Donauwoerther Zeitung

Beerdigung: Verständni­s und Kopfschütt­eln

Rains Bürgermeis­ter Karl Rehm hat eine bereits laufende Trauerfeie­r mit 100 Gästen trotz Corona genehmigt. Aus der Not heraus. Die Meinungen dazu gehen auseinande­r

- VON THOMAS HILGENDORF

Rain Die Beerdigung mit 100 Trauergäst­en auf dem Rainer Stadtfried­hof, die am Freitag stattfand, hat von Anfang an viele Reaktionen hervorgeru­fen. Teils zeigen die Leser, die sehr zahlreich auf die Berichters­tattung geantworte­t haben, Verständni­s für die von Bürgermeis­ter Karl Rehm in Abstimmung mit der Polizei erteilte Ausnahmege­nehmigung – teils herrscht aber auch Kopfschütt­eln darüber.

Eine Auswahl aus den seriösen Äußerungen unter den vielen Zuschrifte­n zu diesem Thema:

Marion Segnitzer‰König (Anmerkung der Redaktion: Sie ist Stadträtin): „Im‰ mer leicht, vom Sofa aus zu urteilen“„Es ist immer leicht, vom heimischen Sofa aus zu urteilen – mit dem Handy in der Hand und ausgestatt­et mit viel Zeit, das Für und Wider abzuwägen.

Ja, ich hätte mir auch einen anderen Ablauf gewünscht. Wenn schon nicht die Auflösung (es ist vollkommen nachvollzi­ehbar, dass eine Trauerfeie­r nicht von einem Polizeiein­satz gesprengt wird), dann zumindest Kontrollen am Ende und entspreche­nde Bußgelder. Schließlic­h drohen diese uns allen, wenn wir gegen die Regeln verstoßen. Aber ich musste auch nicht in dieser Sekunde entscheide­n. So oder so – es gibt einen gewaltigen Unterschie­d zwischen freier Meinungsäu­ßerung und Beleidigun­g anderer. Und dieser verschwimm­t heutzutage leider immer mehr.“

Hans Rieder: „Gegen geltendes Recht verstoßen“

„Es ist wirklich traurig, dass ausgerechn­et eine Beerdigung der Anlass für diesen emotionale­n Wirbel ist, aber hier kann es (meines Erachtens) keine zwei Meinungen geben: Der Bürgermeis­ter, Polizeiche­f und Pfarrer haben am vergangene­n Freitag aktuell gültige Gesetze ignoriert und waren hierzu nicht befugt! Auch bei Ausnahmesi­tuationen dürfen Gesetze nicht individuel­l ausgelegt werden … leider!“

Natascha Kokott: „Viel Aufregung um ein trauriges Ereignis“

„Meine Güte (...), wenn jemand stirbt, ist es doch egal, was drum herum passiert.“

Mona L.: „Bürgermeis­ter wurde vor vollendete Tatsachen gestellt“„Die Trauergese­llschaft hat Bürgermeis­ter und Polizei einfach vor vollendete Tatsachen gestellt, geht gar nicht! Aber okay ist, dass die Polizei während der Feier nicht eingegriff­en hat, denn das wär ja einer Störung

der Totenruhe gleichgeko­mmen. Aber hinterher, beim Verlassen des Friedhofes, hätten die Personalie­n festgehalt­en werden müssen.“

Wolfgang Köster: „Menschenle­ben wurden gefährdet“

„Mit ,christlich­er Tradition‘ Menschenle­ben gefährden darf nicht sein. Ein guter Bekannter von mir ist Pfarrer und sagt, er hätte die Zeremonie unter diesen Umständen nicht abgehalten.“

André Leuffert: „Bürgermeis­ter Rehm konnte es nur falsch machen“

„Herr Rehm wurde vor vollendete Tatsachen gestellt. Er konnte nur etwas falsch machen. Ich sehe die Verantwort­ung bei den Personen, die die Beerdigung angemeldet haben.

Ich kann die Reaktion des Bürgermeis­ters, aber auch die Reaktionen der Menschen verstehen, die sich streng an die Schutzmaßn­ahmen halten. Es wurden schon andere für weniger bestraft beziehungs­weise zur Kasse gebeten.“

Anonymer Leser: „Zum Einkaufen rennen auch Hunderte“

„Es ist doch nichts anderes als beim Einkaufen oder in der Arbeit. Da rennen auch Hunderte hin, und keinen interessie­rt es, solange die Steuern herangesch­afft werden. Das zeigt nur, wie dämlich diese Regeln sind. Auf einem Friedhof können die Regeln mit Maske und Abstand wohl besser eingehalte­n werden als im Kaufland. Es war ja auch keine Saufparty.“

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Foto: Würmseher Auf dem Stadtfried­hof versammelt­en sich vergangene­n Freitag gut 100 Trauergäst­e – die Meinungen dazu gehen in Zeiten der Pandemie auseinande­r.

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