Installiert Audi Ladenetze in Großstädten?
Immer mehr Stromer rollen auf Deutschlands Straßen. Der Ausbau der öffentlichen Infrastruktur kommt nicht hinterher. Bei der VW-Tochter gibt es nun eigene Ausbaupläne
Augsburg Die E-Offensive in Deutschland läuft, die großen Konzerne stellen ihre Flotten um und die Verkaufszahlen für Elektroautos steigen. Oder wie das Kraftfahrtbundesamt schreibt: „Elektromobilität ist in Deutschland auf der Überholspur.“Das Problem ist, dass bei der Infrastruktur, also den Ladesäulen, noch Bedarf besteht. Bei Audi denkt man deshalb darüber nach, in Großstädten ein eigenes Ladenetz zu installieren. Dem
sagte Audi-Chef Markus Duesmann: „Wir wollen nicht, dass der Verkauf unserer Fahrzeuge am Mangel an Ladestationen gebremst wird.“Das öffentliche Ladenetz sei unzureichend, eine Lademöglichkeit auf jedem Parkplatz in weiter Ferne: „Wir prüfen, ob wir eine eigene Premium-Ladeinfrastruktur in großen Städten aufbauen.“
Wie konkret diese Pläne schon sind, ließ ein Audi-Sprecher auf Anfrage unserer Redaktion offen. Er bestätigte lediglich, dass es intern Überlegungen gibt, „ob und wie Audi den Ausbau der Ladeinfrastruktur weiter vorantreiben kann“. Allerdings gebe es – Stand heute – noch „keine konkreten Beschlüsse, Ausbauziele oder Investitionssum
Handelsblatt
men“. Es sei noch zu früh, über einen konkreten Zeitplan zu sprechen.
Audi kennt sich mit dem Aufund Ausbau eines eigenen Ladenetzwerkes aus. Gemeinsam mit BMW, Daimler, Ford, Hyundai, Porsche und der Konzernmutter VW ist man an dem Joint Venture
Ionity beteiligt. Das Ziel der Unternehmung: Entlang der europäischen Hauptverkehrsachsen wird ein Netzwerk von Schnellladestationen für E-Autos installiert und betrieben. Aktuell sind laut Audi europaweit 333 Ladeparks am Netz, weitere 33 sind im Aufbau. Auch Tesla hat auf deutschen Autobahnen ein dichtes Netzwerk von sogenannten Superchargern aufgebaut.
Der Aufwand ist nötig, denn wie eine kürzlich veröffentlichte, repräsentative YouGov-Umfrage im Auftrag von mobile.de ergab, wollen Deutsche bei E-Autos vor allem mehr Reichweite. Sprich: mindestens 500 Kilometer. Dazu: Kürzestmögliche Ladezeiten und Lademöglichkeiten im Umkreis von maximal einem Kilometer.
Davon ist man in Deutschland aber noch ziemlich weit entfernt. Es tut sich zwar viel, auch privat. Aber Stand heute gibt es nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums in Deutschland nur rund 33 000 öffentliche Ladepunkte. Bis 2030 soll es eine Million geben. Der Bund fördert E-Mobilität zwar massiv. Allerdings gibt es auch massive Kritik. Das geplante Schnellladegesetz der Bundesregierung, das auch helfen soll den Ausbau der Infrastruktur zu beschleunigen, ist umstritten. Vom Bundesverband Elektromobilität wurde es als „mehrfach unpassend“bezeichnet. Man sei „in Sorge um die Elektromobilität und ihre bestmögliche Ausgestaltung“. Die Zeit drängt. Allein VW will konzernweit bis 2030 rund 70 E-Modelle auf den Markt bringen. Die Konkurrenz ist nicht minder ehrgeizig.