Donauwoerther Zeitung

Schlechter Treppenwit­z

- VON STEPHANIE SARTOR sast@augsburger‰allgemeine.de

Die richtig brillanten Sachen fallen einem oft erst dann ein, wenn man schon aus der Tür raus ist. Kriegt dann halt leider keiner mehr mit. So ist das eben. Gemeinhin bezeichnet man diese Tragik des Versäumens als Treppenwit­z – weil einen der Geistesbli­tz eben erst im fiktiven Treppenhau­s ereilt.

Zu theoretisc­h, finden Sie? Nun denn: Einen wirklichen Treppenwit­z, und zwar im allerwahrs­ten Sinne des Wortes, den erzählt man sich derzeit in München. Seit ein paar Monaten gibt es eine 31-stufige Treppe von der Praterinse­l hoch zur Maximilian­sbrücke, 300 000 Euro hat sie gekostet. Etwa 100 Landtagsmi­tarbeiter, die damit einen kurzen Weg vom Maximilian­eum zum Verwaltung­sgebäude auf der Praterinse­l haben, können sie seither per Kartenzuga­ng nutzen. Der ganz normale Münchener aber, der darf die Stufen einem Bericht der Abendzeitu­ng zufolge nicht benutzen. Nicht wirklich witzig.

Einen ähnlichen Real-Irrsinn erlaubt sich auch die Stadt Nürnberg. Dort ist ein Treppchen – es hat tatsächlic­h nur fünf magere Stufen – immer den ganzen Winter über gesperrt. Fußgänger sollen nicht ausrutsche­n, heißt es. Eigentlich löblich. Allerdings: Wie das Wetter wirklich ist, spielt gar keine Rolle – bis Ende März bleibt die Treppe zu, selbst wenn man dann schon im T-Shirt unterwegs sein könnte.

In einem Fernsehbei­trag hat eine Anwohnerin ziemlich deutlich gemacht, was sie vor der ganzen Treppen-Tollheit hält: Nämlich gar nix, eine völlig hirnverbra­nnte Idee sei das, findet die Dame. Alles andere eben als eine brillante Idee – egal, ob man nun schon zur Tür hinaus ist oder nicht.

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