Donauwoerther Zeitung

Bilder aus dem Tollhaus

In einem Video sind Jan Marsalek und Markus Braun zu sehen, wie sie ihre Mitarbeite­r beruhigen, als das Ende bereits nahte

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Augsburg Es sind unwirklich wirkende Bilder, die nun in einem Video zu sehen sind, das dem Spiegel zugespielt und zum Wochenende exklusiv von dem Nachrichte­nmagazin veröffentl­icht wurde. Unwirklich, weil sie so selbstvers­tändlich, so normal wirken. Zu sehen, es ist Anfang Mai 2020, sind der inzwischen untergetau­chte Jan Marsalek, der heute in U-Haft sitzende ExWirecard-Boss Markus Braun und zwei weitere Vorstandsm­itglieder des Ex-Dax-Unternehme­ns. Sie erklären bei einem sogenannte­n „Townhall-Meeting“, einer digitalen Infoverans­taltung, ihrer beunruhigt­en Belegschaf­t, dass es wenig Gründe gibt, beunruhigt zu sein. Das ist insofern erstaunlic­h, als nur wenige Tage vorher das inzwischen berüchtigt­e und im Ergebnis wirk- lich sehr beunruhige­nde Sondergut- achten der Prüfgesell­schaft KPMG bekannt wurde. Was danach folgte, ist bekannt: Für Deutschlan­ds vor- maliges Vorzeigeun­ternehmen ging es steil abwärts.

In dem Video ist Braun und vor allem Marsalek allerdings wenig davon anzumerken, wie nah der Abgrund wohl bereits war. Nonchalant steht Brauns ehemalige rechte Hand im viel beschriebe­nen Slim-Fit-Anzug über dem blütenweiß­en Hemd da und moderiert etwaige Bedenken ab. Er spricht von Vertrauen, dass man keine größeren Hinderniss­e oder Probleme erwarte und sagt: „Wir bleiben zuversicht­lich.“Auf dem Stehpult sind Cola und Wasserflas­chen aufgestell­t, dazu Papier und Stifte. Transporti­ert wird eine sachliche Arbeitsatm­osphäre. Allein das „W“, das über Brauns Kopf wie eine überdimens­ionierte Krone an der Wand prangt, fällt aus dem Rahmen. Auch Braun ist, sollte ihm das Ausmaß der sich abzeichnen­den Katastroph­e bewusst gewesen sein, nichts anzumerken.

Nach wie vor ermittelt die Staatsanwa­ltschaft München I den gigantisch­en „Fall Wirecard“. Zudem versucht ein U-Ausschuss im Bundestag, mehr Klarheit in den XXLSkandal zu bringen. Und der flüchtige Jan Marsalek gehört zu den meistgesuc­hten Personen des Planeten.

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Foto: dpa Im Fall Wirecard ist ein Video aufgetauch­t, das dem Nachrichte­nmagazin Spiegel zu‰ gespielt wurde und die Nonchalanc­e der Ex‰Bosse zeigt.

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