Beerdigung: Verständnis und Kopfschütteln
Rains Bürgermeister Karl Rehm hat eine bereits laufende Trauerfeier mit 100 Gästen trotz Corona genehmigt. Aus der Not heraus. Die Meinungen dazu gehen auseinander
Rain Die Beerdigung mit 100 Trauergästen auf dem Rainer Stadtfriedhof, die am Freitag stattfand, hat von Anfang an viele Reaktionen hervorgerufen. Teils zeigen die Leser, die sehr zahlreich auf die Berichterstattung geantwortet haben, Verständnis für die von Bürgermeister Karl Rehm in Abstimmung mit der Polizei erteilte Ausnahmegenehmigung – teils herrscht aber auch Kopfschütteln darüber.
Eine Auswahl aus den seriösen Äußerungen unter den vielen Zuschriften zu diesem Thema:
Marion SegnitzerKönig (Anmerkung der Redaktion: Sie ist Stadträtin): „Im mer leicht, vom Sofa aus zu urteilen“„Es ist immer leicht, vom heimischen Sofa aus zu urteilen – mit dem Handy in der Hand und ausgestattet mit viel Zeit, das Für und Wider abzuwägen.
Ja, ich hätte mir auch einen anderen Ablauf gewünscht. Wenn schon nicht die Auflösung (es ist vollkommen nachvollziehbar, dass eine Trauerfeier nicht von einem Polizeieinsatz gesprengt wird), dann zumindest Kontrollen am Ende und entsprechende Bußgelder. Schließlich drohen diese uns allen, wenn wir gegen die Regeln verstoßen. Aber ich musste auch nicht in dieser Sekunde entscheiden. So oder so – es gibt einen gewaltigen Unterschied zwischen freier Meinungsäußerung und Beleidigung anderer. Und dieser verschwimmt heutzutage leider immer mehr.“
Hans Rieder: „Gegen geltendes Recht verstoßen“
„Es ist wirklich traurig, dass ausgerechnet eine Beerdigung der Anlass für diesen emotionalen Wirbel ist, aber hier kann es (meines Erachtens) keine zwei Meinungen geben: Der Bürgermeister, Polizeichef und Pfarrer haben am vergangenen Freitag aktuell gültige Gesetze ignoriert und waren hierzu nicht befugt! Auch bei Ausnahmesituationen dürfen Gesetze nicht individuell ausgelegt werden … leider!“
Natascha Kokott: „Viel Aufregung um ein trauriges Ereignis“
„Meine Güte (...), wenn jemand stirbt, ist es doch egal, was drum herum passiert.“
Mona L.: „Bürgermeister wurde vor vollendete Tatsachen gestellt“„Die Trauergesellschaft hat Bürgermeister und Polizei einfach vor vollendete Tatsachen gestellt, geht gar nicht! Aber okay ist, dass die Polizei während der Feier nicht eingegriffen hat, denn das wär ja einer Störung
der Totenruhe gleichgekommen. Aber hinterher, beim Verlassen des Friedhofes, hätten die Personalien festgehalten werden müssen.“
Wolfgang Köster: „Menschenleben wurden gefährdet“
„Mit ,christlicher Tradition‘ Menschenleben gefährden darf nicht sein. Ein guter Bekannter von mir ist Pfarrer und sagt, er hätte die Zeremonie unter diesen Umständen nicht abgehalten.“
André Leuffert: „Bürgermeister Rehm konnte es nur falsch machen“
„Herr Rehm wurde vor vollendete Tatsachen gestellt. Er konnte nur etwas falsch machen. Ich sehe die Verantwortung bei den Personen, die die Beerdigung angemeldet haben.
Ich kann die Reaktion des Bürgermeisters, aber auch die Reaktionen der Menschen verstehen, die sich streng an die Schutzmaßnahmen halten. Es wurden schon andere für weniger bestraft beziehungsweise zur Kasse gebeten.“
Anonymer Leser: „Zum Einkaufen rennen auch Hunderte“
„Es ist doch nichts anderes als beim Einkaufen oder in der Arbeit. Da rennen auch Hunderte hin, und keinen interessiert es, solange die Steuern herangeschafft werden. Das zeigt nur, wie dämlich diese Regeln sind. Auf einem Friedhof können die Regeln mit Maske und Abstand wohl besser eingehalten werden als im Kaufland. Es war ja auch keine Saufparty.“