Rain: Beerdigung mit 100 Gästen in CoronaZeiten
Bedürftige und pflegende Angehörige können bei ihrer Stadt oder Gemeinde kostenlose FFP2-Masken abholen. Bisher ist die Aktion im Landkreis wenig erfolgreich. Warum den Rathäusern bei dem Thema die Hände gebunden sind
Auf dem Stadtfriedhof in Rain fand eine Beerdigung mit etwa 100 Trauergästen statt. Wie es dazu gekommen ist, steht auf
Landkreis Es ist gut gemeint, doch offenbar geht die Aktion des bayerischen Gesundheitsministeriums, je Pflegebedürftigem drei kostenlose FFP2-Schutzmasken an pflegende Angehörige abzugeben, an der Zielgruppe vorbei. Rund zwei Wochen nach Aktionsbeginn sieht es danach aus, als würden die Kommunen auf den Masken sitzen bleiben. Verteilt wurden in ganz Bayern circa eine Million FFP2-Masken über die Landkreise. Der Landkreis DonauRies hat laut Maria Kränzler aus dem Landratsamt über den Verteilschlüssel 10.230 Stück erhalten.
Der Stadt Donauwörth wurden 1491 Masken zugeteilt – „bisher wurden 24 ausgegeben“, teilt Pressesprecherin Annegret Feist auf Anfrage mit. „Warum die Nachfrage so gering ist, können wir nicht sagen, das wäre rein spekulativ.“Die Stadt habe getan, was sie konnte und über Pressemitteilung und Homepage informiert, dass die Masken gegen Vorlage des von den Pflegekassen ausgestellten Pflegenachweises abgeholt werden können. Dennoch sind von 497 Berechtigten gerade mal acht gekommen. Die Krux an der Geschichte: Die Stadt kann nicht weiter tätig werden, sie ist aus Datenschutzgründen in die passive Rolle gedrängt.
„Wir wissen nicht, wer berechtigt ist“, erklärt Christoph Schmidt, Bürgermeister in Harburg. „Sonst könnten wir die Masken zuschicken.“Doch wer pflegebedürftig ist, das wissen nur die Pflegekassen. „80 Prozent bleiben uns übrig“, schätzt er. Dabei hatten er und seine Mitarbeiter mit einem Ansturm gerechnet, der jedoch komplett ausblieb. Sein Team hatte schnell reagiert und ein Online-Terminbuchungsportal für die Abholung eingerichtet. Denn wer die Berechtigung nicht digital einschicken kann, kann den ebenfalls eingerichteten Lieferservice nicht nutzen und muss die Masken zu bestimmten Abgabeterminen abholen. Das haben zwei oder drei Personen bislang genutzt. „Es geht sehr schleppend“, fasst Schmidt zusammen. Von circa 120 Berechtigten haben zudem etwa 20 die Masken per Post oder Lieferservice von der Kommune zugestellt bekommen. Den bietet Harburg allen an, die den Pflegenachweis digital übermitteln können. „Das kam alles sehr kurzfristig“, erzählt Schmidt. „Wir wurden komplett überrumpelt.“Das hätten Bürgermeisterkollegen, mit denen er telefonierte, ebenso empfunden.
Erst zwei Personen haben sich ihre Masken im Rathaus der Stadt Rain abgeholt, berichtet Vanessa Rohrer aus dem Einwohnermeldekommen, amt. „Vielleicht ist es noch nicht richtig bekannt“, vermutet sie, kann sich aber auch vorstellen, dass viele der Berechtigten sich bereits ausreichend selber mit FFP2-Masken eingedeckt haben.
Ebenfalls eine geringe Nachfrage beobachtet Peter Ferber, Leiter des Stadt-Aktiv-Managements der Stadt Monheim. Das Landratsamt, das die Verteilung der vom Freistaat spendierten Masken übernahm, hat 393 Masken für 131 Personen an die kleinste Stadt im Landkreis geliefert. Ausgegeben wurden in den ersten zehn Tagen der Aktion lediglich 42 Masken an 14 Berechtigte. Ferber zeigt sich ratlos. „Wir hatten uns auf einen Ansturm vorbereitet“, erzählt auch er. „Wir wundern uns, dass es so wenig angenommen wird.“Vielleicht sind die drei unterschiedlichen Wege, an kostenlose oder vergünstigte FFP2-Masken zu für viele zu undurchschaubar? So wurden Masken an Bedürftige direkt zugeschickt, Risikogruppen erhalten Gutscheine, die sie – bei zwei Euro Eigenbeteiligung – in Apotheken gegen zwölf Masken eintauschen können, und zusätzlich können pflegende Angehörige je drei kostenlose Masken im Rathaus abholen. „Es hätte vielleicht Wege gegeben, das besser zu organisieren“, meint Ferber, „wenn es einfacher wäre, würden es sicher mehr Menschen in Anspruch nehmen.“
66 von 444 Masken sind in Wem ding abgeholt worden, also etwa jede siebte, die verfügbar ist. „Die Leute haben das sehr gut angenommen und sich sehr gefreut, dass man an sie denkt“, sagt David Foit, persönlicher Referent von Bürgermeister Martin Drexler. In Wemding wurde die Aktion über das Amtsblatt bekannt gemacht, eventuell will er das wiederholen. Und wenn Masken übrig bleiben? Darüber haben wir uns noch keine Gedanken gemacht“, sagt Foit. Andere denken darüber nach, ob die Restbestände ans Landratsamt zurückgegeben werden müssen oder nach entsprechender Wartezeit an die eigene Feuerwehr, Schulen oder Kitas gehen dürfen.
Auf dem Land sieht es nicht anders aus als in den Städten. Als „sehr überschaubar“, beschreibt Alois Schiegg, Rathauschef in Marxheim, die Nachfrage nach FFP2-Masken. 30 von 198 wurden abgeholt, somit haben zehn von 66 Berechtigten davon Gebrauch gemacht. Möglicherweise kämen nur diejenigen, die ohnehin unterwegs seien, vermutet er, viele seien vorsichtig. „Wenn die Masken abgeholt würden, wäre es ein Vorteil gegenüber der Verteilaktion in den Apotheken, wo sich jeder gegen Unterschrift welche mitnehmen konnte“, findet Schiegg, denn zum einen mussten die Apotheker sich selber um die Beschaffung kümmern, zum anderen sei es auch ausgenutzt worden, indem die Leute in verschiedenen Orten und Apotheken auftauchten. Sollten nun Masken übrig bleiben, müsste geklärt werden, ob sie ins 1500 Stück große Kontingent, das die Kommune für Feuerwehr und Schule angeschafft hat, eingegliedert werden dürfen.