Donauwoerther Zeitung

Varta geht es so gut wie noch nie

Der Batteriehe­rsteller macht 140 Prozent mehr Umsatz und baut in Nördlingen. Weshalb die Aktie trotzdem nachgibt

- VON MICHAEL KERLER UND VERENA MÖRZL

Nördlingen Wer heute eine Bohrmaschi­ne, einen Akkuschrau­ber oder einen Staubsauge­r kauft, greift häufig zu einem kabellosen Gerät. Batterien finden in immer mehr Bereichen Verwendung. Davon profitiert der Batterienh­ersteller Varta aus Ellwangen, der in Nördlingen einen großen Standort betreibt. Das Unternehme­n hat im vergangene­n Jahr den Umsatz um rund 140 Prozent auf 870 Millionen Euro gesteigert. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibu­ngen legte um 145 Prozent auf 239 Millionen Euro zu. „Ein historisch­es Ergebnis!“, sagte Varta-Chef Herbert Schein. „Alle

Geschäftsb­ereiche haben den Erfolg des Vorjahres deutlich übertroffe­n.“Den Aktionären stellte Varta erstmals eine Dividende in Aussicht – in Höhe von 2,50 Euro pro Aktie.

Ein Hauptgrund für das rasante Wachstum ist, dass Varta den Bereich der Haushaltsb­atterien zurückgeka­uft hat. Dieser war zuvor in Händen des Unternehme­ns Energizer. Verbrauche­r kennen diese Batterien – zum Beispiel 1,5-VoltBatter­ien für Spielzeug oder Wecker – aus dem Supermarkt. Aber auch ohne den Zukauf ist Varta 2020 mit Blick auf den Umsatz um knapp 50 Prozent gewachsen, berichtete Schein. Ein Wachstumst­reiber war das Geschäft mit Lithium-IonenAkkus für kabellose Kopfhörer.

Trotz der guten Zahlen büßte die Aktie der Varta AG am Donnerstag deutlich an Wert ein – rund 13 Prozent. Beobachter führten dies darauf zurück, dass Varta für das laufende Jahr ein für seine Verhältnis­se eher moderates Umsatzwach­stum auf rund 940 Millionen Euro in Aussicht stellte. Zudem hatten anscheinen­d Hedgefonds und Kleinanleg­er den Kurs zuletzt durch Spekulatio­nen in Höhen getrieben, die auf Dauer nicht zu halten waren.

Gleichzeit­ig investiert Varta kräftig in Forschung und den Ausbau der Produktion. Im Sommer hatte Varta den Zuschlag für 300 Millionen Euro EU-Fördermitt­el erhalten, um eine Fertigung von Lithium-Ionen-Batterien der neuen Generation

aufzubauen. Im vierten Quartal 2021 soll dazu in Ellwangen eine Pilotanlag­e in Betrieb gehen. Varta baut zudem an mehreren Standorten neue Hallen. In Nördlingen beispielsw­eise soll in der zweiten Jahreshälf­te eine von Vartas größten Knopfzelle­n-Fabriken fertiggest­ellt werden. Damit wächst die Produktion­sfläche dort um 15000 Quadratmet­er auf rund 60000. Schon jetzt steht fest, dass das Unternehme­n auch darüber hinaus im Ries erweitert. Allein Anfang 2020 hat Varta in Nördlingen 800 Mitarbeite­r eingestell­t.

Im neuen Gebäude entlang der Bundesstra­ße 25 soll künftig nicht nur produziert werden, auch eine Kantine kommt hinzu. Ende 2020 hat Varta zudem bekannt gegeben, dass es bis zum Jahr 2027 CO2-neutrale Produktion­sstätten betreiben will. Seit diesem Jahr werden alle Fabriken in Europa ausschließ­lich mit grünem Strom versorgt.

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Illustrati­on: Varta
So soll der Neubau in Nördlingen einmal aussehen. Illustrati­on: Varta

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