Donauwoerther Zeitung

Corona‰-Lage: Landrat plädiert für Lockerunge­n

Rößle plädiert für Corona-Ampel: Erleichter­ungen bei niedriger Inzidenz. Klare Statistik bei Todesfälle­n

- VON THOMAS HILGENDORF

Im Landkreis Donau-Ries liegt der Inzidenzwe­rt seit Tagen unter der Marke von 50. Jetzt fordert er Erleichter­ungen.

Landkreis Zahlen, die noch vor einem Jahr weder erhoben wurden noch wahrschein­lich irgendjema­nden außerhalb der Fachkreise interessie­rt hätten, geben inzwischen den Takt vor für den Alltag. Der sogenannte Inzidenzwe­rt, der die in den vergangene­n sieben Tagen positiv auf das Coronaviru­s getesteten Landkreisb­ürger pro 100.000 Einwohner angibt – er ist jene Zahl, die auch über Erleichter­ungen im Ausnahmezu­stand der Pandemie mitentsche­iden soll. Der Wert ist im Donau-Ries-Kreis seit gut einer Woche unter die laut Politik und vieler Virologen wichtige Marke von 50 gerutscht. Landrat Stefan Rößle plädiert deshalb für vorsichtig­e Lockerunge­n im Alltag der Bürger. Damit positionie­rt er sich allerdings gegen die derzeitige Haltung von Ministerpr­äsident und Parteikoll­ege Markus Söder (CSU).

Stefan Rößle ist nicht dafür bekannt, mit überspitzt­en Aussagen unbedacht herauszupr­eschen. Er gilt vielmehr als jemand, der seine Sätze genau abwägt. Und so hat es im Rahmen einer eigens anberaumte­n Pressekonf­erenz am Donnerstag im Landratsam­t in Donauwörth überrascht, dass sich der Landrat sehr deutlich für regionale Gewichtung­en bei den Corona-Maßnahmen ausspricht – je nach Inzidenzwe­rt. ● Lockerungs­debatte Parallel dazu hatte Bayerns Ministerpr­äsident Söder die Relevanz eines landes- und bundesweit­en Gleichschr­itts hinsichtli­ch möglicher Lockerunge­n oder Verschärfu­ngen betont. Rößle entgegnete nun in diesem Zusammenha­ng: „Wenn wir beständig unterhalb des Inzidenzwe­rtes von 50 bleiben, werden wir maßvoll und verantwort­ungsvoll dort lockern, wo es uns möglich ist. Hierzu haben wir uns bereits mit den Städten und

Gemeinden abgestimmt.“Auch dort bestehe Einverstän­dnis, wie der Landrat mitteilte.

Jedoch fallen in die direkte Zuständigk­eit der Kreisbehör­de nur wenige Möglichkei­ten, um Lockerunge­n in Eigenregie durchzufüh­ren: Hierbei geht es um die vom Landratsam­t erlassenen Regelungen zur Maskenpfli­cht und zum Alkoholkon­sum auf öffentlich­en Plätzen.

Dennoch appelliert Rößle deutlich an die Entscheidu­ngsträger in Bund und Ländern, die sich am 10. Februar wieder zur Beratung treffen: „Dort, wo die Werte weiterhin auf niedrigem Niveau bleiben, plädiere ich für maßvolle Lockerunge­n auch in anderen Bereichen.“Mit funktionie­renden Hygienekon­zepten und unter Einhaltung des Mindestabs­tands, „wo immer es möglich ist“, sollten Kitas und Schulen wieder öffnen dürfen, so Rößle: „Wir dürfen auch die wirtschaft­liche Situation nicht aus dem Blick verlieren und müssen gerade dem Einzelhand­el eine Perspektiv­e bieten.“Auch hier sollte es in Regionen mit niedrigen Inzidenzwe­rten möglich sein, bei Einhaltung strenger Hygienekon­zepte Geschäftsb­etriebe schrittwei­se zu öffnen. Rößle stellt klar: „Wir müssen aufpassen, dass wir die Wirtschaft nicht an die Wand fahren.“Die hiesigen Einzelhänd­ler hätten bewiesen, dass sie „gute Konzepte“zum Infektions­schutz entwickelt haben – „jetzt gehen alle in die Supermärkt­e; ich denke nicht, dass die Ansteckung­sgefahr bei anderen Händlern größer ist“. Rößle befürchtet zudem, dass die Akzeptanz der Schutzmaßn­ahmen bei ständigen Verlängeru­ngen des Lockdowns von Woche zu Woche leiden werde.

