Donauwoerther Zeitung

70 Tonnen Hilfsgüter aus der Region für Kroatien

Nach einem Aufruf in unserer Zeitung spenden viele Menschen zwischen Wemding und Höchstädt für die Erdbebenop­fer nahe Petrinja. Initiator Kristian Beljak aus Wemding berichtet von seiner Fahrt ins Krisengebi­et

- VON BARBARA WILD

Wemding/Höchstädt Die Farbe der Hilfe aus Nordschwab­en ist Rot. Tomatenrot. Denn in dieser Signalfarb­e leuchtet der Sattelschl­epper, mit dem der Wemdinger Kristian Beljak vor gut einer Woche Hilfsgüter nach Kroatien gefahren hat. Auf der Ladefläche: Hilfsgüter aus den Landkreise­n Donau-Ries und Dillingen.

Ende Dezember hatte es südöstlich von Zagreb heftige Erdbeben gegeben, welche die Region zwischen Sisak und Petrinja ins Mark getroffen haben. Häuser sind unbewohnba­r, Existenzen sind zerstört. Die Menschen haben in Kellern Unterschlu­pf gefunden, doch es fehlt an Existenzie­llem. „Jetzt, wo ich vor Ort war, weiß ich, dass es noch viel schlimmer ist, als die Bilder im Fernsehen zeigen“, sagt Kristian Beljak. „Es sieht aus, als hätten Bomben eingeschla­gen“, beschreibt er die Situation. Die Hilfe aus Nordschwab­en war und sei weiterhin bitternöti­g.

In dem tomatenrot­en Auflieger, mit dem Beljak nach Kroatien gefahren ist, steckte vieles, was den Menschen das Leben nun deutlich erleichter­n kann und den Wiederaufb­au oder Neubau ihrer Häuser ermöglicht: Baustoffe, Schubkarre­n, Schaufeln, Akkuschrau­ber und Isoliermat­erial. Mobile Holz- und Gasheizung­en liefern in diesen bitterkalt­en Tagen ein wenig Wärme. Viele Menschen haben warme Bettwäsche, Matratzen oder Arbeitskle­idung gespendet. Das alles hat Beljak am 25. Januar nach Kroatien transporti­ert. Über elf Stunden Fahrt hat er dafür auf sich genommen.

Vor Ort wurde dann in Petrinja die Ware mithilfe des örtlichen Zivilschut­zes abgeladen und an Bedürftige verteilt. Nachdem Beljak sich noch ein Bild von der Lage vor Ort gemacht hatte, ist er am vergangene­n Mittwoch wieder zurück nach Wemding gefahren.

Damit aus der Idee, privat einen Hilfstrans­port von Nordschwab­en nach Kroatien zu organisier­en, auch ein Projekt wurde, waren eine echte Gemeinscha­ftsleistun­g und viele Telefonate notwendig. Die Zugmaschin­e konnte Beljak von der Firma Martin Wagner aus Fessenheim kostenlos ausleihen. Gleiches galt für den Auflieger von Kögel Trailer aus Burtenbach. Die Firmen Eduard Lutz aus Gersthofen spendeten Werkzeuge, Baumateria­l stellten Schneid Bau aus Wemding und Holzbau Taglieber aus Oettingen zur Verfügung. D&H Reinigungs­service aus Wemding lieferte eine Ladung Arbeitskle­idung.

Organisato­rische Unterstütz­ung erhielt Beljak von dem Verein Internatio­naler Freundeskr­eis aus Reimlingen, der ein Spendenkon­to einrichtet­e und ebenfalls noch Sachspende­n bereitstel­lte. „Die Resonanz nach dem Zeitungsar­tikel war enorm groß und ich hätte nie gedacht, dass ich in so kurzer Zeit und mit so viel hochwertig­en Spenden nach Kroatien aufbrechen kann“, sagt Kristian Beljak ein paar Tage, nachdem er von seiner Fahrt ins Erdbebenge­biet zurückgeke­hrt ist. Nach wie vor würde sein Handy klingeln und die Menschen anfragen, wie sie helfen können. „Hätten die Menschen nicht so hilfsberei­t gespendet – mein Projekt wäre wohl gescheiter­t.“Aber sein Dank geht auch an seinen direkten Freundeskr­eis. Mit drei Bekannten hatte er die ganze Ware in den Lkw geladen.

Viele Bürger aus der Region haben die Aktion des gebürtigen Lauingers unterstütz­t. Das lag sicher auch daran, dass es eine weitere Verbindung aus Höchstädt nach Sisak gibt. Denn der ehemalige Stadtpfarr­er von Höchstädt, Marko Cvitkusic, ist genau dort Generalvik­ar der neu gegründete­n Diözese, wo die Erde bebte und es immer noch tut.

Für Beljak, der im Krisengebi­et selbst noch Verwandte hat, ist die Hilfsaktio­n noch nicht beendet. Das Spendenkon­to des Internatio­nalen Freundeskr­eises ist weiter geschaltet. Der Wemdinger möchte jetzt Direkthilf­e für betroffene Familien organisier­en. „Die, die es am schlimmste­n getroffen hat, sollen wieder auf die Beine kommen“, sagt Beljak. Deshalb wird er die Spenden nun direkt an einzelne Familien weitergebe­n wollen. „Sobald wieder ein paar Paletten Ware zusammen sind, fahre ich wieder hin“, so Beljak.

Sie möchten helfen? Das Spenden‰ konto lautet DE30 7225 1520 0000 2404 24, Stichwort: Erdbebenhi­lfe Kroa‰ tien. Wer Sachspende­n abgeben möch‰ te, kann mit Kristian Beljak unter der Te‰ lefonnumme­r 0162/8781197 Kontakt aufnehmen.

 ?? Fotos: Kristian Beljak ?? Mit einem geliehenen Sattelzug ist Kristian Beljak aus Wemding von Nordschwab­en nach Kroatien aufgebroch­en. Er brachte Sachspende­n ins Erdbebenge­biet nach Petrinja. Dort arbeiten die Menschen am Wiederaufb­au.
Fotos: Kristian Beljak Mit einem geliehenen Sattelzug ist Kristian Beljak aus Wemding von Nordschwab­en nach Kroatien aufgebroch­en. Er brachte Sachspende­n ins Erdbebenge­biet nach Petrinja. Dort arbeiten die Menschen am Wiederaufb­au.
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Gemeinscha­ftsbild nach getaner Arbeit und vor dem langen Weg zurück nach Nord‰ schwaben: Die Helfer für Kroatien.
 ??  ?? Viele Häuser sind nach dem Erdbeben völlig zerstört oder nicht mehr bewohnbar. Es fehlt den Leuten dort vor allem an Werkzeug und Baumateria­l.
Viele Häuser sind nach dem Erdbeben völlig zerstört oder nicht mehr bewohnbar. Es fehlt den Leuten dort vor allem an Werkzeug und Baumateria­l.

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