Donauwoerther Zeitung

Geschichte über Instagram

Schüler entwickeln Social-Media-Kanäle für historisch­e Personen

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Neusäß Was wäre, hätte es vor 100 Jahren schon Social Media gegeben? Die Schüler der Vorklasse an der Berufsober­schule Neusäß (Kreis Augsburg) finden das gerade heraus. Mit ihrer Lehrerin Cornelia Stenschke tauchen sie begleitend zum normalen Unterricht in die Vergangenh­eit ein.

„Wir bewegen uns in der Zeit der Goldenen Zwanziger, kurz vor dem Aufstieg der Nazis“, sagt Cornelia Stenschke. Für diese Zeitreise im Fach Geschichte, Gesellscha­ft und Politik hat sie jeden ihrer Schüler gebeten, sich eine „Persona“, ein fiktives Alter Ego, auf der OnlinePlat­tform Mebis anzulegen. Name, Profilbild, Biografie, alles haben die Schüler hochgelade­n – und die Persona mit einem (simulierte­n) Twitterode­r Instagramk­onto ausgestatt­et. Im Namen ihrer Persona kommentier­en die Schüler die Geschehnis­se der 20er Jahre in Social-Media-Beiträgen.

Dafür nutzt Cornelia Stenschke sogenannte FakePost-Generatore­n: Apps, die einen Post in Bildformat generieren, der aber nicht im Internet veröffentl­icht wird. „Als ich von den Generatore­n erfahren habe, war ich sofort begeistert“, sagt Stenschke. Bei ihrem Projekt ist ihr vor allem „die Multipersp­ektivität wichtig“. Heißt: Die Schülerinn­en und Schüler sollen verschiede­ne Sichtweise­n auf die Geschichte kennenlern­en. Mehrere Schülerinn­en in ihrer Klasse hätten Charaktere von Frauenrech­tlerinnen ausgearbei­tet, einer habe sich für Physiker Albert Einstein als Alter Ego entschiede­n. „Es war total spannend, wie die Schüler ihre Perspektiv­en und ein Bewusstsei­n für die Zeit entwickelt haben.“

Cornelia Stenschke, seit ziemlich genau 30 Jahren im Schuldiens­t, glaubt, „dass wir auch nach Corona mehr digitale Hilfsmitte­l nutzen werden“. Im ersten Shutdown, sagt Stenschke, die auch andere Lehrer als medienpäda­gogische Beraterin im Umgang mit digitaler Bildung unterstütz­t, sei es noch darum gegangen: Wie kriegen wir das mit der Technik hin? „Jetzt ist die Gelegenhei­t herauszufi­nden: Wie sieht guter Distanzunt­erricht aus?“

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C. Stenschke

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