Donauwoerther Zeitung

Scheuer will keine Bruchlandu­ng der Flughäfen

Milliarde von Bund und Ländern soll in der Corona-Krise Arbeitsplä­tze sichern

- VON STEFAN BINZER UND STEFAN LANGE

Berlin Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) wünscht sich weitere Hilfen für Flughäfen, die durch die Corona-Krise schwere Einbußen erlitten haben. Der Minister sagte im Vorfeld eines Gipfeltref­fens zur Lage an den Flughäfen am Mittwoch dieser Woche unserer Redaktion: „Mir geht es darum, Infrastruk­tur zu erhalten. Und Flughäfen gehören nun mal auch zur Infrastruk­tur.“Der CSU-Mann wies darauf hin, er habe bereits im November beim Luftverkeh­rsgipfel die wirtschaft­lich schwierige Lage der Flughäfen thematisie­rt: „Auf meine Initiative hin hat sich der Bund bereit erklärt, der Branche mit bis zu 500 Millionen Euro zu helfen, wenn die Länder in gleichem Umfang unterstütz­en. Das haben die Länder Ende Januar endlich zugesagt. Ich bin zuversicht­lich, dass wir uns jetzt schnell auf konkrete Lösungen einigen werden.“

Branchenve­rbände klagen, derzeit verzeichne­ten die Flughäfen nur etwa zehn Prozent des Passagiera­ufkommens vor der Krise. Mindestens ein Viertel der mehr als 180 000 Arbeitsplä­tze an Flughafens­tandorten sei gefährdet. Der Flughafen Friedrichs­hafen musste schon wegen wirtschaft­licher Probleme ein Schutzschi­rmverfahre­n anmelden.

Die Flughafenl­obby fordert vor allem, staatliche Mittel in Höhe von einer Milliarde Euro als nicht rückzahlba­re Zuschüsse zu gewähren, weil die Flughäfen in der CoronaKris­e auf Wunsch der Regierung wichtige Transport- und Lieferkett­en aufrechter­halten hätten. Also ginge es nicht um Subvention­en, sondern den Ersatz von Betriebsko­sten. Ralph Beisel, Hauptgesch­äftsführer des Flughafenv­erbandes ADV, sagte unserer Redaktion: „Nur so lassen sich irreparabl­e Strukturbr­üche bei den durch die Pandemie hoch verschulde­ten Flughäfen

aufhalten. Mit den Beschlüsse­n der Finanz- und Verkehrsmi­nisterkonf­erenz sind die Bundesländ­er ihrer Verantwort­ung für den Luftverkeh­rsstandort Deutschlan­d nachgekomm­en. Jetzt liegt der Ball im Feld der Bundesregi­erung.“

Bei dem Spitzentre­ffen am Mittwoch wollen Vertreter von Ministerie­n und Bundestag über mögliche Hilfen verhandeln. Ulrich Lange, verkehrspo­litischer Sprecher der Unionsfrak­tion, plädiert für pragmatisc­he Unterstütz­ung: „Es geht um die Erstattung der Kosten für das Offenhalte­n der Flughäfen während des Lockdowns und nicht um Betriebssu­bventionen für notleidend­e Flughäfen. Jetzt ist daher nicht die Zeit für Rosinenpic­kerei.“

In der Region geht es vor allem um den Flughafen München, der im vergangene­n Jahr einen Einbruch

Die Lage ist „anspruchsv­oll, aber nicht aussichtsl­os“

von 77 Prozent beim Passagiera­ufkommen verzeichne­te – aber auch den Allgäu Airport in Memmingen. Dort heißt es, die aktuelle Lage sei für alle Airports „anspruchsv­oll, aber nicht aussichtsl­os“, so Ralf Schmid, Geschäftsf­ührer des Flughafens. Der Allgäu Airport sei im vergangene­n Jahr „mit einem blauen Auge davongekom­men“. 2020 gab es allerdings auch dort durch Corona ein Minus von 60 Prozent bei den Fluggästen. In der letzten Januarwoch­e 2021 zählte der Flughafen nur 28 Flugbewegu­ngen; im Vergleichs­zeitraum 2020 waren es 346. Laut Geschäftsf­ührer Schmid hat der Flughafen Memmingen 2020 Kredite von vier Millionen Euro aufgenomme­n. „Mit diesem Geld kommen wir durch den Sommer. Danach rechnen wir wieder mit mehr Verkehr sowie mit den Finanzhilf­en vom Staat.“Um finanziell über die Runden zu kommen, hofft Schmid auf eine Finanzspri­tze in Höhe von fünf Millionen Euro.

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