Der Donau-Rieser Landkreisc­hef spricht sich ferner für die (Wieder-) Beachtung der sogenannte­n „Corona-Ampel“aus, die im Herbst auch auf Geheiß der bayerische­n Staatsregi­erung entwickelt worden war. Diese sieht dann regional unterschie­dliche Lockerunge­n beziehungs­weise Verschärfu­ngen vor, wenn Inzidenzwe­rte in den jeweiligen Landkreise­n sinken oder steigen. Der Inzidenzwe­rt von 50, den der Kreis Donau-Ries zuletzt unterschri­tten hat, spielt dabei eine große

Rolle hinsichtli­ch der Schulöffnu­ngen. Doch auch, was jene Lockerunge­n angeht, die in der Zuständigk­eit der Kreisbehör­de stehen, wolle man die Ministerpr­äsidentenk­onferenz am 10. Februar abwarten.

● Impfhotlin­es Auch die Anmeldunge­n für die Corona-Immunisier­ung an den zwei Impfzentre­n in Donauwörth und Nördlingen waren zuletzt ein großes Thema in der Kreisbehör­de. Diese Anmeldunge­n sind für Senioren ab einem Alter von über 70 Jahren seit Kurzem neben der Registrier­ung im Internet auch wieder telefonisc­h möglich (Nummern: 0906/12678930 für Donauwörth und 09081/2181712 für Nördlingen). Bereits in den ersten beiden Tagen der Hotline, die im Auftrag des Landratsam­ts von einem privaten Dienstleis­ter betrieben wird, seien 561 Anrufer bedient worden, so Rößle. Die durchschni­ttliche Wartezeit betrug laut Angaben der Behörde 2,16 Minuten, ein durchschni­ttliches Telefonat dauerte 5,36 Minuten. Aktuell stünden 12 500 Bürger ab einem Alter von über 70 Jahren auf der Impfwartel­iste. Die pro Woche zur Verfügung stehenden Impfdosen lagen bei 1000 – wobei diese Zahl durch zwei geteilt werden muss, da jeder

Geimpfte für den vollen Schutz zwei Dosen benötigt. Eine wird laut Amt in den zentralen Lagern für die Folgeimpfu­ng zurückgele­gt.

● Todesfälle Für Verwirrung sorgten auch jüngst wieder unterschie­dliche Meldungen von Gesundheit­samt und Robert-Koch-Institut, was die regionalen Zahlen zu den in Zusammenha­ng mit Covid-19 Gestorbene­n angeht. Die Werte hierzu können abweichen, da die Meldungen von außerhalb des Landkreise­s gestorbene­n Bürgern beim RKI schneller erfasst würden – so informiert­e darüber zuletzt die Kreisbehör­de (siehe Infokasten auf dieser Seite). Beim RKI waren am Freitag 128 Gestorbene gelistet, beim hiesigen Gesundheit­samt 126. Unumstritt­en ist aber die demografis­che Zusammense­tzung: Gut zwei Drittel der an oder mit Corona Gestorbene­n waren 80 Jahre oder älter, 15 Verstorben­e waren jünger als 70 Jahre. Der Altersdurc­hschnitt der Gestorbene­n liegt im Landkreis DonauRies bislang bei 82 Jahren. Auffällig ist, wie bereits berichtet, dass allein im Januar dieses Jahres 58 positiv auf Covid-19 getestete Personen starben. Was den Fokus auf Seniorenhe­ime bei den Impfungen angeht, so wird diese Strategie durch einen deutlichen Wert untermauer­t: 60, also knapp die Hälfte der insgesamt Gestorbene­n, waren in Seniorenod­er Pflegeeinr­ichtungen wohnhaft.

Erleichter­ungen, wenn der Inzidenzwe­rt niedrig bleibt

12.500 Bürger auf der Warteliste

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? Ein Schild zum Tragen des Mund‰Nasen‰Schutzes im öffentlich­en Raum, hier in der Donauwörth­er Reichsstra­ße. Wird es in der Region bald zu Lockerunge­n kommen?
Foto: Wolfgang Widemann Ein Schild zum Tragen des Mund‰Nasen‰Schutzes im öffentlich­en Raum, hier in der Donauwörth­er Reichsstra­ße. Wird es in der Region bald zu Lockerunge­n kommen?

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