Eine Zukunft für Oberndorfs „Krone“
Seit einem Jahr steht die Traditionswirtschaft in der Dorfmitte leer. Bevor die Gemeinde als Inhaber des Gebäudes einen Pächter sucht, muss sie aber richtig Geld investieren
Oberndorf Die „Krone“gehört zu Oberndorf fast so wie die benachbarte Pfarrkirche. 39 Jahre lang war Rupert Mayinger mit Leib und Seele Wirt des Gasthauses. Man könnte von einer „guten, alten Zeit“sprechen, als der Kontakt zwischen dem Wirt und seinen Gästen noch eine andere Rolle spielte wie heute. Die Zeiten haben sich geändert: Mayinger ist längst im Ruhestand, die „Krone“seit vier Jahren nun im Besitz der Gemeinde.
„Dass dieses Haus direkt an unserem Dorfplatz leer steht, schmerzt viele“, sagt Bürgermeister Franz Moll. Verschiedene Pächter hatte das Gasthaus in den vergangenen Jahren. Der letzte, ein Grieche, verabschiedete sich vor einem Jahr aus Oberndorf, nachdem er Insolvenz anmelden musste.
„Wir müssen unserer Traditionsgaststätte eine Zukunft geben“, sagt
Bürgermeister. „Vor allem für die örtlichen Vereine wäre das sehr wichtig.“
Dass das Gebäude aufgrund der Historie im Volksmund weiterhin „Mayinger“genannt wird, stört in der Lechgemeinde niemand. Im Moment sind Wirtshäuser zwar nicht die Anlaufstelle für Kartenspieler und Vereinsmeier, „doch in einem Jahr könnte alles schon wieder ganz anders sein“, gibt sich Moll angesichts der Corona-Situation zuversichtlich.
Brotzeit machen, ein Bier trinken, eine Theateraufführung besuchen oder Fasching feiern – das wünschen sich nach Ansicht des Bürgermeisters die Oberndorfer. In rund 500 der rund 2200 Gemeinden in Bayern gibt es allerdings schon kein Gasthaus mehr. „Soweit wollen wir es nicht kommen lassen“, meint Moll.
Er und der Gemeinderat wollen alles unternehmen, damit Oberndorf wie viele andere Kommunen nicht ohne ein Gasthaus auskommen muss. Das Gasthaus stellt nicht nur ein gastronomisches Angebot dar, sondern ist zugleich Ort zahlreicher Veranstaltungen und Domizil für viele Oberndorfer Vereine. Lediglich die Schützen und der VfB haben ein eigenes Gebäude.
Im Gemeinderat bestand nun Einigkeit, das Problem lösen zu wollen. Um einen neuen Pächter zu werben, muss die Kommune zunächst aber Geld in die Hand nehmen: Zahlreiche Sanierungen sind notwendig, um das Gasthaus mit dem angegliederten Saal und die Pächterwohnung im Dachgeschoss „zukunftsfit“zu machen.
Bürgermeister Moll berichtete im Gremium von Gesprächen mit dem Nördlinger Architekten Anton Gerstmeier. Dabei habe sich gezeigt, dass zunächst eine Grobplanung vonnöten sei. Auch mit möglichen Fachplanern hätten bereits Beder gehungen im Gebäude stattgefunden. In einem ersten Schritt sollen die Experten eine Expertise erstellen. Zu klären gibt es viel: Wie ist der Zustand des Altbaus (bislang Wirtshaus), des Zwischentraktes zum Saal und schließlich der Saal selbst? Die Detailentwürfe will Moll mit dem Gemeinderat bis zur Sommerpause abstimmen. Parallel zu den Sanierungsarbeiten, die im Frühjahr des kommenden Jahres beginnen könnten, soll schließlich ein Pächter gesucht werden.
Wenn die Beschränkungen durch die Pandemie vorbei sind, sollen die Vereine in jedem Fall wieder den Saal nutzen können. Mit der Trachtenkapelle und dem Gesangverein habe er schon gesprochen, erklärte Moll. Vor einem Umbau soll anhand der vom Architekturbüro aufgezeigten Möglichkeiten der Bedarf besprochen werden. Dazu könnte, so die Anregung aus dem Gremium, ein Arbeitskreis gegründet werden.