Corona-Lage: Landrat plädiert für Lockerungen
Rößle plädiert für Corona-Ampel: Erleichterungen bei niedriger Inzidenz. Klare Statistik bei Todesfällen
Im Landkreis Donau-Ries liegt der Inzidenzwert seit Tagen unter der Marke von 50. Jetzt fordert er Erleichterungen.
Landkreis Zahlen, die noch vor einem Jahr weder erhoben wurden noch wahrscheinlich irgendjemanden außerhalb der Fachkreise interessiert hätten, geben inzwischen den Takt vor für den Alltag. Der sogenannte Inzidenzwert, der die in den vergangenen sieben Tagen positiv auf das Coronavirus getesteten Landkreisbürger pro 100.000 Einwohner angibt – er ist jene Zahl, die auch über Erleichterungen im Ausnahmezustand der Pandemie mitentscheiden soll. Der Wert ist im Donau-Ries-Kreis seit gut einer Woche unter die laut Politik und vieler Virologen wichtige Marke von 50 gerutscht. Landrat Stefan Rößle plädiert deshalb für vorsichtige Lockerungen im Alltag der Bürger. Damit positioniert er sich allerdings gegen die derzeitige Haltung von Ministerpräsident und Parteikollege Markus Söder (CSU).
Stefan Rößle ist nicht dafür bekannt, mit überspitzten Aussagen unbedacht herauszupreschen. Er gilt vielmehr als jemand, der seine Sätze genau abwägt. Und so hat es im Rahmen einer eigens anberaumten Pressekonferenz am Donnerstag im Landratsamt in Donauwörth überrascht, dass sich der Landrat sehr deutlich für regionale Gewichtungen bei den Corona-Maßnahmen ausspricht – je nach Inzidenzwert. ● Lockerungsdebatte Parallel dazu hatte Bayerns Ministerpräsident Söder die Relevanz eines landes- und bundesweiten Gleichschritts hinsichtlich möglicher Lockerungen oder Verschärfungen betont. Rößle entgegnete nun in diesem Zusammenhang: „Wenn wir beständig unterhalb des Inzidenzwertes von 50 bleiben, werden wir maßvoll und verantwortungsvoll dort lockern, wo es uns möglich ist. Hierzu haben wir uns bereits mit den Städten und
Gemeinden abgestimmt.“Auch dort bestehe Einverständnis, wie der Landrat mitteilte.
Jedoch fallen in die direkte Zuständigkeit der Kreisbehörde nur wenige Möglichkeiten, um Lockerungen in Eigenregie durchzuführen: Hierbei geht es um die vom Landratsamt erlassenen Regelungen zur Maskenpflicht und zum Alkoholkonsum auf öffentlichen Plätzen.
Dennoch appelliert Rößle deutlich an die Entscheidungsträger in Bund und Ländern, die sich am 10. Februar wieder zur Beratung treffen: „Dort, wo die Werte weiterhin auf niedrigem Niveau bleiben, plädiere ich für maßvolle Lockerungen auch in anderen Bereichen.“Mit funktionierenden Hygienekonzepten und unter Einhaltung des Mindestabstands, „wo immer es möglich ist“, sollten Kitas und Schulen wieder öffnen dürfen, so Rößle: „Wir dürfen auch die wirtschaftliche Situation nicht aus dem Blick verlieren und müssen gerade dem Einzelhandel eine Perspektive bieten.“Auch hier sollte es in Regionen mit niedrigen Inzidenzwerten möglich sein, bei Einhaltung strenger Hygienekonzepte Geschäftsbetriebe schrittweise zu öffnen. Rößle stellt klar: „Wir müssen aufpassen, dass wir die Wirtschaft nicht an die Wand fahren.“Die hiesigen Einzelhändler hätten bewiesen, dass sie „gute Konzepte“zum Infektionsschutz entwickelt haben – „jetzt gehen alle in die Supermärkte; ich denke nicht, dass die Ansteckungsgefahr bei anderen Händlern größer ist“. Rößle befürchtet zudem, dass die Akzeptanz der Schutzmaßnahmen bei ständigen Verlängerungen des Lockdowns von Woche zu Woche leiden werde.
Der Donau-Rieser Landkreischef spricht sich ferner für die (Wieder-) Beachtung der sogenannten „Corona-Ampel“aus, die im Herbst auch auf Geheiß der bayerischen Staatsregierung entwickelt worden war. Diese sieht dann regional unterschiedliche Lockerungen beziehungsweise Verschärfungen vor, wenn Inzidenzwerte in den jeweiligen Landkreisen sinken oder steigen. Der Inzidenzwert von 50, den der Kreis Donau-Ries zuletzt unterschritten hat, spielt dabei eine große
Rolle hinsichtlich der Schulöffnungen. Doch auch, was jene Lockerungen angeht, die in der Zuständigkeit der Kreisbehörde stehen, wolle man die Ministerpräsidentenkonferenz am 10. Februar abwarten.
● Impfhotlines Auch die Anmeldungen für die Corona-Immunisierung an den zwei Impfzentren in Donauwörth und Nördlingen waren zuletzt ein großes Thema in der Kreisbehörde. Diese Anmeldungen sind für Senioren ab einem Alter von über 70 Jahren seit Kurzem neben der Registrierung im Internet auch wieder telefonisch möglich (Nummern: 0906/12678930 für Donauwörth und 09081/2181712 für Nördlingen). Bereits in den ersten beiden Tagen der Hotline, die im Auftrag des Landratsamts von einem privaten Dienstleister betrieben wird, seien 561 Anrufer bedient worden, so Rößle. Die durchschnittliche Wartezeit betrug laut Angaben der Behörde 2,16 Minuten, ein durchschnittliches Telefonat dauerte 5,36 Minuten. Aktuell stünden 12 500 Bürger ab einem Alter von über 70 Jahren auf der Impfwarteliste. Die pro Woche zur Verfügung stehenden Impfdosen lagen bei 1000 – wobei diese Zahl durch zwei geteilt werden muss, da jeder
Geimpfte für den vollen Schutz zwei Dosen benötigt. Eine wird laut Amt in den zentralen Lagern für die Folgeimpfung zurückgelegt.
● Todesfälle Für Verwirrung sorgten auch jüngst wieder unterschiedliche Meldungen von Gesundheitsamt und Robert-Koch-Institut, was die regionalen Zahlen zu den in Zusammenhang mit Covid-19 Gestorbenen angeht. Die Werte hierzu können abweichen, da die Meldungen von außerhalb des Landkreises gestorbenen Bürgern beim RKI schneller erfasst würden – so informierte darüber zuletzt die Kreisbehörde (siehe Infokasten auf dieser Seite). Beim RKI waren am Freitag 128 Gestorbene gelistet, beim hiesigen Gesundheitsamt 126. Unumstritten ist aber die demografische Zusammensetzung: Gut zwei Drittel der an oder mit Corona Gestorbenen waren 80 Jahre oder älter, 15 Verstorbene waren jünger als 70 Jahre. Der Altersdurchschnitt der Gestorbenen liegt im Landkreis DonauRies bislang bei 82 Jahren. Auffällig ist, wie bereits berichtet, dass allein im Januar dieses Jahres 58 positiv auf Covid-19 getestete Personen starben. Was den Fokus auf Seniorenheime bei den Impfungen angeht, so wird diese Strategie durch einen deutlichen Wert untermauert: 60, also knapp die Hälfte der insgesamt Gestorbenen, waren in Seniorenoder Pflegeeinrichtungen wohnhaft.
Erleichterungen, wenn der Inzidenzwert niedrig bleibt
12.500 Bürger auf der Warteliste