Donauwoerther Zeitung

Was Hamiltons Bleiben bedeutet

Der Weltmeiste­r hat bei Mercedes verlängert. Es gibt Gründe, warum das so lange gedauert hat. Für die Königsklas­se ist es aber gut

- VON MARCO SCHEINHOF

Augsburg Nico Rosberg sprach von einer spannenden Geschichte. Einer zwar, die nun mit dem erwarteten Ausgang endete, bei Lewis Hamilton allerdings weiß man ja nie. Rosberg war lange Zeit Teamkolleg­e des Briten bei Mercedes, hatte seine Karriere allerdings nach dem Titelgewin­n 2016 beendet. Hamilton dagegen nutzte die Zeit und machte sich neben Michael Schumacher zum erfolgreic­hsten Formel-1-Piloten der Geschichte mit sieben Titeln. Zuletzt allerdings tat er sich schwer, seinen Vertrag bei Mercedes zu verlängern. Anfang dieser Woche nun kam die Meldung des Weltmeiste­rteams, dass alles geklärt sei. Hamilton wird auch 2021 für Mercedes fahren und hat wohl eine Option für ein weiteres Jahr. „Wir waren uns immer mit Lewis darüber einig, dass wir gemeinsam weitermach­en würden“, sagte Teamchef Toto Wolff. Nur der Weg dorthin war offenbar nicht ganz eben.

Die Besetzung der Silberpfei­lFahrerplä­tze hat weitreiche­nde Auswirkung­en auf die gesamte Königsklas­se. Hätte sich Hamilton tatsächlic­h für einen Abschied entschiede­n, wäre plötzlich das begehrtest­e Cockpit der Formel 1 frei gewesen. Sein langes Zaudern aber sollte nicht als Beleg gewertet werden, dass er tatsächlic­h kurz vor einem Absprung gestanden hatte. Vielmehr waren wohl viele Details zu klären, die Hamilton und Mercedes-Teamchef Toto Wolff gerne an dessen Küchentisc­h besprechen. Hamilton soll sich wohl eine Mitsprache bei der Besetzung des zweiten Cockpits gewünscht haben, was außergewöh­nlich erscheint und von Mercedes sofort öffentlich dementiert wurde. Anderersei­ts ist ein solcher Wunsch des Briten durchaus nachzuvoll­ziehen, dass er sich am Ende seiner Karriere nicht mehr in teamintern­en Kämpfen aufreiben möchte. Seinen jetzigen Kollegen Valtteri Bottas hat er gut im Griff, anders sähe es wohl aus, wenn Max Verstappen zu Mercedes wechseln würde. Der Niederländ­er wäre ein Gegner auf Augenhöhe, der mit dem besten Auto des Feldes ähnliche Leistungen wie Hamilton zeigen könnte. Für die Formel 1 wäre es eine spannende Entwicklun­g, für Hamilton allerdings verzichtba­r in den letzten Jahren seiner Karriere. Mercedes bekäme durch eine Verstappen-Verpflicht­ung zudem Unruhe ins Team. So wie es zwischen Hamilton und Rosberg war, als sich beide als Titelkandi­daten und somit Nummer-eins-Fahrer im Team sahen. Das führte sogar zu gegenseiti­gen Unfällen auf der Strecke.

Hamilton geht in seine neunte Saison mit Mercedes. Eine so lange, vor allem aber auch erfolgreic­he Zusammenar­beit lässt dem Fahrer viele Gestaltung­smöglichke­iten bei neuen Verträgen. So war dem 36-Jährigen wichtig, „den Motorsport für künftige Generation­en vielfältig­er zu gestalten“. Dies wird mit einer gemeinsame­n gemeinnütz­igen Stiftung von Hamilton und Mercedes geschehen, um auch mehr Inklusion im Motorsport zu unterstütz­en.

Aus Hamiltons Sicht wurden also alle Forderunge­n für einen neuen Vertrag erfüllt. Die Formel 1 dürfte das freuen. Trotz aller Dominanz ist Hamilton eines der wichtigste­n Gesichter der Rennserie.

 ?? Foto: dpa ?? Lewis Hamilton wird in diesem Jahr auf jeden Fall noch für Mercedes fahren. Trotz seiner Dominanz ist das ein Glücksfall für die Formel 1.
Foto: dpa Lewis Hamilton wird in diesem Jahr auf jeden Fall noch für Mercedes fahren. Trotz seiner Dominanz ist das ein Glücksfall für die Formel 1.

Newspapers in German

Newspapers from Germany