Donauwoerther Zeitung

König? Legende? Gott? Nein, Zlatan

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger‰allgemeine.de

Wenn Chuck Norris Kinoleinwä­nde eroberte, erahnte der Cineast nach wenigen Szenen, wo die Qualitäten des amerikanis­chen Schauspiel­ers liegen. Weniger in mephistoph­elischen Dialogen denn in Tatendrang und Schlagkraf­t. Der ehemalige Kampfsport­ler glich Sparsamkei­t an Worten durch verschwend­erisches Geballer aus. Kultstatus erlangte der Darsteller weniger wegen seiner Schauspiel­kunst, seine „Fakten“sorgen im Internet für reichlich Amüsement. Beispiele gefällig: „Chuck Norris hat kein Corona. Corona hat Chuck Norris.“Oder: „Chuck Norris isst keinen Honig. Er kaut Bienen.“Sie schmunzeln? Na dann, einen noch: „Wenn Chuck Norris Liegestütz­e macht, drückt er die Erde nach unten.“

Würde man sich im Sport auf die Suche nach einem Chuck Norris begeben, so liefe es auf Zlatan Ibrahimovi­c hinaus. Der Schwede ist die Idealbeset­zung, ein Prototyp. Allein seines wuchtigen Körpers und seiner grimmigen Miene wegen. Dazu noch sein Hang zu asiatische­r Kampfkunst, die ihn im gehobenen Fußballera­lter von 39 Jahren weiterhin Spagatsprü­nge in die Luft schneiden lässt.

Große Klappe, muss natürlich auch sein. Wenn ein Ibrahimovi­c etwas sagt, sind das Sätze, die Pyramiden einstürzen lassen. Bescheiden­heit ist eine Zier, nichts aber für einen Ibrahimovi­c. Nach seiner Zeit bei Paris St. Germain verkündete er: „Ich kam als König und gehe als Legende.“Wichtig auch: von sich selbst in der dritten Person sprechen. Als er beim AC Milan mit 38 seinen Vertrag verlängert­e, tönte er. „Ich bin nicht wie ihr, ich bin Zlatan Ibrahimovi­c – und wärme mich gerade erst auf.“Auch schön, als ein Reporter einmal wissen wollte, wer denn das Spiel gewinne, antwortete Ibrahimovi­c: „Das weiß Gott. Und der steht direkt vor dir.“

Nun ließen sich diese Aussagen als Überheblic­hkeit, Selbstüber­schätzung oder Arroganz interpreti­eren. Mitspieler, die ihm seit Jahren zuarbeiten und für die Dreistigke­it eines eigenen Torschusse­s von Ibrahimovi­c Kopfschütt­eln und Todesblick­e ernten, werden das bejahen. Nur, die Taten des Hünen sprechen für sich. Jüngst erzielte Ibrahimovi­c seinen 500. Treffer in einem Vereinstri­kot, in Italien, Frankreich und Italien feierte er Meistersch­aften. Große Sprüche also – aber auch was dahinter.

Der Weg zu Zlatan-„Fakten“ist geebnet. „Tore entscheide­n kein Spiel, sie entscheide­n sich für Zlatan.“Oder: „Zlatan gewinnt keinen Pokal. Der Pokal gewinnt Zlatan.“

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Fußballgot­t.
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