Ein Pilot der Superlative
Friedrich ist nach zehntem Titel WM-Rekordsieger. Bei den Frauen ist der Kampf um drei deutsche Olympia-Tickets entbrannt
Altenberg Francesco Friedrich hob im Ziel nur cool seinen Zeigefinger und ließ sich von seinem Anschieber Alexander Schüller in die Höhe stemmen. Der Perfektionist im Eiskanal ließ sich bei der Heim-WM in Altenberg weder vom Schneechaos am Vortag noch von der Weltelite beirren. Mit vier Start- und Laufbestzeiten sowie egalisiertem Startrekord von 5,11 Sekunden raste der Doppel-Olympiasieger vom BSC Sachsen Oberbärenburg zu seinem siebten Zweierbob-Sieg und zugleich zum zehnten WM-Titel. Das schaffte vor ihm noch kein Bobpilot in der 91-jährigen WM-Geschichte.
„Wir hatten schon viele Toppiloten in Deutschland, doch dieses Gesamtpaket bei ihm mit seiner Akribie und Perfektion ist einmalig“, lobte Cheftrainer René Spies. Mit Schüller fuhr Friedrich trotz der widrigen Bedingungen einen unglaublichen Vorsprung von 2,05 Sekunden auf den Zweitplatzierten Johannes Lochner heraus. „Ein Wahnsinnsjahr bis jetzt, nun kommt noch der Vierer“, sagte Friedrich und hat bereits Olympia im Visier: „Alles ist bereits auf Peking ausgerichtet, die Trainingspläne, das Material, einfach alles.“WM-Debütant Hans-Peter Hannighofer raste mit Christian Röder noch von Platz fünf auf drei vor und komplettierte den Dreifacherfolg. Die Superlative sind für den 30-jährigen Friedrich schon erschöpft: von „Jahrhunderttalent“, „Eddy Merckx des Bob-Sports“bis hin zu „Der Lewis Hamilton des Wintersports“.
Bei den Frauen holte sich die 23-jährige Kim Kalicki hinter USPilotin Kaillie Humphries erneut WM-Silber. Zusammen mit der ein Jahr jüngeren Junioren-Weltmeisterin Laura Nolte, die mit Bronze ihre erste Medaille bei den Frauen holte, brachte sich das talentierte Duo mit einer Machtdemonstration für Olympia 2022 in Stellung. Nolte, die im Vorjahr bei der WM an gleicher Stelle stürzte, sank auf ihre Knie und vergoss Freudentränen. „Wenn man an letztes Jahr denkt, das hatte mich lange beschäftigt. Daher bin ich froh, dass es geklappt hat.“Im Gegensatz dazu patzten die Etablierten: Stephanie Schneider wurde Vierte, Olympiasiegerin Mariama Jamanka nur Sechste.