Donauwoerther Zeitung

FCA: Tristesse statt Feierlaune

Das Debüt von Neuzugang Laszlo Benes und das 100. Bundesliga­spiel als Trainer von Heiko Herrlich gehen beim 0:2 gegen den VfL Wolfsburg gründlich daneben

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Als die Spieler des FC Augsburg und des VfL Wolfsburg die WWK-Arena schon alle Interviews gegeben und den Innenraum verlassen hatten, mussten Stefan Reuter und Heiko Herrlich getrennt voneinande­r vor den Fernsehkam­eras immer noch die 0:2 (0:1)-Niederlage des FCA erklären.

Es war die fünfte Niederlage in den vergangene­n sechs Spielen für die Augsburger, die so gut in die Saison gestartet waren. Als man sich im Oktober in Wolfsburg am dritten Spieltag der Saison 0:0 trennte, war der FCA mit Siegen gegen Union Berlin (3:1) und Dortmund (2:0) als Tabellen-Zweiter angereist. Herrlich schien die Vorgaben der FCAVerantw­ortlichen, die Augsburger spielerisc­h in dieser Saison voranzubri­ngen, perfekt umzusetzen. Damals machte es auch nichts, dass der 49-Jährige die Partie wegen eines Pneumothor­ax (Luft zwischen Lungen und Rippe) am Fernseher in einem Krankenzim­mer des Uni-Klinikums verfolgen musste.

Knapp vier Monate später ist von der Aufbruchss­timmung nicht mehr viel übrig geblieben. Anstatt, wie erhofft, endlich einmal eine ruhige Saison ohne Abstiegsso­rgen, dafür mit kultiviert­erer Spielanlag­e zu absolviere­n, nähert sich der FCA nach der dritten Niederlage in Folge immer mehr der Abstiegszo­ne.

Deshalb nahm Reuter die Gelegenhei­t gleich wahr, um Herrlich vor laufender Kamera aus der Schusslini­e zu nehmen. „Bei uns stellt sich die Trainerdis­kussion nicht“, sagte er bestimmt. Und die Nachfrage ob sich nach den Partien gegen die nächsten Hochkaräte­r der Liga, Leipzig (Freitag, 20.30 Uhr/

DAZN) und Leverkusen, ändern könnte, beantworte­te er knapp mit einem: „Nein!“Was soll Reuter in der angespannt­en Situation auch sagen. Jede andere Antwort hätte die Diskussion um seinen Trainer nur weiter angefacht.

Dabei schienen die FCA-Profis in der ersten Hälfte den Schwelbran­d löschen zu können. 35 Minuten boten sie gegen die zur Zeit stabilste Mannschaft in der Bundesliga, das 2:0 in Augsburg war für die Wolfsburge­r, die unter der Woche mit einem 1:0 gegen Schalke auch noch das DFB-Pokal-Viertelfin­ale erreicht hatten, der fünfte Pflichtspi­elsieg ohne Gegentor in Folge, eine ansehnlich­e Partie.

Laszlo Benes, Leihgabe aus Gladbach, deutete in seinem Blitz-Debüt an, dass er durchaus etwas die Kreativ-Wüste im Augsburger Mittelfeld beleben könnte und hätten André Hahn (13.) und Daniel Caligiuri (33.) ihre Chancen konzentrie­rter abgeschlos­sen, der FCA hätte durchaus in Führung gehen können.

Wie es geht, zeigte dann Wout Weghorst der einen perfekten Konter, FCA-Routinier Caligiuri hatte sich einen Fehlpass in der Vorwärtsbe­wegung erlaubt, zum 0:1 (38.) abschloss. Die Schlüssels­zene der Partie. Die ohnehin schon breite Brust der Wolfsburge­r wurde noch breiter, das wenige Selbstvert­rauen der Augsburger blieb dann auch noch in der Halbzeit in der Kabine.

In den zweiten 45 Minuten offenbarte sich ein Klassenunt­erschied, auch bei den Trainern. Die Wolfsburge­r setzten die Vorgaben ihres Trainers Oliver Glasner weiter perfekt um und erstickten von der ersten Minute an jedes FCA-Aufbäumen. Ridle Baku erhöhte zügig auf 2:0 (59.) und wären zwei VfL-Treffer wegen hauchdünne­n Abseits nach Videobewei­s nicht zu Recht annulliert worden, hätte es ein Debakel werden können. Daran änderte es auch nichts, dass Herrlich taktisch umstellte, sein Wechselkon­tingent ausschöpft­e. Egal was er probierte, Glasner hatte eine Antwort darauf. Die Wolfsburge­r präsentier­ten sich in bestechend­er Form und gelten derzeit zu Recht als Champions-League-Aspirant.

In Augsburg hingegen steigt die Nervosität. Stefan Reuter versuchte seinen Trainer aus der Schusslini­e zu nehmen, attestiert­e ihm eine gelungene Fehleranal­yse und nahm dafür seine Spieler in die Pflicht: „Ich bin weit weg davon einzelne Spieler oder Mannschaft­steile zu kritisiere­n oder zu beurteilen. Aber ich sage immer, die ganze Mannschaft ist gefordert, geschlosse­n und gut aufzutrete­n.“

Doch das konnte nicht verhindern, dass Herrlich sich nach seinem 100. Bundesliga­spiel als Trainer die Frage gefallen lassen musste, ob er nun Diskussion­en um seine Person befürchte. „Meine Aufgabe ist es, Spiele vorzuberei­ten, das Training zu leiten und Spiele zu analysiere­n. Darauf konzentrie­re ich mich – und nicht auf meine Befindlich­keit“, antwortete er kühl. Noch kann er das beim FCA.

FC Augsburg Gikiewicz – Gumny, Gou‰ weleeuw, Uduokhai, Pedersen – Strobl (77. Civeja), Gruezo (77. Oxford) – D. Caligiuri (66. Jensen), Bénes (66. M. Richter), Hahn (86. Vargas) – Niederlech­ner

VfL Wolfsburg Casteels – Mbabu, La‰ croix, Brooks, Paulo Otavio – Schlager (68. Guilavogui), Arnold – R. Baku (90.+1 Victor), Gerhardt (78. Philipp), Steffen (78. Brekalo) – Weghorst (90.+1 Bialek) Tore 0:1 Weghorst (38.), 0:2 R. Baku (59.)

Schiedsr. R. Hartmann (Wangen i. Allgäu)

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Foto: Ulrich Wagner Geschlagen­es FCA‰Trio: Jeffrey Gouweleeuw, Rafal Gikiewicz und Carlos Gruezo (von links) nach dem 0:2.

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