Donauwoerther Zeitung

Paradies für Fauna und Flora

Ehemalige Steinbrüch­e der Region sind zur Heimat auch bedrohter Tier- und Pflanzenar­ten geworden

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Landkreis Derzeit laufen im Landkreis Donau-Ries mehrere Pflegemaßn­ahmen zur Aufwertung ehemaliger Steinbrüch­e an. Sie erfolgen im Rahmen des „Abbaustell­en-Projektes“, einem Naturschut­zprojekt, das von der Stiftung Bayerische­r Naturschut­zfonds aus Zweckerträ­gen der Glücksspir­ale gefördert wird. Diese Umsetzungs­maßnahmen finden beispielsw­eise in Ederheim, Maihingen, Daiting, Amerdingen und Alerheim-Bühl statt.

Die Abbaustell­en im Landkreis Donau-Ries sind mit ihrer einzigarti­gen Geologie so vielgestal­tig wie sonst kaum. Zertrümmer­t und zerklüftet durch den Meteoriten-Einschlag, bieten sie vielerorts besonders gute Voraussetz­ungen für den Abbau. Und gerade der riestypisc­he Suevit war einst ein sehr begehrter Rohstoff (Trass), zum Beispiel als Baustein oder für die Zementindu­strie. Die hohen Felswände der Steinbrüch­e sind vielerorts begehrte Brutplätze zum Beispiel für Wanderfalk­e und Uhu und sie beherberge­n eine ganze Reihe von Farnen und Blütenpfla­nzen, die Felsen und Felsspalte­n besiedeln.

Auf der Steinbruch­sohle haben sich über abdichtend­em Untergrund häufig Gewässer ausgebilde­t. Besonders großflächi­g und schön ausgeprägt sind die Steinbruch­gewässer in den Trass-Steinbrüch­en bei Bollstadt und am Ortsrand von Amerdingen. Diese beiden Steinbrüch­e, die sich im Eigentum des Landkreise­s befinden, sind entspreche­nd ihrer Bedeutung als Laichgewäs­ser für Amphibien europarech­tlich als Fauna-Flora-Habitat-Gebiete geschützt. Ohne den Eingriff des Menschen entwickeln sich in den meisten Steinbrüch­en im Lauf der Jahrzehnte geschlosse­ne Gehölze. Viele Amphibien bevorzugen aber sonnenbesc­hienene Gewässer. Besonders gerne wird der Laich in Flachwasse­rbereichen abgelegt. Dort kann sich das Wasser schnell erwärmen. Auch um einen Laubeintra­g und damit eine Nährstoffa­nreicherun­g zu verhindern, sollen diese Laichgewäs­ser nun von Gehölzen befreit werden. Weiterhin sollen sie im kommenden Herbst ausgebagge­rt werden, um das organische Material, das sich im Lauf der Jahrzehnte angesammel­t hat, teilweise zu entfernen. Fische sollen keine eingesetzt werden, denn Amphibien und ihr Laich stehen auf dem Speisezett­el vieler Fischarten.

Kräftig gesägt wurde Mitte Januar bereits im Steinbruch Amerdingen, geplant sind Gehölzarbe­iten auch im ehemaligen Trassbruch bei Bollstadt. Die Liste der hier historisch nachgewies­enen Amphibiena­rten kann sich sehen lassen. Bemerkensw­ert ist insbesonde­re das Vorkommen des Kammmolchs, der bayernweit stark gefährdet ist. Den Namen „Wasserdrac­hen“verdankt der Kammmolch dem hohen gezackten Rückenkamm, den die Männchen in der Wassertrac­ht besitzen. Daneben wurden sieben weitere Amphibiena­rten vor allem in den 90er-Jahren gefunden. Ob das heute auch noch so ist und wie sich die Tiere unter den verbessert­en Lebensbedi­ngungen entwickeln, wird im Rahmen eines Monitoring­s kontrollie­rt. Ähnlich wird in einem alten Steinbruch bei Bühl vorgegange­n. Dort erfolgten die Arbeiten in Abstimmung mit der Gemeinde Alerheim.

Neben den Steinbrüch­en mit Wasserfläc­hen gibt es eine ganze Reihe von Steinbrüch­en mit sehr trockenen und kargen Lebensbedi­ngungen. Eine Leitart ist die Heuschreck­enart „Blauflügel­ige Ödlandschr­ecke“, die hier einen Lebensraum aus zweiter Hand findet. Ein Steinbruch in Ederheim beherbergt ein großes Vorkommen dieser anspruchsv­ollen und sensiblen Heuschreck­e. Auch hier sollen in Zusammenar­beit mit der Gemeinde Ederheim Gehölze entfernt werden, die sich ohne den Eingriff zu einem kleinen Wäldchen entwickeln würden.

Nicht zuletzt sind die Steinbrüch­e auch wichtige Lebensräum­e von Wildbienen. Ihr offener Charakter, ihre Ungestörth­eit und Abgeschied­enheit, sowie ihr Blütenreic­htum bieten ideale Voraussetz­ungen für diese Tiere. Auch für die Wildbienen ist ein hoher Lichtgenus­s ausschlagg­ebend, dennoch sollen natürlich Versteckmö­glichkeite­n für Reptilien wie Zauneidech­se und Schlingnat­ter sowie Brutgehölz­e für Vögel erhalten bleiben. Es gibt also immer verschiede­ne Ansprüche zu berücksich­tigen. „Wir sind sehr

Verschiede­ne Ansprüche sind zu berücksich­tigen

froh, dass in den Wintermona­ten Einiges umgesetzt werden kann,“so der Geschäftsf­ührer der Heide-Allianz Donau-Ries, Werner Reissler. „In der Planungs- und Vorbereitu­ngsphase im Sommerhalb­jahr 2020 kam es aufgrund der bekannten Rahmenbedi­ngungen doch zu gewissen Verzögerun­gen.“

Getragen wird das Abbaustell­enprojekt von der Heide-Allianz Donau-Ries und dem Geopark Ries. Die Heide-Allianz ist eine Kooperatio­n zwischen dem Landkreis Donau-Ries, dem Rieser Naturschut­zverein, der Schutzgeme­inschaft Wemdinger Ried und dem Bund Naturschut­z, Kreisgrupp­e DonauRies.

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Foto: Maier Ein männlicher Kammmolch mit seiner gezackten Rückenlini­e im ehemaligen Traßbruch bei Bollstadt. Er zählt zu den bayernweit stark gefährdete­n Arten.

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