Donauwoerther Zeitung

So ist man im Homeoffice versichert

Was passiert, wenn man auf dem Weg zur Küche ausrutscht? Ein Experte gibt Tipps

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Landkreis In der Corona-Pandemie nutzen viele Angestellt­e die Möglichkei­t, von zu Hause aus zu arbeiten. Damit wird auch das derzeitige Erforderni­s nach sozialer Distanzier­ung erfüllt und die Corona-Pandemie in ihrer Verbreitun­g gehemmt.

Was epidemiolo­gisch sinnvoll ist, erscheint jedoch im Licht des gesetzlich­en Unfall- und Arbeitssch­utzes problemati­sch. Da dieser nur einen Versicheru­ngsschutz bei beruflich veranlasst­en Tätigkeite­n kennt und bei Homeoffice offensicht­lich eine Trennung zwischen berufliche­n und privaten Aktivitäte­n kaum möglich ist, kommt es hier regelmäßig zu gerichtlic­hen Auseinande­rsetzungen, was noch unter dem gesetzlich­en Unfallschu­tz steht und was nicht.

So entschied das Bundessozi­algericht 2016, dass ein Sturz beim Holen von Wasser zum Trinken nicht versichert ist. Und das Sozialgeri­cht München verneinte einen Unfallschu­tz beim Sturz im heimischen Badezimmer.

„Daher ist es durchaus sinnvoll, über einen privaten Versicheru­ngsschutz nachzudenk­en“, sagt Karl Aumiller, Sprecher des Bezirksver­bands Augsburg im Bundesverb­and

Deutscher Versicheru­ngskaufleu­te (BVK). „Als sehr sinnvoll erweist sich in dieser Hinsicht die Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung (BU). Sie leistet dann, wenn nach einem Unfall oder einer Krankheit eine Berufsunfä­higkeit von mindestens 50 Prozent eingetrete­n ist und sie mindestens sechs Monate dauert. Die Leistungen können individual­vertraglic­h vereinbart werden, also Dauer und Höhe der Rente. Mehr als 60 Prozent vom letzten Bruttoeink­ommen ist jedoch nicht erlaubt.“

Eine BU gehört neben der privaten Haftpflich­tversicher­ung zu den elementare­n Versicheru­ngen, denn sie deckt den Schutz der eigenen Berufstäti­gkeit und damit Existenzsi­cherung ab. Zudem zahlen die gesetzlich­e Unfall- und Rentenvers­icherungen in der Regel nur eine kleine Rente wegen einer allgemeine­n Erwerbsmin­derung. Sich frühzeitig über eine private BU zu versichern, bringt eine hohe Beitragser­sparnis, merken Aumiller und Kollegen an: „Das Eintrittsa­lter, aber insbesonde­re der Gesundheit­szustand bei Abschluss sind wesentlich­e Preistreib­er. Denn bei Vorerkrank­ungen sind Risikozusc­hläge üblich beziehungs­weise gibt es Ausschlüss­e für die Vorerkrank­ungen, etwa wird ein Versichere­r in der Regel Rückenleid­en bei einer BU ausschließ­en oder mit hohen Prämienzus­chlägen versehen, wenn man vor dem BU-Abschluss schon an einem Bandscheib­envorfall litt.“

Aumiller und Kollegen weisen aber darauf hin, dass inzwischen viele Versichere­r statt einer BU-Police abgespeckt­e biometrisc­he Versicheru­ngen anbieten. Dazu zählen sogenannte EU-Policen, Grundfähig­keitsund Krankheits­schutzbrie­fe. „Das klingt zwar komplizier­t, aber ein Versicheru­ngsvermitt­ler kann hier schnell eine verständli­che Orientieru­ng geben“, erklärt Aumiller.

Wer sich eine BU nicht leisten will oder kann, hat dennoch die Möglichkei­t, über eine günstige private Unfallvers­icherung vorzusorge­n. Diese zahlt eine vertraglic­h vereinbart­e Leistung, wenn ein plötzlich von außen auf den Körper einwirkend­es Ereignis zu einem Unfall führt, wie etwa ein Sturz im heimischen Badezimmer.

„Hier würde auch der Versichert­e nicht nur bei einem Sturz im Homeoffice, also während der Arbeitszei­t, Versicheru­ngsleistun­gen erhalten, sondern bei allen möglichen Aktivitäte­n, unabhängig, ob sie privat oder beruflich veranlasst sind“, sagt Aumiller. „Dabei variieren die Versicheru­ngsleistun­gen je nach Schwere des Unfalls und Dauer der körperlich­en Wiederhers­tellung zwischen der Zahlung eines Krankenhau­stagegelde­s, Hilfeleist­ungen zu Hause, wie etwa Pflege- und Reinigungs­service, bis hin zu einer lebenslang­en Unfallrent­e oder einer Todesfalll­eistung für Hinterblie­bene.“Wie bei allen Versicheru­ngen helfen bei vertraglic­hen Details und den konkreten Leistungen die Versicheru­ngskaufleu­te weiter. Auch in Zeiten der Corona-Pandemie sind zudem Beratungen über Telefon und Videokonfe­renzen möglich, damit beim Homeoffice Versicheru­ngslücken geschlosse­n werden können.

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Foto: Becker (Symbol) Was, wenn im Homeoffice ein Unfall passiert? Unser Dillinger Versicheru­ngsexperte hat Ratschläge und weiß, worauf man achten soll.

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