FCA: Tristesse statt Feierlaune
Das Debüt von Neuzugang Laszlo Benes und das 100. Bundesligaspiel als Trainer von Heiko Herrlich gehen beim 0:2 gegen den VfL Wolfsburg gründlich daneben
Augsburg Als die Spieler des FC Augsburg und des VfL Wolfsburg die WWK-Arena schon alle Interviews gegeben und den Innenraum verlassen hatten, mussten Stefan Reuter und Heiko Herrlich getrennt voneinander vor den Fernsehkameras immer noch die 0:2 (0:1)-Niederlage des FCA erklären.
Es war die fünfte Niederlage in den vergangenen sechs Spielen für die Augsburger, die so gut in die Saison gestartet waren. Als man sich im Oktober in Wolfsburg am dritten Spieltag der Saison 0:0 trennte, war der FCA mit Siegen gegen Union Berlin (3:1) und Dortmund (2:0) als Tabellen-Zweiter angereist. Herrlich schien die Vorgaben der FCAVerantwortlichen, die Augsburger spielerisch in dieser Saison voranzubringen, perfekt umzusetzen. Damals machte es auch nichts, dass der 49-Jährige die Partie wegen eines Pneumothorax (Luft zwischen Lungen und Rippe) am Fernseher in einem Krankenzimmer des Uni-Klinikums verfolgen musste.
Knapp vier Monate später ist von der Aufbruchsstimmung nicht mehr viel übrig geblieben. Anstatt, wie erhofft, endlich einmal eine ruhige Saison ohne Abstiegssorgen, dafür mit kultivierterer Spielanlage zu absolvieren, nähert sich der FCA nach der dritten Niederlage in Folge immer mehr der Abstiegszone.
Deshalb nahm Reuter die Gelegenheit gleich wahr, um Herrlich vor laufender Kamera aus der Schusslinie zu nehmen. „Bei uns stellt sich die Trainerdiskussion nicht“, sagte er bestimmt. Und die Nachfrage ob sich nach den Partien gegen die nächsten Hochkaräter der Liga, Leipzig (Freitag, 20.30 Uhr/
DAZN) und Leverkusen, ändern könnte, beantwortete er knapp mit einem: „Nein!“Was soll Reuter in der angespannten Situation auch sagen. Jede andere Antwort hätte die Diskussion um seinen Trainer nur weiter angefacht.
Dabei schienen die FCA-Profis in der ersten Hälfte den Schwelbrand löschen zu können. 35 Minuten boten sie gegen die zur Zeit stabilste Mannschaft in der Bundesliga, das 2:0 in Augsburg war für die Wolfsburger, die unter der Woche mit einem 1:0 gegen Schalke auch noch das DFB-Pokal-Viertelfinale erreicht hatten, der fünfte Pflichtspielsieg ohne Gegentor in Folge, eine ansehnliche Partie.
Laszlo Benes, Leihgabe aus Gladbach, deutete in seinem Blitz-Debüt an, dass er durchaus etwas die Kreativ-Wüste im Augsburger Mittelfeld beleben könnte und hätten André Hahn (13.) und Daniel Caligiuri (33.) ihre Chancen konzentrierter abgeschlossen, der FCA hätte durchaus in Führung gehen können.
Wie es geht, zeigte dann Wout Weghorst der einen perfekten Konter, FCA-Routinier Caligiuri hatte sich einen Fehlpass in der Vorwärtsbewegung erlaubt, zum 0:1 (38.) abschloss. Die Schlüsselszene der Partie. Die ohnehin schon breite Brust der Wolfsburger wurde noch breiter, das wenige Selbstvertrauen der Augsburger blieb dann auch noch in der Halbzeit in der Kabine.
In den zweiten 45 Minuten offenbarte sich ein Klassenunterschied, auch bei den Trainern. Die Wolfsburger setzten die Vorgaben ihres Trainers Oliver Glasner weiter perfekt um und erstickten von der ersten Minute an jedes FCA-Aufbäumen. Ridle Baku erhöhte zügig auf 2:0 (59.) und wären zwei VfL-Treffer wegen hauchdünnen Abseits nach Videobeweis nicht zu Recht annulliert worden, hätte es ein Debakel werden können. Daran änderte es auch nichts, dass Herrlich taktisch umstellte, sein Wechselkontingent ausschöpfte. Egal was er probierte, Glasner hatte eine Antwort darauf. Die Wolfsburger präsentierten sich in bestechender Form und gelten derzeit zu Recht als Champions-League-Aspirant.
In Augsburg hingegen steigt die Nervosität. Stefan Reuter versuchte seinen Trainer aus der Schusslinie zu nehmen, attestierte ihm eine gelungene Fehleranalyse und nahm dafür seine Spieler in die Pflicht: „Ich bin weit weg davon einzelne Spieler oder Mannschaftsteile zu kritisieren oder zu beurteilen. Aber ich sage immer, die ganze Mannschaft ist gefordert, geschlossen und gut aufzutreten.“
Doch das konnte nicht verhindern, dass Herrlich sich nach seinem 100. Bundesligaspiel als Trainer die Frage gefallen lassen musste, ob er nun Diskussionen um seine Person befürchte. „Meine Aufgabe ist es, Spiele vorzubereiten, das Training zu leiten und Spiele zu analysieren. Darauf konzentriere ich mich – und nicht auf meine Befindlichkeit“, antwortete er kühl. Noch kann er das beim FCA.
FC Augsburg Gikiewicz – Gumny, Gou weleeuw, Uduokhai, Pedersen – Strobl (77. Civeja), Gruezo (77. Oxford) – D. Caligiuri (66. Jensen), Bénes (66. M. Richter), Hahn (86. Vargas) – Niederlechner
VfL Wolfsburg Casteels – Mbabu, La croix, Brooks, Paulo Otavio – Schlager (68. Guilavogui), Arnold – R. Baku (90.+1 Victor), Gerhardt (78. Philipp), Steffen (78. Brekalo) – Weghorst (90.+1 Bialek) Tore 0:1 Weghorst (38.), 0:2 R. Baku (59.)
Schiedsr. R. Hartmann (Wangen i. Allgäu)