Donauwoerther Zeitung

Rain: Beerdigung mit 100 Gästen in Corona‰Zeiten

Bedürftige und pflegende Angehörige können bei ihrer Stadt oder Gemeinde kostenlose FFP2-Masken abholen. Bisher ist die Aktion im Landkreis wenig erfolgreic­h. Warum den Rathäusern bei dem Thema die Hände gebunden sind

- VON ANDREA HAMMERL

Auf dem Stadtfried­hof in Rain fand eine Beerdigung mit etwa 100 Trauergäst­en statt. Wie es dazu gekommen ist, steht auf

Landkreis Es ist gut gemeint, doch offenbar geht die Aktion des bayerische­n Gesundheit­sministeri­ums, je Pflegebedü­rftigem drei kostenlose FFP2-Schutzmask­en an pflegende Angehörige abzugeben, an der Zielgruppe vorbei. Rund zwei Wochen nach Aktionsbeg­inn sieht es danach aus, als würden die Kommunen auf den Masken sitzen bleiben. Verteilt wurden in ganz Bayern circa eine Million FFP2-Masken über die Landkreise. Der Landkreis DonauRies hat laut Maria Kränzler aus dem Landratsam­t über den Verteilsch­lüssel 10.230 Stück erhalten.

Der Stadt Donauwörth wurden 1491 Masken zugeteilt – „bisher wurden 24 ausgegeben“, teilt Pressespre­cherin Annegret Feist auf Anfrage mit. „Warum die Nachfrage so gering ist, können wir nicht sagen, das wäre rein spekulativ.“Die Stadt habe getan, was sie konnte und über Pressemitt­eilung und Homepage informiert, dass die Masken gegen Vorlage des von den Pflegekass­en ausgestell­ten Pflegenach­weises abgeholt werden können. Dennoch sind von 497 Berechtigt­en gerade mal acht gekommen. Die Krux an der Geschichte: Die Stadt kann nicht weiter tätig werden, sie ist aus Datenschut­zgründen in die passive Rolle gedrängt.

„Wir wissen nicht, wer berechtigt ist“, erklärt Christoph Schmidt, Bürgermeis­ter in Harburg. „Sonst könnten wir die Masken zuschicken.“Doch wer pflegebedü­rftig ist, das wissen nur die Pflegekass­en. „80 Prozent bleiben uns übrig“, schätzt er. Dabei hatten er und seine Mitarbeite­r mit einem Ansturm gerechnet, der jedoch komplett ausblieb. Sein Team hatte schnell reagiert und ein Online-Terminbuch­ungsportal für die Abholung eingericht­et. Denn wer die Berechtigu­ng nicht digital einschicke­n kann, kann den ebenfalls eingericht­eten Lieferserv­ice nicht nutzen und muss die Masken zu bestimmten Abgabeterm­inen abholen. Das haben zwei oder drei Personen bislang genutzt. „Es geht sehr schleppend“, fasst Schmidt zusammen. Von circa 120 Berechtigt­en haben zudem etwa 20 die Masken per Post oder Lieferserv­ice von der Kommune zugestellt bekommen. Den bietet Harburg allen an, die den Pflegenach­weis digital übermittel­n können. „Das kam alles sehr kurzfristi­g“, erzählt Schmidt. „Wir wurden komplett überrumpel­t.“Das hätten Bürgermeis­terkollege­n, mit denen er telefonier­te, ebenso empfunden.

Erst zwei Personen haben sich ihre Masken im Rathaus der Stadt Rain abgeholt, berichtet Vanessa Rohrer aus dem Einwohnerm­eldekommen, amt. „Vielleicht ist es noch nicht richtig bekannt“, vermutet sie, kann sich aber auch vorstellen, dass viele der Berechtigt­en sich bereits ausreichen­d selber mit FFP2-Masken eingedeckt haben.

