Turnhalle Mertingen bleibt ein heißes Eisen
Das Gebäude in Mertingen soll erst einmal in einer zweiten Phase auf Vordermann gebracht werden. Warum das Thema „Neubau“allerdings nicht auf Eis gelegt werden soll
Mertingen Die Sanierung der 40 Jahre alten Mertinger Turnhalle geht in eine zweite Runde. So jedenfalls hat es jüngst der Gemeinderat beschlossen (wir berichteten). Vorausgegangen war eine emotionale Debatte, denn fast die Hälfte des Gremiums hätte es lieber gesehen, einen Neubau zu erstellen. „Das wäre eine Geldverschwendung gewesen“, sagt Kurt Niebler (PWG/Freie Wähler). Der weitere Bürgermeister – so der offizielle Titel - verweist auf den ersten Abschnitt der Sanierung, als man bereits wichtige Ausstattungen saniert habe.
Um die Bedeutung der Diskussionen zu verstehen, lohnt ein Blick zurück: Die ersten Ideen für eine Sanierung machten 2013 die Runde. Gedacht war eine Generalsanierung bis hin zu einem neuen Dach. Nach etlichen Beratungen einigte sich der Gemeinderat seinerzeit auf eine abgespeckte Sanierungs-Version: Holzboden, Prallwände, Böden und die Fußbodenheizung wurden erneuert. Nun aber, so Niebler, habe man im Zuge der Corona-Pandemie die Lüftungsanlage näher inspiziert. Das Ergebnis: Sie ist an ihrem Leistungsende und muss ausgetauscht werden. Hinzu kam, dass sich in den sanitären Anlagen Legionellen eingenistet haben. Die Folge: Die Halle kann derzeit weder als Veranstaltungsort noch für den Vereinssport genutzt werden. Der Schulsport ist nur eingeschränkt möglich. „Die Halle ist ansonsten in einem guten Zustand“, sagt Niebler, der Inhaber eines Architekturbüros ist und in der Halle selbst gerne Tischtennis spielt. Die Halle jetzt deshalb abzureißen, wäre aus seiner Sicht schlichtweg unvernünftig.
„Wir wollen die Halle bald wieder nutzen können“, erklärt Bürgermeister Veit Meggle. Man werde alles unternehmen, um die nun beschlossene Sanierungsmaßnahme noch in diesem Jahr zum Abschluss zu bringen. Die Kosten für die Sanierung werden auf 350.000 Euro geschätzt, zuzüglich von 67.000 Euro für die Planung. Die neue Lüftung könnte eine Energieeinsparung von 20 Prozent ermöglichen, was einen staatlichen Zuschuss nach sich ziehen würde.
In einer Stellungnahme macht der Mertinger SPD-Gemeinderat Daniel Becht seine Meinung zum Thema Turnhalle klar. Er hatte zuletzt im Gemeinderat – wie sechs andere Kollegen – für einen Neubau plädiert, während zehn Räte für eine Sanierung simmten. Schon während seiner Grundschulzeit seien Forderungen nach einem Neubau laut geworden, so Becht. Was er allerdings überhaupt nicht nachvollziehen könne, seien Aussagen von Gemeinderatskollegen, wie zum Beispiel „Die Turnhalle genügt vollends unseren Ansprüchen“. Dem könne er so nicht zustimmen. „Die Problematik mit Legionellen und Lüftungsanlage ist bereits seit dem Sommer 2020 bekannt. Spätestens hier hätte man ansetzen können, um eine Bedarfsanalyse bei Vereinen und Firmen durchzuführen, Kosten und Planungszeit für einen Neubau zu ermitteln oder um festzustellen, welche weiteren Sanierungskosten in den kommenden Jahren auf die Kommune zukommen würden.“Vernünftig wäre es aus Sicht des SPD-Gemeinderats, jetzt nur das Notwendigste zu sanieren und sofort mit den Planungen für einen Neubau zu beginnen. Bürgermeister Meggle sieht die Forderung insofern erfüllt, „dass wir nur das Notwendigste erneuern“.
Meggle will unabhängig von der Sanierung den Bedarf für einen Neubau abklären. Dazu sei aber eine Vorlaufzeit notwendig. Auch über den Standort müsse nachgedacht werden. Zu den Akten legen will er das Thema nicht, aber für den Prozess der Meinungsbildung müsse man sich Zeit nehmen. Johannes Bschorer (PWG/Freie Wähler) hatte auch eine nicht mehr ganz neue Idee wieder ins Gespräch gebracht: eine gemeinsame Mehrzweckhalle von Mertingen und Bäumenheim.