Was für ein Wetter!
Der Norden und die Mitte Deutschlands versinken im Schnee, im Süden leuchtet der Himmel gelb. Geht das jetzt so weiter?
Berlin Zum Lockdown kommt der Flockdown: Die Menschen bleiben allein wegen eisiger Temperaturen und Schneemassen zu Hause – zumindest im Norden und in der Mitte Deutschlands. Menschen im Süden haben sich derweil am Samstag über einen gelben Himmel gewundert. Und das seltsame Wetter ist noch nicht vorbei. Ein Überblick:
● Straßen Ob in Magdeburg oder Hannover, der Schnee türmte sich. Allein in Nordrhein-Westfalen gab es hunderte Unfälle. In Städten wie Münster und Dortmund fuhren keine Busse mehr. Autos und sogar Räumfahrzeuge steckten im Schneetreiben fest. In Hessen hingen mehr als 55 Sattelschlepper bei Schnee und Eis auf den Autobahnen fest. Schneeschippen vorm Haus war vielerorts angesagt, so wie in Irxleben bei Magdeburg. Dort erzählte der Mitarbeiter eines Winterdienstes, aktuell habe es keinen Sinn, Salz zu streuen, weil der
Schnee eh drauf falle. Zur Zeit helfe einfach nur „schieben, schieben, schieben“. In Niedersachsen musste die A7 teils gesperrt werden. Das Technische Hilfswerk (THW) unterstützte die Polizei. „So einen Schnee-Einsatz hatten wir seit mindestens zehn Jahren nicht mehr“, hieß es von dort.
● Bahn Viele Fernzüge fielen aus, etwa auf wichtigen Strecken wie von Berlin Richtung Köln, Frankfurt/ Main und München. Auch der Fernverkehr zwischen Deutschland und den Niederlanden wurde eingestellt. In Mitteldeutschland gab es Probleme im Regionalverkehr. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ging fast nichts mehr.
● Kontrastprogramm Vom Nordosten Spaniens über Lyon und die Côte d’Azur bis nach Baden-Württemberg und Bayern war der Himmel am Samstag in trübes gelbes Licht getaucht. Sand aus der Sahara hatte sich laut Wetterexperten wieder mal auf den Weg gemacht. „Menschen von überall her riefen an. Manche wollten wissen, ob das der Weltuntergang ist“, sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes in Stuttgart. Meteorologen zufolge stammt der Wüstenstaub vor allem aus den nordwestafrikanischen Staaten Mauretanien, Mali und Algerien. Er sei dort aufgrund der warmen Temperaturen zwei bis fünf Kilometer hoch in die Luft aufgestiegen und bis nach Europa getragen worden. In Thüringen verfärbte sich Schnee gelblich-rot zu „Blutschnee“.
● Aussichten Tief Tristan über Mitteleuropa und dem zentralen Mittelmeer bringt im Zusammenspiel mit Hoch Gisela über Skandinavien weitere eisige Luft. „Nach dem schneeund windreichen Wochenende kommt nun aus Osten die große Kälte auf uns zu“, sagte Meteorologe Simon Trippler vom DWD am Sonntag. Mit Schnee muss weiter gerechnet werden, allerdings fällt dieser nicht mehr so intensiv wie am Wochenende. Auch am Montag dürften der Autobahn- und Zugverkehr noch eingeschränkt sein. In Bayern werden in den kommenden Tagen viele Wolken erwartet, dazu immer wieder ein Schnee-RegenGemisch. Für Teile Frankens sind bis zu 25 Zentimeter Neuschnee zu angekündigt.
Nach einer Schneekatastrophe klingt und klang das nicht. Meteorologen hatten vor dem Wochenende von einem „denkwürdigen Ereignis mit Seltenheitswert“gesprochen. Die Bilder vom Winter 1978/79 wurden wach, als der Norden Deutschlands bis zur Dachkante im Schnee versank. Die Wortschöpfung Flockdown – zusammengesetzt aus „Flocke“und „Lockdown“hätte damals aber wohl noch niemand verwendet. Der Wetterdienst Kachelmannwetter hat sie ins Spiel gebracht.