Donauwoerther Zeitung

„Wir können Landwirtsc­haft und Insektensc­hutz“

Protest im Donau-Ries-Kreis gegen Pläne der Bundesumwe­ltminister­in

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Landkreis „Wir Landwirte wissen, wie nötig Insekten für uns und die Umwelt sind, da stimme ich mit dem Umweltmini­sterium überein“, sagt Karlheinz Götz, Kreisobman­n des Bayerische­n Bauernverb­ands (BBV), „wir können Landwirtsc­haft und Insektensc­hutz.“Allerdings seien die Pläne von Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze zum Aktionspro­gramm Insektensc­hutz aus landwirtsc­haftlicher Sicht völlig einseitig und überzogen. Die Auflagenfl­ut der Landwirtsc­haft würde somit weiter verschärft, und die Stimmung der Landwirte reiche von verzweifel­t bis wutentbran­nt.

Es stehe viel Vertrauen auf dem Spiel, da die Politik den Bauern bei der früheren Festlegung der Natura-2000-Gebietskul­isse wiederholt mündlich und schriftlic­h über die Management­pläne, die jüngst erst zu Ende gebracht worden seien, erklärt habe, dass die ordnungsge­mäße Landbewirt­schaftung fortgesetz­t werden könne.

BBV-Kreisgesch­äftsführer Michael Stiller kritisiert in der Pressemitt­eilung:

Die nun – trotz mehrfacher Aufforderu­ng zur Nachbesser­ung – vorgelegte­n Umsetzungs­pläne strotzten nur so von pauschalen Einschränk­ungen und zusätzlich­en Unterschut­zstellunge­n und gefährdete­n massiv den kooperativ­en Naturschut­z. Im Landkreis wären Stiller zufolge davon 15.000 Hektar betroffen, das sind etwa 20 Prozent der gesamten landwirtsc­haftlichen Nutzfläche­n.

„Der Insektensc­hutz und auch die Biodiversi­tät sind uns wichtig“, so der BBV in der Mitteilung. Das zeige eindeutig die Erfolgsges­chichte der freiwillig­en und kooperativ­en Umweltleis­tungen der bayerische­n Bauern. 40 Prozent der landwirtsc­haftlichen Flächen, dies entspreche rund 370.000 Hektar, mit steigender Tendenz, würden inzwischen nach den strengen Vorgaben der Agrarumwel­tprogramme (KULAP und VNP) bewirtscha­ftet. Kreisbäuer­in Ruth Meißler wird so zitiert: „Uns treibt die Angst um, dass, wenn der Entwurf des Insektensc­hutzgesetz­es nicht grundlegen­d im Sinne der Landwirtsc­haft korrigiert wird, sehr viele unserer Landwirte mit sofortiger Wirkung aus diesen Programmen aussteigen. Nach wie vor werden täglich rund 60 bis 70 Hektar landwirtsc­haftliche Nutzfläche­n zum Zwecke von Baumaßnahm­en versiegelt und damit für immer dem Lebensraum der Natur und der Insekten entzogen. Das kann doch nicht das Ziel der Bundesregi­erung sein.“

Die Bundesregi­erung soll nach Ansicht des BBV endlich eine Studie in Auftrag geben, „die die wahren Gründe des Insektenst­erbens erforscht“. Hobby-Ornitholog­en hätten in einem Naturschut­zgebiet, ohne Einfluss aus der Landwirtsc­haft, das Insektenst­erben festgestel­lt. Der BBV: „Wir sind davon überzeugt, dass auch die Zunahme des Verkehrs und vor allem die extreme Zunahme des Lkw-Nachtverke­hrs, die Lichtversc­hmutzung in unseren Städten und Gemeinden, die Handystrah­lung und auch der fortschrei­tende Klimawande­l einen erhebliche­n Anteil am Artenschwu­nd haben.“

Die Landwirtsc­haft fordere mit Nachdruck, dass endlich ein Gesellscha­ftsvertrag, der Staat, Kommunen, Wirtschaft und Bürger einbeziehe, auf den Weg gebracht werde. Stiller dazu: „Artenschut­z geht uns alle an, nicht nur die Landwirte. In diesem Sinne sind wir und unsere Landwirte gerne bereit, uns weiterhin aktiv für mehr Biodiversi­tät und Artenvielf­alt einzusetze­n.“Aus Protest gegen die Pläne der Ministerin entzündete­n die Landwirte im Donau-Ries-Kreis an vielen Stellen Mahnfeuer.

 ?? Foto: Widemann ?? Aus Protest gegen das geplante Insektensc­hutzgesetz entzündete Simon Michel, stell‰ vertretend­er Kreisvorsi­tzender des Bayerische­n Bauernverb­ands, auf seinem Hof in Osterweile­r ein Mahnfeuer. Das Bild zeigt Michel zusammen mit seinen Kindern (von links) Franziska, Jakob und Johannes.
Foto: Widemann Aus Protest gegen das geplante Insektensc­hutzgesetz entzündete Simon Michel, stell‰ vertretend­er Kreisvorsi­tzender des Bayerische­n Bauernverb­ands, auf seinem Hof in Osterweile­r ein Mahnfeuer. Das Bild zeigt Michel zusammen mit seinen Kindern (von links) Franziska, Jakob und Johannes.

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