Draghi punktet bei Italienern
Potenzieller Premier soll Regierung bilden
Rom Der frühere Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, kommt bei seiner Suche nach einer neuen Regierung unter den Italienern auf hohe Sympathiewerte. In einer repräsentativen Umfrage, die die Zeitung am Sonntag veröffentlichte, lag der 73 Jahre alte Ökonom auf dem Spitzenplatz unter den Top-Politikern des Landes. Ihm folgte auf Platz zwei der gescheiterte bisherige Premier Giuseppe Conte. Bei seiner dreitägigen Sondierungsrunde auf der Suche nach einer neuen Mehrheit im Parlament hatte Draghi auch von den meisten Parteien durchaus positive Signale erhalten.
Der Ökonom hatte die erste Gesprächsrunde am Samstag mit Treffen mit der rechten Lega von Matteo Salvini und der bisher mitregierenden Fünf-Sterne-Bewegung abgeschlossen. Er gab danach keine öffentliche Erklärung ab. An diesem Montag will Draghi eine zweite Konsultationsrunde starten. Staatspräsident Sergio Mattarella hatte dem Ex-Bankmanager nach dem Scheitern der Regierung Conte das Mandat zur Bildung eines neuen Kabinetts angeboten.
Mitte Januar war das MitteLinks-Bündnis Contes im Streit über gut 200 Milliarden Euro an EU-Hilfsgeldern für die CoronaKrise auseinandergebrochen. Draghi benötigt das Vertrauen beider Parlamentskammern, um Ministerpräsident zu werden. Italienische Medien gehen davon aus, dass sich der 73-Jährige vor einer endgültigen Entscheidung weiter absichern wollte und noch Zeit für die Auswahl der Minister benötigte. Im Oktober hatten Draghis Zustimmungswerte noch bei 54 Prozent gelegen, seitdem sind sie auf 71 Prozent gestiegen. Er war schon länger als möglicher Chef einer „Expertenregierung“im Gespräch.
La Repubblica