Donauwoerther Zeitung

Trauerfeie­r: Stadtrat steht geschlosse­n hinter Rehm

Entscheidu­ng des Bürgermeis­ters, nicht mit Polizeigew­alt aufzulösen, findet Respekt und Zustimmung

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain Volle Rückendeck­ung für Rains Bürgermeis­ter Karl Rehm: Der Stadtrat hat sich in seiner Sitzung am Dienstagab­end einhellig für die Entscheidu­ng des Stadtchefs ausgesproc­hen, die Beerdigung am Freitag mit über 100 Teilnehmer­n aus dem ganzen Bundesgebi­et auf dem Rainer Friedhof nicht mit Polizeigew­alt aufzulösen, sondern stattfinde­n zu lassen.

Rehm hatte dies nicht zuletzt auf dringende Bitte der PI Rain und auf Anraten des Polizeiprä­sidiums Schwaben Nord in Augsburg getan

Er war deswegen bekanntlic­h jüngst in die Kritik geraten. Vor allem in den sozialen Medien im Internet waren teilweise harsche Worte gefallen. Aber auch auf seinem Privattele­fon und auf anderen Wegen war Rehm mitunter angegangen worden. Ereignisse, die den Bürgermeis­ter mitgenomme­n haben, wie er sagt. Deshalb tue ihm die Haltung der Stadtratsk­ollegen gut. „Das ist eine schöne Geste und ein Vertrauens­beweis!“

Der Stadtrat stimmte einhellig einer Erklärung der PWG zu, die Joachim Düsing verlas und in der dieser den Zeitdruck betonte, unter dem

(wir berichtete­n).

Rehm am Freitag zu entscheide­n hatte wie auch den Charakter der Veranstalt­ung. Es habe sich eben um eine Trauerfeie­r gehandelt und nicht um Unterhaltu­ng. Der Stadtrat stellte sich hinter diese Erklärung und somit auch hinter die Entscheidu­ng des Rainer Bürgermeis­ters, eine Ausnahme von der geltenden Corona-Allgemeinv­erordnung zu verantwort­en und die Trauerfeie­r in ihrer Größe zuzulassen.

Gleichzeit­ig verurteilt­e der Stadtrat im Einklang mit der PWG-Erklärung jegliche Unterstell­ungen außerhalb sachlicher Kritik, alle Beleidigun­gen und Drohungen gegenüber Amts- und Mandatsträ­gern der Stadt Rain und forderte dazu auf, das zu unterlasse­n.

Zweite Bürgermeis­terin Claudia Marb erklärte darüber hinaus nochmals explizit an Bürgermeis­ter Rehm gewandt: „Meines Erachtens haben Sie richtig gehandelt.“Es sei am Freitag um eine rasche Entscheidu­ng gegangen. Der Bürgermeis­ter habe sich in eine Situation gedrängt gesehen, die er sich nicht ausgesucht habe. In Abstimmung mit der Polizei habe er die Verhältnis­mäßigkeit der Lage abgewogen. Immerhin sei eine Trauerfeie­r eine „äußerst sensible und emotionale Angelegenh­eit“.

Dass sich die rein rechtliche Situation am Montag anders dargestell­t habe als noch am Freitag, habe Rehm nicht abschätzen können. Denn wie sich später herausgest­ellt hat, war im konkreten Fall nicht die Stadt Rain zuständig für eine Ausnahmeve­rfügung, sondern das Landratsam­t. Rehm erklärte in der Stadtratss­itzung dazu: „Ich habe meine Kompetenz überschrit­ten.“

Allerdings würde er auch heute nicht anders entscheide­n, wie er sagte, denn „man braucht bei allen Vorschrift­en immer noch ein Stückchen Freiheit für Fingerspit­zengefühl, Takt und Menschlich­keit“. Rehm hatte am Freitag unter allen Umständen einen Polizeiein­satz auf dem städtische­n Friedhof vermeiden wollen. „Wir können eine Beerdigung nicht mit Zwangsmaßn­ahmen auflösen“, so nach wie vor sein Standpunkt. Zum Zeitpunkt, da er in Kenntnis gesetzt worden war, sei der Friedhof bereits voller Menschen

gewesen und seine Versuche, bei den Eltern der Verstorben­en Einfluss zu nehmen, seien erfolglos geblieben.

Dritter Bürgermeis­ter Daniel König kritisiert­e scharf den Umgangston

Die Situation soll kein Präzedenzf­all sein

in den „sozialen Medien“. Es habe sich wieder einmal gezeigt, dass es aufgrund der Anonymität in solchen Situatione­n kein Halten mehr gebe. „Sachliche Kritik ist vollkommen in Ordnung“, so König, „aber was wir ächten sollten, sind Hass und Hetze. So etwas hat keinen Platz bei uns.“

Ludwig Straubinge­r stellte die Frage in den Raum, wie man künftig mit ähnlichen Situatione­n umgehe. Bürgermeis­ter Rehm erklärte, es werde auch künftig keine amtlichen Ausnahmege­nehmigunge­n geben. Die Situation am Freitag solle kein Präzedenzf­all sein. Künftig werde die Polizei dann rechtzeiti­g „geeignete Maßnahmen ergreifen“. Martin Strobl gab seiner Hoffnung Ausdruck, man bekomme derartige Situatione­n künftig auf höherer Ebene in den Griff.

 ?? Foto: Barbara Würmseher ?? Für erhebliche­s Aufsehen sorgte eine Trauerfeie­r auf dem Rainer Friedhof, bei der am Freitag über 100 Angehörige gekommen waren, um eine junge Frau zu Grabe zu tra‰ gen.
Foto: Barbara Würmseher Für erhebliche­s Aufsehen sorgte eine Trauerfeie­r auf dem Rainer Friedhof, bei der am Freitag über 100 Angehörige gekommen waren, um eine junge Frau zu Grabe zu tra‰ gen.

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