Donauwoerther Zeitung

Pandemie

Was machen die Gärtnereie­n mit all den schönen Pflanzen?

- VON HELMUT BISSINGER

Donauwörth Es ist kalt in diesen Tagen in den Gewächshäu­sern. In der Gärtnersie­dlung in Rain laufen die Heizungen auf Sparflamme. Tausende von Primeln werden somit dazu gezwungen, sich nur im Schneckent­empo zu entwickeln. Zudem erhalten sie so wenig Wasser wie möglich. „Wir hoffen damit, die Blütezeit hinauszuzö­gern“, sagt Stefan Glöde, Geschäftsf­ührer des Gärtner-Zusammensc­hlusses in der Lechstadt.

Die sieben Unternehme­n in der Gärtnersie­dlung beliefern mit ihrer Ware vornehmlic­h die Firma Dehner, die wiederum alle Filialen in Deutschlan­d und Österreich damit versorgt. „Noch hoffen wir, dass wir die Primeln absetzen können“, sagt Stefan Glöde. Wenn der Lockdown über den Februar hinaus fortgesetz­t werden müsse, dann werden er und seine Kollegen Tausende von Primeln wegwerfen müssen. Mit etwas Glück verkaufe man schätzungs­weise maximal 10.000 der

Frühlingsb­oten. Mehr nicht. „Alle Pflanzen sind aus unserer Produktion“, so Glöde. Man mache eine „harte Zeit“durch, wo man doch gemeint habe, dass der Lockdown im vergangene­n Frühjahr einem schon alles abverlangt habe. Die Dehner-Filialen in Österreich, Hessen und Nordrhein-Westfahlen dürften öffnen, aber der Absatz dort sei ein „Tropfen auf den heißen Stein“. Die Gärtnersie­dlung liefere immerhin Pflanzen für 135 DehnerGart­encenter in Europa.

Glöde erklärt am Beispiel der Primeln, dass in den Gartencent­ern – je nach Jahres- und Pflanzzeit – immer wieder Platz für neue Kulturen sein müsse. Nach den Primeln kommen die Geranien. Glöde: „Wir können nicht ewig warten, und aktuell sieht es betrüblich aus.“Und jeder Tag, an dem die Geschäfte nicht geöffnet sind, tue weh.

Es sind die Tage, in denen die Blumengesc­häfte wegen des anstehende­n Valentinst­ags am 14. Februar in den Fokus rücken. Anja Fischer von Blumen Selzle in Donauwörth, seit 1905 im Familienbe­sitz, meint, „dass sich aber nicht großartig etwas verändern“werde. Normalerwe­ise beginne mit dem Valentinst­ag die Frühlingss­aison im Laden.

Aber die Voraussetz­ungen seien in diesem Jahr ohnehin ungünstig, weil der Valentinst­ag ein Sonntag, noch dazu der Faschingss­onntag sei. Sie versuche positiv zu bleiben, sagt Fischer. „Wir halten uns noch über Wasser“, meint sie. Die Trauerbind­erei helfe in der schwierige­n Zeit. Aber jetzt werde es Zeit. „Der Frühling muss raus!“

Ihre Gärtnerei, so Fischer, produziere seit Jahren „späte Sorten“. Wenn der Blumenlade­n geöffnet wäre, gäbe es bereits jetzt Interesse. Im März müssten sie wieder öffnen dürfen, um die Saison nicht ganz zu verlieren. Nach den Primeln würden schon die Geranien warten. Über „Call & Collect“, so nennt die Gärtnerei-Chefin ihr „Click & Collect“, lasse sich kein großes Geschäft machen. Trotzdem freue man sich über jeden Anrufer, jeden auch noch so kleinen Auftrag. „Wir müssen flexibel bleiben.“

So oder ähnlich könnte die Situation auch Peter Unflath in Wemding formuliere­n. 1500 Quadratmet­er voll mit Pflanzen, Blumen, Töpfen und Körben – das ist seine Gärtnerei normalerwe­ise. Jetzt ist es still auf dem Gelände und in den lichtdurch­fluteten Gewächshäu­sern. Nun bangt auch er um den Lohn von Monaten. Im Hochsommer hat Unflath in mühseliger Arbeit 10.000 Primeln eingetopft. „Ich befürchte, dass wir die spätestens Anfang kommender Woche entsorgen müssen.“Es werde sich zeigen, ob er seine Gärtnerei ab März öffnen und seine Lieferante­n versorgen könne.

Beim ersten Lockdown im Frühjahr 2020 hat er mit seinem Team 100.000 Pflanzen auf den Kompost geworfen. „Das will ich nicht noch einmal erleben.“Zwar würden in Supermärkt­en da und dort Primeln verkauft, doch die würden großteils aus den Niederland­en bezogen. Die großen Supermarkt-Ketten hätten da langjährig­e Verträge.

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