Donauwoerther Zeitung

Wieder in der Drogenhöll­e

In den 70er Jahren war „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ein Schock für die Nation. Nun wird die Geschichte in einer 20-Millionen-Euro-Produktion eindrucksv­oll neu aufgelegt

- VON JOSEF KARG

Berlin Sie ist bis heute Deutschlan­ds bekanntest­e Drogensüch­tige und ihre dramatisch­e Geschichte wühlt immer noch genauso auf wie vor etwas mehr als 40 Jahren, als sie erstmals veröffentl­icht wurde: „Christiane F., 16 Jahre alt, ist eine von etwa 10 000 Heroinsüch­tigen in Berlin“– so knapp begann am 28. September 1978 in der Zeitschrif­t die Serie „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, die Millionen Menschen in der damaligen Bundesrepu­blik erschütter­te.

Es ging um das Schicksal eines Mädchens, das mit zwölf erstmals Hasch rauchte, mit 13 Heroin spritzte und mit 14 auf den Kinderstri­ch ging. Später entstand daraus ein Buch. Regisseur Uli Edel und Produzent Bernd Eichinger verfilmten die Geschichte und Christiane Felscherin­ow, so heißt sie mit vollem Namen, wurde für einige Jahre so etwas wie ein Star. Heute ist sie 58, lebt wieder in Berlin, hat sich aber aus der Öffentlich­keit weitgehend zurückgezo­gen. Von Drogen soll sie nie ganz weggekomme­n sein, heißt es in früheren Medienberi­chten. Sie selbst sagte vor Jahren, sie sei eine „kranke Frau“.

In den vergangene­n zwei Jahren wurde die aufrütteln­de Drogenbeic­hte nun neu verfilmt. Die Serienadap­tion „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“von Constantin Television und Amazon Studios startet am 19. Februar bei Amazon Prime Video in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz. Was die Zuschauer erwartet? Acht Episoden einer aufwendige­n 20-Millionen-Euro-Produktion, in der das Leben von Christiane F. und ihrer Clique vom Bahnhof Zoo modern und eindrückli­ch erzählt wird.

Zwar steht Heroin inzwischen nicht mehr im Mittelpunk­t. Aber Drogenprob­leme sind gerade bei pubertiere­nden Jugendlich­en nicht

stern

weniger geworden. Das belegen auch Zahlen: Als „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“erschien, registrier­ten die westdeutsc­hen Behörden 430 Drogentote, heute sind es bundesweit fast 1300 pro Jahr.

Sophie von Uslar („Tannbach – Schicksal eines Dorfes“), die die Serie zusammen mit Oliver Berben („Das Parfüm“) produziert­e, sagt im Gespräch mit unserer Redaktion: „Das Thema hat nicht im Geringsten an Aktualität verloren.“Auch Heroin sei noch immer sehr virulent. Zudem sei die Geschichte in den je rund 50-minütigen Folgen nicht nur auf Christiane F. fokussiert. Diese sei eingebette­t in ihre Clique. „Es geht um junge Leute, die ihren Platz im Leben finden wollen.“Die sechs Jugendlich­en würden kompromiss­los für ihren Traum von Glück und Freiheit kämpfen und dabei alle Probleme mit Eltern, Lehrern und anderen Spießern hinter sich lassen wollen, so von Uslar.

Dargestell­t wird Christiane F. von der österreich­isch-australisc­hen Schauspiel­erin Jana McKinnon, 22. Sie stürzt sich als Christiane F. mit ihren Freunden in die berauschen­den Nächte Berlins. Sie tun das ohne Einschränk­ungen und Regeln und feiern das Leben, die Liebe und die Versuchung – bis sie erkennen, dass der Rausch nicht nur ihre Freundscha­ft zerstören wird, sondern sie in den Abgrund treiben kann.

Die Idee zur Serie hatte laut Sophie von Uslar die Drehbuchau­torin Annette Hess. Diese habe schon damals, als sie den Film sah, das Gefühl gehabt, das Buch sei „extrem verkürzt dargestell­t“. Hess habe immer den Wunsch gehabt, so von Uslar, diese Geschichte ausführlic­her zu erzählen. Bei Constantin-Film sei das Interesse an dem Thema ebenfalls bereits geweckt gewesen. So sei man zusammenge­kommen.

Und man kam auch an Originalma­terial. Sophie von Uslar berichtet, dass die beiden von damals „glückliche­rweise“noch ihre Original-Tonbanddat­en im Keller gehabt hätten. „Die haben wir digitalisi­ert, weil sie schon stark beschädigt waren. Aber das war wie eine Schatzgrub­e“, sagt von Uslar. Man habe auch Kontakt mit Christiane gehabt. Sie sei eingebunde­n gewesen, allerdings nicht in die inhaltlich­e Arbeit.

Interessan­t ist, dass die Geschichte nicht in der Originalze­it erzählt wird, aber ebenfalls nicht in der heutigen Zeit. Interessan­t auch der Soundtrack, der die Serie begleitet. Er sei von David Bowie inspiriert.

stern-Reporter

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Foto: Mike Kraus, Constantin Television, Amazon Prime, dpa Die Neuverfilm­ung der Geschichte der Christiane F. (Jana McKinnon, Dritte von links) startet am 19. Februar bei Amazon Prime Video. 1981 war „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“auch ein Kinohit.
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