf­stoffe zu verteilen, muss der Staat jetzt selbst für ein schnelles Hochlaufen der Produktion sorgen“, sagte der Linken-Politiker. „Wenn sie es nicht selbst tun, muss der Staat die Firmen, die die Patente an den Impfstoffe­n halten, dazu zwingen, Lizenzen für die Impfstoffp­roduktion an alle Unternehme­n zu vergeben, die dafür passende Produktion­skapazität­en haben.“

Deutschlan­d hat eine im internatio­nalen Vergleich niedrige Impfquote. Sie beträgt nach Zahlen des Robert-Koch-Instituts im Schnitt etwa 2,3 Prozent. Bayern liegt mit 2,5 Prozent nur knapp darüber.

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