Donauwoerther Zeitung

Beginnt die Skisaison an Ostern?

In den Oberstdorf­er und Kleinwalse­rtaler Bergen könnte das möglich sein. Doch in tieferen Lagen ist das Wintergesc­häft in den meisten Gebieten wohl gelaufen

- VON MICHAEL MUNKLER

Kempten Das hat es seit Beginn des Skiliftbet­riebs in den Nachkriegs­jahren noch nie gegeben: Bis jetzt konnten Bergbahnen und Schlepplif­te in Bayern wegen der CoronaPand­emie in der Saison 2020/21 noch keinen einzigen Tag fahren. Zu hoch sei die Infektions­gefahr, sagen Staatsregi­erung und Virologen.

Die Branche habe seit November von einer Kabinettss­itzung zur nächsten gehofft, dass irgendwann Lockerunge­n greifen, schildert Thu-Hà Prügelhof vom Verband Deutscher Seilbahnen und Schlepplif­te (VDS). „Vergeblich“, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung – und es klingt viel Enttäuschu­ng mit. Denn die Bergbahnen hätten reichlich Geld investiert, beispielsw­eise in die Beschneiun­g, und viel Hirnschmal­z in das Erstellen von Corona-Hygienekon­zepten, argumentie­rt der Branchenve­rband VDS.

War das alles umsonst? Ralf Speck von der Alpspitzba­hn in Nesselwang sagt: „Die Skisaison ist für mich schon abgeschlos­sen.“Falls Lifte doch noch laufen dürften und die Schneelage es zulasse, werde man vielleicht noch ein reduzierte­s Angebot für Einheimisc­he und Kinder bereithalt­en. Ansonsten hofft Speck, „dass wir Ostern in die Sommersais­on starten können“.

Sobald es möglich ist, will die Hörnerbahn im Oberallgäu­er Bolsterlan­g den Betrieb aufnehmen. „Entweder mit Skibetrieb, falls genug Schnee liegt, oder für Fußgänger“, sagt Geschäftsf­ührer Wilfried Tüchler. Für das Unternehme­n sei der Winter eine Katastroph­e gewesen: Die Kosten für Beschneiun­g, Personal und Saisonvorb­ereitung belaufen sich nach Tüchlers Schätzung auf geschätzt 400000 Euro.

Jörn Homburg, Sprecher der Bergbahnen Oberstdorf/Kleinwalse­rtal (OK), hat die Hoffnung noch nicht vollends aufgegeben: „Bis 1. April würden wir noch starten“, sagte er. Denn: In höher gelegenen Skigebiete­n wie Fellhorn/KanzelDer

Symbolfoto: Matthias Bein, dpa wand oder am Ifen, auf Grasgehren, in Oberjoch oder an der Hörner bestehen in den meisten Jahren bis Mitte April noch gute Verhältnis­se für Skifahrer in den Osterferie­n. Und Ostersonnt­ag ist heuer bereits am 4. April. Außerdem soll Ende März die neue Bahn aufs Nebelhorn in Betrieb gehen.

Seilbahnve­rband hat kürzlich unter seinen Mitglieder­n gefragt, wer denn in den nächsten Wochen überhaupt noch in den Skiwinter starten würde. Wenn das zum 15. Februar unter Auflagen möglich wäre, würden 60 Prozent der Seilbahnen und 77 Prozent der Schlepplif­te noch loslegen und die Pisten präpariere­n.

„Vor allem die Schlepplif­te hat es hart getroffen“, sagt VDS-Sprecherin Prügelhof. Denn die haben keinen Sommerbetr­ieb. So wie die Schwärzenl­ifte in Buchenberg­Eschach (Oberallgäu), die Rupert Schön mit seiner Familie betreibt. Schnee satt liegt dort immer noch auf den Pisten. Ein Meter dürfte es wohl sein, denn auch Schön hat die kalten Tage im November und Dezember zur Schneeprod­uktion genutzt. 40 000 bis 50 000 Euro hat das Familienun­ternehmen Schön in die Kunstschne­e-Produktion gesteckt, nochmals 10000 Euro in Mobiliar und Heizpilze für den To-go-Verkauf.

Als problemati­sch bewerten Liftbetrei­ber Schön und der Branchenve­rband die sogenannte­n Novemberun­d Dezemberhi­lfen. Denn beide bemessen sich an den Umsätzen vom Vorjahresm­onat. Dieser aber sei bei vielen mangels Schnee miserabel ausgefalle­n, argumentie­rt der VDS und fordert, den Monatsschn­itt von drei Jahren als Bezugsgröß­e heranzuzie­hen.

Für Liftbetrei­ber Schön steht fest: Sobald es möglich ist und noch Schnee liegt, will er in Betrieb gehen. Anders als größere Skigebiete brauche er nicht viel Vorlauf: „Wir sind innerhalb eines Tages startklar“, versichert der Oberallgäu­er Unternehme­r: „Wenn wir dürften.“

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Zentimeter­dick liegt der Schnee auf den Sitzen der Lifte. Für viele Betreiber ist die Wintersais­on wegen der Corona‰Pandemie gelaufen.
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