Mysteriöses Bekennerschreiben im Fall Ursula Herrmann
Fast 40 Jahre nach der Entführung gibt es ein Geständnis. Es birgt eine unechte Unterschrift und weitere Ungereimtheiten
Landsberg/Schondorf Der Fall Ursula Herrmann bewegt die Menschen auch nach Jahrzehnten. Das zehnjährige Mädchen wurde 1981 entführt und in einer Holzkiste im Wald begraben. Viele glauben bis heute nicht, dass der richtige Täter im Gefängnis sitzt. Jetzt bekam der Landsberger Anwalt Joachim Feller ein unterschriebenes Bekennerschreiben zugestellt. Auch ein Radiosender und die Kriminalpolizei haben dieses Geständnis. Derzeit prüft die Staatsanwaltschaft Augsburg, welchen Wahrheitsgehalt dem Schreiben beizumessen ist. Es enthält auffällig viele Details zum Fall.
Gerade den Menschen in und um Landsberg geht das Verbrechen nicht aus dem Kopf. Viele waren damals auf derselben Schule wie Ursula Herrmann, dem Ignaz-KöglerGymnasium. Sie hörten im September 1981 die Durchsage des Rektors, dass ein Mädchen entführt worden ist. Zahlreiche Schüler und Lehrer im Landheim Schondorf bekamen die Suchaktion im Wald und auch die langwierigen Ermittlungen mit, wurden befragt. Viel wurde ermittelt, viel verlief im Sande.
Als man das Kind in einer Holzkiste im Wald zwischen Schondorf und Eching vergraben fand, war jede Hilfe zu spät. Ursulas Bruder Michael Herrmann glaubt bis heute nicht, dass der tatsächliche Täter verurteilt wurde. Werner M. wurde 2010 nach einem spektakulären Indizienprozess in Augsburg verurteilt. Herrmann hat sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Ganz hat er die Hoffnung nicht aufgegeben, dass der Fall noch einmal aufgerollt wird. Er vermutet, dass der oder die Täter aus dem Umfeld des Landheims in Schondorf kamen.
Sein Anwalt Joachim Feller setzt sich für eine Wiederaufnahme ein und vertritt Herrmann weiterhin in der Öffentlichkeit. Er sagt: „Aufgrund meines persönlichen Eindrucks am Telefon von demjenigen, der angeblich das Schreiben verfasst hat, glaube ich nicht, dass es von ihm stammt.“Erstaunlich sei allerdings, dass das Schreiben sehr konkret und detailreich verfasst ist. „Das Schreiben ist in sich sehr schlüssig. Insoweit bleiben natürlich Restzweifel, ob der Verfasser des Bekennerschreibens gegebenenfalls Insiderwissen hat“, so Feller.
Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai sagt zu dem Schriftstück: „Es gab im November mehrere Bekennerschreiben von einem angeblichen Täter im Fall Ursula Herrmann, die auch bei Medienunternehmen eingegangen sind. Unverzüglich eingeleitete Maßnahmen ergaben, dass die Briefe wohl nicht von dem angeblichen Verfasser stammen.“Urheberschaft und Hintergründe der Schreiben würden derzeit geprüft. „Bis hierzu belastbare Ergebnisse vorliegen, können keine Einzelheiten zum genauen Inhalt der Schreiben und den Adressaten genannt werden.“