Donauwoerther Zeitung

Beim Baden auf Nummer sicher gehen

Im Landkreis rüsten sich mehrere Kommunen, ihre Badestelle­n zu untersuche­n und gegebenenf­alls den notwendige­n Sicherheit­sstandards anzupassen. Warum das notwendig ist

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Landkreis/Münster Während sich in diesen Tagen draußen der Winter immer wieder aufbäumt und mit Eis, Schnee und Kälte alles andere als Lust auf Schwimmen im Baggersee macht, beschäftig­en sich doch manche Kommunen schon jetzt mit diesem Sommer-Thema. Der Grund: In diesen natürliche­n Gewässern lauern Gefahren, die immer wieder zu tragischen Unglücken führen. Abrutschen­de Ufer, steile Abbruchkan­ten, Schlingpfl­anzen, trübes Wasser, überrasche­nde Strömungen, schlammige­r Grund, geringe Wassertief­e, fehlerhaft­e Badeeinric­htungen ...

Passiert dann ein Unglück, so geht es in erster Linie um menschlich­e Tragödien. Aber in zweiter Linie stehen dann auch die Betreiber dieser Badestelle­n – also in der Regel Städte und Gemeinden – in der Haftungspf­licht. Gerichtsur­teile sprechen hier eine eindeutige Sprache. Und da gilt es, rechtzeiti­g vorzubeuge­n.

Aktuell kooperiere­n die Gemeinden Bäumenheim, Genderking­en, Münster, Tapfheim, Oberndorf und Mertingen mit Wasserwach­t und Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellscha­ft (DLRG), um durch größtmögli­che Absicherun­g auch maximalen Komfort und Badespaß zu erhalten. Sie nutzen das Projekt „ILSE“(Internatio­nal Live Saving Federation Europe), das Gutachten und Zertifikat­e erstellt.

Grundsätzl­ich gibt es zwei Möglichkei­ten, den Gefahren an Badestelle­n/Baggerseen zu begegnen: Man verbietet deren Nutzung und baut bereits vorhandene Infrastruk­tur wie Schwimmins­el, Sprungbret­ter, Toilettenh­äuschen, ja Strandqual­itäten aller Art ab. Etwas was erklärterm­aßen niemand so haben möchte. Oder aber die Gemeinden rüsten sich, um die größtmögli­che Sicherheit herzustell­en.

Für die Wasserwach­t im Landkreis Donau-Ries ist das keine Frage. Sie unterstütz­t alles, was Schwimmen gut und sicher macht und hat ohnehin als erklärtes Ziel, so viele Menschen wie möglich wassertaug­lich zu machen. Schwimmunt­erricht und Schwimmfäh­igkeit sollen gefördert und gestärkt werden. Daher vermittelt sie zusammen mit der Deutschen Lebensrett­ungsgesell­schaft das Programm von ILSE, um Kommunen bei der so genannten Verkehrssi­cherungspf­licht zu unterstütz­en. „Wir sehen uns als Partner der Kommunen“, sagt Michael Haller, Vorsitzend­er der Kreis-Wasserwach­t. „Wir dürfen keine Rechtsbera­tung geben, aber Empfehlung­en aus unserem reichen Wasserrett­ungs-Erfahrungs­schatz.“Mit im Boot ist auch das Team um Rolf Bergdolt, den Ortsverban­dsvorsitze­nden der DLRG-Ortsgruppe Mönchsdegg­ingen.

Die Frage, die die an ILSE teilnehmen­den Gemeinden derzeit beschäftig­t, lautet: Im welchem Umfang müssen sie jeweils handeln, um Gefahren so gut wie möglich zu eliminiere­n. Alle sechs teilnehmen­den Kommunen haben inzwischen ihre Gutachten für insgesamt neu Badestelle­n bekommen, besprechen diese in den Ratssitzun­gen und nehmen die notwendige­n Maßnahmen in Angriff. Die Zertifikat­e, die sie am Ende dann dafür bekommen werden, haben, so Michael Haller, im Notfall auch vor Gericht Bestand.

Jüngst hat sich beispielsw­eise der Gemeindera­t in Münster auf der Basis dieser Risiko-Analyse von ILSE mit der Sicherheit seines Bauernweih­ers auseinande­rgesetzt. Er ist die einzige ausgewiese­ne Badestelle der Gemeinde. Dort gibt es an Infrastruk­tur eine Schwimmins­el mit Sprungbret­t, Nichtschwi­mmerbereic­h mit Flachwasse­rzone, Liegewiese, Sandspielp­latz, zwei Feuerstell­en, einen Rettungsri­ng, Parkplätze, Mülleimer und mehrere Hinweis- beziehungs­weise Verbotssch­ilder.

Da die Schwimmins­el als „leicht gefährlich“eingestuft wird, soll sie nun eingeholt und überprüft werden. Regelmäßig­e Kontrollen sind notwendig, so Bürgermeis­ter Jürgen Raab. Dasselbe gilt auch für den Rettungsri­ng und für die Liegewiese, die immer wieder auf Glasscherb­en und ähnliches untersucht werden soll. Das Sprungbret­t muss entfernt werden, da es als zu gefährlich gilt. Sollte die Anzahl der Badegäste pro Tag auf über 50 ansteigen, müssen zwei Rettungssc­hwimmer vor Ort sein.

Das Gelände um den Bauernweih­er muss telefonisc­h erreichbar sein. Auch hier soll regelmäßig sicher gestellt werden, dass das Handy-Netz funktionie­rt. Vor der Slipanlage soll es ein Parkverbot geben, damit die Wasserwach­t sowohl zu Übungen, als auch im Ernstfall unverzügli­ch Rettungsbo­ote zu Wasser lassen kann. Eine große Informatio­nstafel wird angebracht, auf der alle notwendige­n Verhaltens­regeln und Daten zusammenge­fasst werden.

Die beiden Feuerstell­en liegen, so Bürgermeis­ter Raab, relativ nahe am Wald. Hier soll die Feuerwehr überprüfen, ob sie unter Umständen an andere Orte verlegt werden müssen. Alle Anstrengun­gen und Vorsichtsm­aßnahmen müssen regelmäßig dokumentie­rt werden.

Die Gemeinde Münster geht diesen Weg aus der Überzeugun­g heraus weiter, dass der Badeweiher ein wichtiger Faktor zur Naherholun­g ist. Drüber hinaus ist es, so Jürgen Raab, „das Allerwicht­igste, dass nichts passiert“.

 ?? Archivfoto: Manuel Wenzel ?? Der Bauernweih­er in Münster ist im Sommer ein beliebter Treffpunkt für Badegäste. Um den Badespaß so sicher wie möglich zu machen, nimmt die Gemeinde Münster wie auch andere Kommunen an einem Programm teil.
Archivfoto: Manuel Wenzel Der Bauernweih­er in Münster ist im Sommer ein beliebter Treffpunkt für Badegäste. Um den Badespaß so sicher wie möglich zu machen, nimmt die Gemeinde Münster wie auch andere Kommunen an einem Programm teil.

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