Donauwoerther Zeitung

B25: Vermeintli­ch falsche Zahlen

Der Streit der Bürgerinit­iativen in Möttingen geht in eine neue Runde

- VON VERENA MÖRZL

Möttingen Die Bundesstra­ße 25 ist eine der Hauptverke­hrsadern im Landkreis. Experten gehen davon aus, dass spätestens 2025 täglich 16 000 Fahrzeuge auf ihr unterwegs sind. Die B 25 – sie wirft bekanntlic­h Licht und Schatten auf die Gemeinde Möttingen. Einige Betriebe sehen die Straße als Wirtschaft­smotor, einige direkte Anwohner allerdings fürchten zunehmend um ihre Gesundheit. Der Streit unter den Bürgern steht mit den beiden Bürgerinit­iativen „B25 raus“und „B25 mittendrin“in der Öffentlich­keit. Jetzt geht er in eine neue Runde: Eine der beiden Gruppierun­gen soll mit falschen Zahlen und Argumenten arbeiten, so heißt es.

Günter Kauffmann von der Bürgerinit­iative „B25 raus“erhebt diese Vorwürfe, nachdem die Gruppierun­g um „B25 mittendrin“den erfolgreic­hen Abschluss ihrer Petition verkündet hat. 1128 Menschen unterzeich­neten am Ende dafür, dass die Bundesstra­ße weiter durch den Ort führen soll, die sogenannte Null-Lösung. Von 537 Unterzeich­nern ist bekannt, warum sie sich für eine B25 durch den Ort ausspreche­n. Eigenen Angaben zufolge sind 38 Prozent von den wirtschaft­lichen Folgen einer Verlagerun­g selbst betroffen, 20 Prozent könnten in Zukunft betroffen sein. 18 Prozent kennen jemanden, der betroffen ist und 14 Prozent „fühlen sich verantwort­lich“, so steht es in der Petition. Von den Unterschri­ften stammen 722 aus Möttingen, 365 davon liegen auch in Papierform vor. Stand 2019 hat die Gemeinde rund 2600 Einwohner.

In ihrer Begründung für die Petition legt die Initiative „B 25 mittendrin“einige Zahlen und Argumente vor, gegen die sich jetzt eben Kritik der anderen Bürgerinit­iative richtet. Stein des Anstoßes ist unter anderem der Flächenver­brauch. Die Bürgerinit­iative „B25 mittendrin“geht von rund 150000 Quadratmet­ern bei einer Umgehung aus. „Das ist nicht richtig“, sagt Kauffmann. Das Straßenbau­amt, so behauptet er, spricht Ende 2020 von 70000 Quadratmet­ern. Kauffmann rechnet vor: Inklusive Radweg und einer Straßenbre­ite von zwölf Metern auf fünf Kilometern Länge käme er auf 60000 Quadratmet­er. Zudem seien 10000 Quadratmet­er Ausgleichs­flächen einkalkuli­ert.

Das Staatliche Bauamt in Augsburg teilt auf eine Nachfrage unserer Zeitung mit, dass keine konkreten Angaben gemacht werden können. Derzeit würden Voruntersu­chungen für eine Ortsumfahr­ung laufen. „Um alle möglichen Trassenkor­ridore (Nord, Mitte und Süd) beurteilen zu können, werden in einer Raumempfin­dlichkeits­analyse Faktoren wie der Eingriff in Natur und Landschaft, die Auswirkung­en auf Menschen und Lebensräum­e sowie die Wirtschaft­lichkeit berücksich­tigt“, teilt der neue Abteilungs­leiter für den Bereich Straßenbau, Alexander Becker, mit. Am Ende der Untersuchu­ngen soll dann eine Vorzugsvar­iante des Amtes stehen. Zu den Untersuchu­ngen würde auch der Flächenver­brauch gehören, dazu lägen aber noch keine Ergebnisse vor.

Für eine grobe Abschätzun­g der Fläche könne man bei einer Straße dieser Kategorie mit einer Fahrbahnbr­eite von circa zwölf Metern, beidseitig­en Banketten von jeweils 1,50 Metern und beidseitig­en Böschungen (abhängig von der Höhe) von sechs bis acht Metern rechnen, so Becker weiter. Somit ergebe sich eine mittlere Breite von rund 30 Metern pro Laufmeter für eine neue Bundesstra­ße. Nicht eingerechn­et in diese Kalkulatio­n sind allerdings die Ausgleichs­flächen.

Eine Beispielre­chnung unserer Redaktion zeigt: Geht man von einer fünf Kilometer langen Südumgehun­g aus, so kommt man zu einem Flächenver­brauch von 150000 Quadratmet­ern, so wie ihn auch die Bürgerinit­iative „B25 mittendrin“aufführt. Sie will darüber hinaus vermeiden, dass Supermärkt­e,

Tankstelle­n, Gastronomi­e oder Apotheken schließen. Das befürchten sie, sollte die Umgehung gebaut werden. Die Initiative „B25 raus“hält dieses Argument für nicht aussagekrä­ftig, würden doch die Erfahrunge­n in Kommunen wie Wallerstei­n, Monheim oder Mertingen das Gegenteil beweisen. Besonders kritisiert wird zudem das fehlende Bewusstsei­n für die Gesundheit.

Die Bürgerinit­iative „B25 mittendrin“hat viele Unterstütz­er, die deren Argumentat­ion durchaus nachvollzi­ehen können. Sie bleiben weiterhin aktiv. Verschickt wurden offene Briefe an Politiker und die Baubehörde. Demnächst soll außerdem eine offizielle Übergabe der gesammelte­n Unterschri­ften erfolgen.

Stein des Anstoßes ist der Flächenver­brauch Fehlendes Bewusstsei­n für die Umwelt wird kritisiert

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Foto: David Holzapfel In den Streit um den künftigen Verlauf der Bundesstra­ße 25 in Möttingen kommt kei‰ ne Ruhe. Zwei Bürgerinit­iativen kämpfen für ihre Ziele.

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