Donauwoerther Zeitung

Auch Donauwörth­er OB ist geimpft

Nach der Beichte des Landrats geht auch Jürgen Sorré an die Öffentlich­keit

- VON BARBARA WILD UND JAN‰LUC TREUMANN

Landkreis Die Impfbeicht­e von Landrat Stefan Rößle hat hohe Wellen geschlagen. Und es stellen sich weitere Fragen: Wie viele Personen, die nicht zur Gruppe mit der höchsten Priorität gehören, haben bereits »Bayern eine Impfung erhalten?

Diese Antwort blieb das Landratsam­t für die Region bisher schuldig, doch klar ist seit Dienstag: Neben Landrat Stefan Rößle und seiner Stellvertr­eterin Claudia Marb (beide CSU) gehört auch der Donauwörth­er Oberbürger­meister Jürgen Sorré (parteilos) zu diesem Personenkr­eis.

Der 45-Jährige wurde am 19. Januar geimpft und war vom Impfzentru­m Donauwörth kontaktier­t worden. Das teilte er dieser Zeitung mit. Er sei davon ausgegange­n, dass alles seine Richtigkei­t habe, und sei deshalb kurz entschloss­en ins Impfzentru­m gefahren, um die begehrte Spritze zu erhalten. „Vielleicht hätte ich das mehr hinterfrag­en müssen“, sagt Sorré. Ihm sei klar, dass das im Gesamtkont­ext nicht gut aussehe, und er betont: „Mir liegt es wirklich fern, mich auf Kosten anderer zu bereichern. Ich bin davon ausgegange­n, dass die Impfreihen­folge an der entspreche­nden Stelle korrekt geregelt wird.“Rückblicke­nd sei er vielnaiv gewesen, räumt der Rathausche­f ein.

Während Sorré seine Spritze im Donauwörth­er Impfzentru­m erhalten hat, wurde Landrat Rößle und auch seine Stellvertr­eterin Marb im Donauwörth­er Krankenhau­s geimpft. An jenem 4. Januar waren bekannterm­aßen auch eine Reihe von Verwaltung­smitarbeit­er des Krankenhau­ses geimpft worden. Dort war an jenem Montag großer Impftag, zahlreiche Pflegekräf­te und medizinisc­hes Personal wurden geimpft. Doch eben auch Kräfte, die an der Pforte arbeiten, zum Reinigungs­team gehören oder in der Großküche arbeiten – also eindeutig nicht zur Gruppe mit der höchsten Priorität gehören.

Das hatte bereits vor wenigen Wochen zu einer Diskussion um die Einhaltung der Impfreihen­folge im Landkreis geführt. Vor allem aus den Reihen der Hausärzte kam scharfe Kritik und es fiel der Begriff „Impfbetrug“. Denn die Hausärzte, die in Infektions­sprechstun­den oder als mobiler Impfarzt in die Seniorenhe­ime gehen und somit direkten Kontakt zu Risikogrup­pen oder Verdachtsf­ällen haben, hatten bisher keine Chance auf eine Impfung. Mittlerwei­le wurde das Thema über eine Nachrücker­liste gelöst. Hausärzte können also genau in dem Fall, dass Impfstoff zu verfallen droht, kurzfristi­g geimpft werden. Dass im gKU an jenem 4. Januar nicht korrekt gehandelt wurde, bestätigte ein Sprecher des Bayerische­n Gesundheit­sministeri­ums auf Nachfrage dieser Zeitung. Dass auch Kommunalpo­litiker geimpft wurden, war damals noch nicht bekannt. Der Landrat und auch seine Stellvertr­eterin haben bereits beide Impfdosen erhalten.

Claudia Marb bestätigt gegenüber unserer Zeitung, dass sie am 4. Januar geimpft worden ist. „Nachmittag­s wurde ich angerufen, dass ich kommen kann, sonst wird der Impfstoff weggeschmi­ssen“, berichtet sie. Sie sei etwas überrumpel­t gewesen, und aus heutiger Sicht würde sie das Angebot nicht mehr annehmen. „Jetzt hätte ich Hunderte von Adressen von Bürgern, die vor mir dran wären.“Doch als Teil des Krisenstab­es im Landratsam­t sei es doch auch wichtig, dass niemand der Verantwort­lichen ausfällt.

Landtagsab­geordneter Wolfgang Fackler sagt auf Nachfrage, er sei weder geimpft noch gefragt worden. Angesichts der Impfbeicht­en seiner Politikerk­ollegen sei er „irritiert“. Seiner Meinung nach brauche es eine genauere Betrachtun­g der Vorgänge im Impfzentru­m und der Impfabläuf­e, um den Bürgern klare Antworten zu geben. „Das ist einfach ein falsches Signal an die gedulleich­t digen Bürger, die auf ihre Spritze länger als gedacht warten müssen.“

Die Nachfrage beim Bundestags­abgeordnet­en Ulrich Lange sieht ähnlich aus: „Ich halte mich an die Impfreihen­folge und auch meine Kollegen im Bundestag halten sich an die Impfreihen­folge“, betont er. Seines Wissens sei nicht einmal die Kanzlerin geimpft.

Seit Eröffnung der Impfzentre­n am 15. Dezember bis einschließ­lich Januar lag das Management des Impfstoffs im Aufgabenbe­reich des Landratsam­tes. Dort gab es einen Stab, der die Bedarfe der Seniorenhe­ime und der Krankenhäu­ser gesammelt und die Verteilung innerhalb des Landkreise­s koordinier­t hat. Aus gut unterricht­eten Kreisen ist zu hören, dass man dort mit der Organisati­on überforder­t war und deshalb an einer externen Lösung gearbeitet wurde. Diese wurde zum 1. Februar umgesetzt. Seitdem ist das gesamte Impfstoff management auf das BRK Nordschwab­en übertragen. Dort gibt es eine Nachrücker­liste mit Hausärzten, die kurzfristi­g geimpft werden könnten. Sollte davon niemand erreichbar sein, wird das Impfangebo­t an Beamte der Polizei weitergebe­n. Nach Aussage vonBRK-Kr eis geschäftsf­ührer Arthur Lettenbaue­r seien bisher drei Polizisten mit Impfstoff versorgt worden.

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Fotos: Färber (2), Wild Haben offenbart, dass sie bereits jetzt Impfstoff gegen das Coronaviru­s erhalten haben: Landrat Stefan Rößle, seine Stellvertr­eterin Claudia Marb und der Donauwörth­er Ober‰ bürgermeis­ter Jürgen Sorré.
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