Ebenfalls eine geringe Nachfrage beobachtet Peter Ferber, Leiter des Stadt-Aktiv-Management­s der Stadt Monheim. Das Landratsam­t, das die Verteilung der vom Freistaat spendierte­n Masken übernahm, hat 393 Masken für 131 Personen an die kleinste Stadt im Landkreis geliefert. Ausgegeben wurden in den ersten zehn Tagen der Aktion lediglich 42 Masken an 14 Berechtigt­e. Ferber zeigt sich ratlos. „Wir hatten uns auf einen Ansturm vorbereite­t“, erzählt auch er. „Wir wundern uns, dass es so wenig angenommen wird.“Vielleicht sind die drei unterschie­dlichen Wege, an kostenlose oder vergünstig­te FFP2-Masken zu für viele zu undurchsch­aubar? So wurden Masken an Bedürftige direkt zugeschick­t, Risikogrup­pen erhalten Gutscheine, die sie – bei zwei Euro Eigenbetei­ligung – in Apotheken gegen zwölf Masken eintausche­n können, und zusätzlich können pflegende Angehörige je drei kostenlose Masken im Rathaus abholen. „Es hätte vielleicht Wege gegeben, das besser zu organisier­en“, meint Ferber, „wenn es einfacher wäre, würden es sicher mehr Menschen in Anspruch nehmen.“

66 von 444 Masken sind in Wem‰ ding abgeholt worden, also etwa jede siebte, die verfügbar ist. „Die Leute haben das sehr gut angenommen und sich sehr gefreut, dass man an sie denkt“, sagt David Foit, persönlich­er Referent von Bürgermeis­ter Martin Drexler. In Wemding wurde die Aktion über das Amtsblatt bekannt gemacht, eventuell will er das wiederhole­n. Und wenn Masken übrig bleiben? Darüber haben wir uns noch keine Gedanken gemacht“, sagt Foit. Andere denken darüber nach, ob die Restbestän­de ans Landratsam­t zurückgege­ben werden müssen oder nach entspreche­nder Wartezeit an die eigene Feuerwehr, Schulen oder Kitas gehen dürfen.

Auf dem Land sieht es nicht anders aus als in den Städten. Als „sehr überschaub­ar“, beschreibt Alois Schiegg, Rathausche­f in Marxheim, die Nachfrage nach FFP2-Masken. 30 von 198 wurden abgeholt, somit haben zehn von 66 Berechtigt­en davon Gebrauch gemacht. Möglicherw­eise kämen nur diejenigen, die ohnehin unterwegs seien, vermutet er, viele seien vorsichtig. „Wenn die Masken abgeholt würden, wäre es ein Vorteil gegenüber der Verteilakt­ion in den Apotheken, wo sich jeder gegen Unterschri­ft welche mitnehmen konnte“, findet Schiegg, denn zum einen mussten die Apotheker sich selber um die Beschaffun­g kümmern, zum anderen sei es auch ausgenutzt worden, indem die Leute in verschiede­nen Orten und Apotheken auftauchte­n. Sollten nun Masken übrig bleiben, müsste geklärt werden, ob sie ins 1500 Stück große Kontingent, das die Kommune für Feuerwehr und Schule angeschaff­t hat, eingeglied­ert werden dürfen.

 ?? Foto: Andrea Hammerl ?? Drei FFP2‰Masken stehen pflegenden Angehörige­n für jeden Bedürftige­n zu. Abgeholt werden können sie bei den Kommunen, in Harburg gibt es sogar einen Lieferserv­ice. Noch aber ist die Nachfrage im Landkreis eher überschaub­ar.
Foto: Andrea Hammerl Drei FFP2‰Masken stehen pflegenden Angehörige­n für jeden Bedürftige­n zu. Abgeholt werden können sie bei den Kommunen, in Harburg gibt es sogar einen Lieferserv­ice. Noch aber ist die Nachfrage im Landkreis eher überschaub­ar.

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