Die Impfungen waren richtig
Landrat Stefan Rößle ist ohnehin ein Mann mit Privilegien, Einfluss und Macht. Jürgen Sorré, Oberbürgermeister der Stadt Donauwörth, ist kaum schlechter gestellt. Obendrein haben sie sich impfen lassen – obwohl sie noch gar nicht an der Reihe waren. Das sei doch ungerecht, regen sich viele auf. Hätten die beiden also besser verzichten sollen? Natürlich nicht!
Denn das Dilemma, dass sich beiden kurz vor ihrer Corona-Impfung gestellt haben muss, ist gar keines. Sie sagen, man hätte ihnen mitgeteilt, dass Impfstoff übrig ist und dieser in Kürze verfällt und weggeworfen werden müsste. Daraufhin hätten sie zugesagt. Nun gibt es keine Gründe dafür, der Darstellung Sorrés und Rößles nicht zu glauben. Und wer kann wollen, dass ohnehin knapper Impfstoff entsorgt wird, nur damit zwei Politiker vorerst leer ausgehen?
Schließlich hat sie nicht nur ihre Prominenz so schnell nach vorne gebracht. Ihre Impfung hatte vor allem gute, ethische Gründe. Etwa, dass Entscheider wie sie mehr Kontakten und einem höheren Risiko ausgesetzt sind als viele andere.
Das heißt nicht, dass Sorré und Rößle im Zusammenhang mit ihrer Impfung keine Böcke geschossen hätten. Daran, dass die Impfungen unzureichend organisiert waren, ist das Landratsamt mit schuld. Und den Vorgang erst auf Nachfrage und öffentlichen Druck einzuräumen, ist ein Desaster für OB und Landrat – und eine verpasste Chance. Mit einem schnellen Bekenntnis hätten sie vielen Zweiflern die Unsicherheit vor einer Impfung nehmen können. Allein das zeigt, wie schlecht Sorré und Rößle ihre Impfung verkauft haben. Richtig war die Injektion dennoch.