Donauwoerther Zeitung

Facebook: Apple ist der ärgste Rivale

Der Streit zwischen den Tech-Giganten um neue Privatsphä­re-Einstellun­gen spitzt sich zu. Facebook-Chef Zuckerberg sieht sein Unternehme­n benachteil­igt – und warnt iPhone-Nutzer

-

Menlo Park Facebooks Wachstum wird auch durch die Corona-Pandemie nicht gebremst. Der Umsatz des Konzerns stieg im Jahresverg­leich um ein Drittel auf knapp 28,1 Milliarden Dollar. Der Gewinn schnellte gar um 53 Prozent nach oben auf gut 11,2 Milliarden Dollar. Insgesamt griffen 3,3 Milliarden Menschen jeden Monat auf mindestens eine App des Konzerns zu, zu dem auch Instagram und WhatsApp gehören.

Doch jetzt muss sich das weltgrößte Online-Netzwerk auf Gegenwind aus zwei Richtungen einstellen: von Apple und aus der EU. Der iPhone-Konzern bereitet Facebook seit Monaten Sorgen mit seinem Plan, Nutzern mehr Kontrolle über ihre Privatsphä­re zu geben. Facebook-Chef Mark Zuckerberg geht Apple nun frontal an. In der EU sieht Facebook die rechtliche Lage um den Transfer von Daten in die USA als Unsicherhe­itsfaktor.

Apple will Nutzern neue Möglichkei­ten geben, die Datensamml­ung auf iPhones einzuschrä­nken. Sie sollen selbst entscheide­n, ob Apps und Werbediens­te Informatio­nen über ihr Verhalten über die Grenzen einzelner Anwendunge­n und Websites hinweg sammeln dürfen. Apples Plan ist, dass jede App die Nutzer für den Zugriff um Erlaubnis fragen muss. Facebook befürchtet, Werbung weniger gut personalis­ieren zu können, wenn das Unternehme­n weniger über die Nutzer weiß. Denn genau dieses Wissen ist ein Eckpfeiler von Facebooks Geschäftsm­odell. Werbekunde­n können so ganz präzise eine gewünschte Zielgruppe treffen.

Zuckerberg argumentie­rt, dass dies vor allem kleinen und mittleren Unternehme­n schaden würde. Diese könnten ihre Kunden dann weniger effizient erreichen. Dabei seien sie gerade in der Corona-Krise auf Facebook als Plattform angewiesen. Apples Vorgehen könne also die gesamte Wirtschaft bremsen.

Nun legt der Facebook-Chef noch eine Schippe drauf. „Apple mag behaupten, dass sie es tun, um den Leuten zu helfen – aber ihre Schritte folgen klar ihren Wettbewerb­sinteresse­n“, sagte Zuckerberg gegenüber Analysten. Und: „Ich möchte betonen, dass wir Apple verstärkt als einen unserer größten Konkurrent­en sehen.“Speziell auf Apples Chatdienst iMessage hat sich Zuckerberg eingeschos­sen. Er konkurrier­t direkt mit Facebooks Angeboten WhatsApp und Messenger. Der Apple-Dienst sei auf allen iPhones vorinstall­iert und werde dort bevorzugt. Zuckerberg greift Apples Haltung beim Datenschut­z an. Chat-Inhalte bei WhatsApp seien dank Komplettve­rschlüssel­ung grundsätzl­ich nur für die Beteiligte­n im Klartext verfügbar. Apple aber speichere standardmä­ßig iMessageBa­ck-ups ohne Ende-zu-Ende-Verschlüss­elung, wenn man den iCloud-Dienst nicht ausschalte. „Apple und Regierunge­n haben die Möglichkei­t, sich Zugang zu Nachrichte­n der meisten Leute zu verschaffe­n“, behauptet Zuckerberg.

Dabei hatte WhatsApp jüngst mit einem Abgang von Nutzern zu kämpfen, nachdem es neue Datenschut­zregeln veröffentl­icht hatte. Sie befürchtet­en, dass mehr Daten mit Facebook geteilt werden sollen. Facebook betonte, dass die Änderungen nur für die Kommunikat­ion zwischen Unternehme­n und ihren Kunden auf WhatsApp gelten sollen, nicht bei Chats mit Freunden und Familie.

Dennoch sinkt die Zahl der täglich aktiven Nutzer in den USA und Kanada – zuletzt auf 195 Millionen. Dabei ist diese Region mit über 53 Dollar Umsatz pro Nutzer besonders lukrativ für Facebook. In Europa waren es zuletzt im Schnitt knapp 17 Dollar pro Nutzer.

Facebook sprach zugleich von „bedeutende­n Unwägbarke­iten“in der Zukunft. In der Pandemie habe man vom allgemeine­n Schub des Onlinegesc­häfts profitiert. Sollte sich dieser Trend jedoch umkehren, werde das auch das Wachstum von Facebooks Werbeerlös­en bremsen. Ein weiterer Unsicherhe­itsfaktor sei die Situation rund um die Datenüberm­ittlung aus der Europäisch­en Union. Der Europäisch­e Gerichtsho­f hatte im Sommer auch die Datenschut­zvereinbar­ung Privacy Shield gekippt.

 ?? Foto: dpa ?? Apps auf iPhones sollen künftig weniger Daten sammeln können.
Foto: dpa Apps auf iPhones sollen künftig weniger Daten sammeln können.

Newspapers in German

Newspapers from Germany