Wie erkennt man Bio-Lebensmittel?
Essenskolumne Alle Produkte müssen nach den Vorschriften der EU-Ökoverordnung erzeugt werden. Der Einsatz von Gentechnik und Pflanzenschutzmitteln ist verboten. Verbraucher sollten auf entsprechende Siegel achten
Lebensmittel aus ökologischem Landbau haben in den letzten Jahrzehnten ihren Weg vom Nischenerzeugnis für „Ökos“zum Massenartikel für jedermann gemacht. Die ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft, ein Kerngedanke des Ökolandbaus, bringt neben dem Nutzen für die Umwelt auch direkte Vorteile für Verbraucher. Bioerzeugnisse sind beispielsweise weniger mit Rückständen belastet. Bei ihrer Verarbeitung sind zudem deutlich weniger Zusatzstoffe zugelassen. Lebensmittelskandale und eine verwirrende Vielzahl an Zeichen und Siegeln führen jedoch auch zu Verunsicherung über die tatsächliche Qualität.
Grundsätzlich müssen alle Lebensmittel, die als „bio“oder „öko“vermarktet werden, nach den Vorschriften der EU-Ökoverordnung erzeugt sein. Die Verordnung macht etwa Vorgaben für eine artgerechtere Tierhaltung. Zudem verbietet sie den Einsatz von Gentechnik, chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Stickstoffdüngern. Ihre Vorschriften gelten auch für Bioprodukte, die aus Ländern außerhalb der EU eingeführt werden. Anerkannte ÖkoKontrollstellen überprüfen, ob alle gesetzlichen Auflagen erfüllt wurden. Die Codenummer der jeweiligen Kontrollstelle ist auf dem Biolebensmittel nachzulesen. Dort findet sich auch das EU-Biosiegel, ein aus Sternen stilisiertes Blatt. Oft ist zusätzlich die bekannte sechseckige deutsche Bio-„Wabe“abgebildet. Biobetriebe werden mindestens einmal jährlich kontrolliert.
Dazu kommen weitere stichprobenartige Kontrollen, was in Summe zu einer höheren Überwachungsdichte als im konventionellen Bereich führt. Vorsicht: Produkte, die mit Slogans wie „Aus kontrolliertem Anbau“oder „Aus umweltschonender Landwirtschaft“werben, sind nicht automatisch biozertifiziert.
Bioanbauverbände wie Demeter, Naturland oder Bioland dürfen zusätzlich ihr eigenes Logo auf ihren Produkten anbringen. Die Verbände haben eigene Richtlinien, die über die Vorgaben der EU-Ökoverordnung hinausgehen. So gibt es etwa detailliertere Vorschriften zu den Haltungsbedingungen und Futtermitteln für Tiere. Oft sind die Verbände auch Vorreiter: Manche bemühen sich etwa um die Züchtung von Zwei-Nutzungs-Rassen bei Hühnern als Alternative zum Kükentöten. Andere beteiligen sich an Projekten zur kuhgebundenen
Kälberaufzucht. Dabei werden die Kälber von Milchkühen nicht wie üblich nach der Geburt von der Mutter getrennt.
Wer umweltfreundlich einkaufen möchte, sollte jedoch nicht nur auf Siegel achten. Denn die EU-Ökoverordnung bildet nicht alle Dimensionen einer nachhaltigen Erzeugung ab. Sie enthält etwa keine Vorschriften zur Verpackung. Biomöhren im Folienbeutel oder Biobirnen in der Hartplastikschale sind immer noch weit verbreitet. Erst langsam findet im Zuge des immer größer werdenden Entsorgungsproblems ein Umdenken statt. Beispielsweise wird Lasertechnik genutzt, um das Biosiegel auf Kürbisoder Melonenschalen einzubrennen. Auch Banderolen und Aufkleber, etwa auf Biogurken, ersetzen zunehmend Folienverpackungen.
Die Regionalität von Lebensmitteln ist bislang nicht in der EUÖkoverordnung berücksichtigt. Wer lange Transportwege vermeiden will, sollte zusätzlich auf Herkunftsangaben wie das bayerische Biosiegel achten. Auch die Jahreszeit spielt eine Rolle: Saisonal geerntetes Obst und Gemüse hat in der Regel die bessere Ökobilanz. Jetzt, im Februar, ist es also ökologischer, zu Wintergemüse wie Kohl, Feldsalat und Pastinaken anstelle von Paprika, Tomaten oder Gurken zu greifen.
Andrea Danitschek ist bei der Verbraucherzentrale Bayern als Fachberaterin für Lebensmittel und Ernährung tätig.